Die Doktorarbeit von Sahra Wagenknecht umfasst 327 Seiten, 312 Quellen, 54 Diagramme und über 200 mathematische Formeln. Vollständig in englischer Sprache verfasst, trägt sie den Titel The Limits of Choice. Saving Decisions and Basic Needs in Developed Countries. Wagenknecht hat diese Arbeit an der Technischen Universität Chemnitz unter der Betreuung von Prof. Fritz Helmedag verfasst und wurde am 30.10.2012 mit der Note magna cum laude zum Dr. rer. pol. promoviert. Um den Doktortitel öffentlich tragen zu können, wird die Doktorarbeit dieser Tage im Campus-Verlag veröffentlicht.
Wagenknecht geht darin der Frage nach, wie die Relation zwischen verfügbarem Einkommen und Sparverhalten der Menschen mathematisch dargestellt respektive prognostiziert werden kann. Sie erörtert die Tauglichkeit gängiger Erklärungsversuche, wie etwa das LCPIH-Modell. Hier wird davon ausgegangen, dass Haushalte ihr Konsum- und Sparverhalten langfristig so optimieren, dass Sparbemühungen immer nur dazu dienen, zukünftigen Konsum zu ermöglichen. Oft wird beispielsweise Geld gespart, um im Falle einer plötzlich eintretenden vorübergehenden Arbeitslosigkeit den jetzigen Lebensstandard möglichst aufrechterhalten zu können.
Die Vorhersagen des LCPIH-Modells verändern sich dramatisch, wenn man anstatt des Verhältnisses zwischen Einkommen und Sparrate die Relation zwischen dem Einkommen abzüglich des Existenzminimums und der Sparrate nimmt und davon ausgeht, dass die Bereitschaft zum Konsum zunimmt, je deutlicher das verfügbare Einkommen über dem Existenzminimum liegt. Dann wirken sich politische Initiativen, die das Einkommen der Menschen zumindest zeitweise deutlich über das Existenzminimum heben, auch stimulierend auf den Konsum aus. Aber selbst wenn man die gängigen Modelle modifiziert, sind sie nicht in der Lage, die großen Unterschiede im Sparverhalten zwischen den Gering- und Vielverdienern zu erklären. Während Geringverdiener traditionell nahezu nichts sparen können, ist es den Vielverdienern möglich, viel zu sparen. Keines der gängigen Modelle bildet diese Kluft zuverlässig ab. Trotz der deutlichen politischen Implikationen des Themas rückt die Verfasserin politische Motive in den Hintergrund: „It is not a concern of this book to scrutinise policy implications, but they should at least be mentioned.“ Nachdem Wagenknecht Stärken und Schwächen und in Summe die weitgehende Unbrauchbarkeit bestehender Theorien wie des LCPIH und des Buffer-Stock-Modells herausgearbeitet hat, kommt sie zum Kern ihrer Arbeit.
Hier schlägt sie eine einfache Faustregel vor, mit der sich Sparentscheidungen abbilden lassen sollen. Mathematisch ausgedrückt sieht Wagenknechts einfache Faustregel so aus:
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Hierbei stellt Yj(t) das nominelle Einkommen des Verbrauchers dar. C*(t) ist die Summe der lebensnotwendigen Güter zu ihrem gegenwärtigen Preis. α1(t) stellt die Bereitschaft dar, etwas vom frei verfügbaren Einkommen zu sparen. α2(t) stellt die Neigung dar, Ersparnisse aufzubrauchen aufgrund einer etwaigen Differenz zwischen den Grundbedürfnissen und dem verfügbaren Einkommen.
An dieser Stelle möchte ich die fachliche Beurteilung von Wagenknechts Ergebnissen denjenigen überlassen, die mit der Materie besser vertraut sind. Es fällt allerdings auf, dass ihre eigene Hypothese, die sie selbst als „oversimplified” bezeichnet, im Vergleich zu den von ihr angeführten Konzepten von weltberühmten Ökonomen von Dixit bis Stiglitz selbst für Laien relativ gut nachvollziehbar und verständlich ist. Gegen Verständlichkeit ist grundsätzlich nichts zu sagen. Fraglich ist aber, ob Wagenknechts einfache Faustregel die Volkswirtschaftslehre entscheidend weiterbringt in dem Versuch, das Sparverhalten der Menschen zu erforschen. Das müssen aber wie gesagt andere entscheiden.
Bleibt mir nur festzuhalten, dass die sprachliche Darstellung der Arbeit hervorragend ist. Nicht zuletzt dafür, dass sie auf Englisch verfasst ist, gebührt der Autorin größter Respekt. Die Arbeit ist durchaus fehlerarm, aber eben nicht frei von Druckfehlern. So lesen wir auf Seite 145: „The traditional Keynesian macroeconomic approach has often been accused for a lack of explanatory power.” Das Verb accuse mit der Präposition for? Webster‘s Unabridged Dictionary kennt nur accuse of. Das ist selbstverständlich kein Weltuntergang, es passt aber irgendwie in das Gesamtbild dieser Veröffentlichung: Eine Person des öffentlichen Lebens hat mit größter Akribie neben ihrer beruflichen Tätigkeit eine fundierte Arbeit in einer Fremdsprache verfasst, die in den entsprechenden Expertenkreisen sicherlich für Aufsehen sorgen wird, und was macht der Campus-Verlag? Veröffentlicht diese Doktorarbeit völlig sang- und klanglos (beinahe schon heimlich!) in einer schmucklosen Paperback-Auflage und gönnt dem Projekt nicht einmal ein perfektes Lektorat. Das ist nicht nachvollziehbar.
So kann man nur hoffen, dass diese Arbeit trotzdem eine interessierte Leserschaft erreicht und ihr die Aufmerksamkeit zuteil wird, die sie verdient. Und noch etwas: Wenn man dieser Tage die Doktorarbeit eines prominenten deutschen Politikers rezensiert, kommt man leider nicht umhin, die böse P-Frage zu stellen. Im Fall von Sahra Wagenknechts Dissertation kann ich allerdings zumindest partiell Entwarnung geben. Bei der Eingabe von
http://imageshack.com/a/img31/8924/ckpm.png
bleibt Google stumm.
The Limits of Choice: Saving Decisions and Basic Needs in Developed Countries
Sahra Wagenknecht Campus 2013, 327 S., 39,90 €
Stefan Mönke studiert an der Fachhochschule für Finanzen des Landes Brandenburg in Königs Wusterhausen
Kommentare 91
Lieber Stefan,
stützt sich diese Arbeit ausschliesslich auf Sekundärliteratur, oder sind bspw. empirische Untersuchungen von Niedrigverdienern (Hartz IV und anderen) herangezogen worden, bei denen "Entsparen" in irgendeiner Form vorliegen muss, da das verfügbare Einkommen unterhalb des Existenzminimums liegt.
In "Dritte Welt"-Ländern treten folgende Fälle auf: 1. Es werden Kredite aufgenommen von Bekannten oder Familienmitgliedern oder auf Kosten der Genannten gelebt. 2. Es wird bei den Basisbedürfnissen gespart, Unterkunft, Kleidung, Transport, Gesundheit, Erziehung/Ausbildung und schliesslich auch Nahrung und es kommt zu temporärer oder chronischer Unterernährung mit entsprechender Morbidität und Mortalität. 3. Es wird zu "illigalem" Erwerb gegriffen: Bei Frauen in der Regel Prostitution, bei Männern Diebstahl, Drogenhandel, usw. 4. Auswanderung
Interessant wäre zu untersuchen, wie sich die deutschen 30% "Armen" verhalten, deren verfügbares Einkommen nicht für die Aufrechterhaltung eines würdigen Lebensniveaus ausreicht. Wie sieht das "Entsparen" dieser Menschen, zum Grossteil "beneficiaries" der Schröder/Fischerschen Agenda 2010, aus und welche sozialen Konsequenzen erwachsen für diese Menschen bzw. Familien.
Interessant für die Mittelschicht und Oberschicht, deren Sparquote positiv ist, ist der internationale Vergleich: Da gibt es gewaltige kulturelle Unterschiede. Die einen verprassen das Gesparte noch in der jeweiligen Generation, die anderen akkumilieren für zukünftige Generationen (siehe Max Weber: Protestantische Ethik, Vergleiche zwischen Nord- und Südeuropa, Schweiz usw.). Das wäre auch interessant in der Diskussion um Ungleichgewichte innerhalb der Eurozone.
Für Deutschland ist jedoch absolut vordringlich, das "Entsparverhalten" des Niedriglohnsektors zu untersuchen. Hat Wagenknecht dazu etwas gesagt oder höflich geschwiegen? Gibt es da einen empirischen Teil in ihrer Arbeit? Diesen braucht man dringend, um auf die Agenda 2010-Verirrungen zu reagieren und diese nicht durch noch schlimmere Agenda 2020-Verwerfungen auf die Spitze zu treiben, um Deutschland endgültig in "Dritte Welt"-Verhältnisse zu katapultieren.
LG, CE
Bei der Eingabe von *** weist Goole ungefähr 5.030 Ergebnisse in 0,44 Sekunden aus...
Ein Gutachten?
Ich hatte mich schon beim Lesen des Artikels in der Print-Ausgabe gefragt, ob Gutachten hier nicht zu hoch greift. Wenn der Autor die fachliche Beurteilung Wagenknechts Hypothese / ihrer Ergebnisse denjenigen überlässt, die mit der Materie besser vertraut sind, dann fehlt dem Gutachten sein wichtigster Analyseteil. Der Titel Höhere Mathematik liest sich dann wie eine kleine Selbstdemontage...
Freue mich aber, dass Wagenknechts Doktorarbeit im Freitag Thema ist. Das Wort "Veröffentlichung" wirkt dann nicht wie ein Euphemismus für "ins-Regal-stellen-und-kein-Schwein-guckt-rein". Der Kommentar Costa Esmeraldas verdeutlicht die Relevanz von Wagenknechts Promotionsthema - ein Pluspunkt gegen jungfräuliches Darben im Regal...
Das ist ein höchst interessanter Aspekt. Ich habe mich gerade entschlossen mir die Habitation zu besorgen, weil es, wie Sie korrekt ausführen, innerhalb der 30% zu einer Verschiebung von Geldmitteln oder anderer Ressourcen kommt, und seien es die Zuwendungen von Eltern und Großeltern an Kinder und Enkel. Vermutlich wird die Sparquote allein niemals einen objektiven Wert ergeben, weil zu viele subjektive Parameter darauf wirken. Entscheidend ist wohl, dass die Sparquote eher Cluster bildet als einer stetigen Funktion zu folgen, was wiederum Rückschlüsse auf das Gesamtmodell zulässt.
Wenn Sarah Wagenknecht eine Promotion über das Verhältnis von Einkommen und Sparverhalten schreibt, ist das erst einmal trockener Stoff. Entscheidend wird sein, wie diese Erkenntnisse in real existierende Politik umgesetzt werden kann.
Mein subjektiver Eindruck der letzten Jahre war, daß immer weniger Menschen in ganz Europa überhaupt sparen können.
Wer spart, um sich einen Urlaubswunsch oder kleinere Anschaffungen zu finanzieren, spart nicht wirklich, sondern kommt so gerade über die Jahres-Runden.
Genau dort würde ich auch die Armutsgrenze verorten, wo über den jährlichen Lebensunterhalt hinaus kein Kapital geschaffen werden kann.
Diese Grenze hat in den letzten ( neoliberalen ) Jahrzehnten weitere Teile der Bevälkerung erfasst.
Lieber J. Taylor,
die Arbeit von Wagenknecht wird dann interessant, wenn wir das Entsparen der "Armen" negativ korrelieren mit dem Sparen der Mittel- und Oberschicht. Ein derartiges Modell muss jedoch auf empirischen Analysen beruhen. Wichtig wäre, für die Republik die negative Sparquote der "Armen" (der Begriff der Armut in Deutschland sollte dabei sorgfältig definiert werden) in der Zeit zu verfolgen, mit den jeweiligen wirtschaftlichen und sozialen Politiken ins Verhältnis zu setzen, und die Überlebensstrategien der Armen zu untersuchen. Das selbstverständlich überschreitet die Möglichkeiten einer einzelnen Doktorarbeit. Das Wirtschaftsministerium oder ganze Unis sollten mit so einer sozioökonomischen Arbeit beauftragt werden. Ein ausreichendes und würdiges Lebensniveau ist ein international verbrieftes Grundrecht, das durch nationale Regierungen geschützt werden muss. Im konkreten Fall muss man den jeweiligen Bundesregierungen ankreiden, dass sie elementare Grundrechte (wirtschaftliche und soziale) in eklatanter Weise verletzen und vor das Europäische Gericht für Menschenrechte gezerrt gehörten. Genauso wichtig wäre die Diskussion, wie man aus der Armutssituation grosser Teile der Bevölkerung herauskommt, d. h. wenigstens zu einer Sparquote um Null oder über Null kommt, ohne einen verdammten bürokratischen Sozialismus einfordern zu müssen.
LG, CE
PS: Dass unser Wirtschaftsministerium selbstverständlich keinerlei Initiative aufbringt, um derartige Armutssachverhalte klipp und klar auf den Tisch zu bringen, ist uns allen bekannt. Aber wir als Bürger sollten darauf pochen. Wagenknecht und Gysi haben jetzt als Oppositionsführer die Chance zu beweisen, dass sie ausser populistischen Forderungen auch ganz konkrete Vorschläge auf Lager haben. Wenn nötig, dann muss man Merkel und Gabriel eben dazu zwingen. Das wäre bspw. auch ein Punkt für die Koalitionsverhandlungen.
Doch habe ich diesbezüglich wenig Hoffnung, solange der Bürger nicht selbst seinen Hintern hochkriegt.
LG, CE
Lieber Heinz,
völlig richtig. Aber dieses Null- und Entsparen findet sein Pendant bei immer höherer Sparquote der Reichen. Das ist die Gesetzmässigkeit unseres kapitalistischen Systems und wird bei zunehmender Globalisierung automatisch immer weitere Teile der Bevölkerung in den Industrieländern erfassen. Reichtum wird umverteilt zu den nationalen Eliten aber auch zu neuen Mittelschichten in Schwellenländern (letzteres ist durchaus positiv zu sehen). Fakt ist, dass wir in Old Europe die zunehmende Verarmung m. A. n. nur durch Begrenzung der kapitalistischen Globalisierung (Zoll- und Währungspolitik, Entwicklung des Binnenmarktes durch Förderung von Regionalentwicklung mit grösserer Beteiligung der Bürger und Einstieg in die Gemeinwirtschaft) bewältigen können. Aber vor dem Aussprechen der Wahrheit haben alle politischen Parteien Schiss. Es könnte sie Privilegien kosten, die ihnen das Kapital bisher vor die Füsse schleudert, damit sie ihren Mund nicht zu sehr aufmachen und damit das Volk zum Widerstand aufscheuchen.
LG, CE
Zusatz:
Der "Goldene Wachstumspfad", den die Ökonomie-Koryphäen des Kapitalismus als Beruhigungspille für das Ausharren der Armen bis zum St. Nimmerleinstag verkünden, mit dem schliesslichen Trickle-Down-Effekt, der Wohlstand für Alle verspricht, bleibt eine Schimäre am Horizont der sozial Ausgeschlossen der Menschheit.
Nun ist mir auch klar, warum Karl Theodor zu Guttenberg nicht mehr in den Bundestag zurückkehrte. Er wollte sich die Situation ersparen, dass er die Sarah mit 'Frau Dr. Wagenknecht' ansprechen muss. Allein dafür hat sie schon das 'magna cum laude' verdient.
Ein einfacher Blick auf die Verteilung der Vermögen und der Einkommen der letzten Jahrzehnte, also auf die Entwicklung der Zuwächse oder Abschläge reicht, um das zu begreifen und ist einfach zu googlen.
Ein anderer Fall ist die Betrachtung von Sparquote und Einkommen; bei vorwiegend geschlossenen Volkswirtschaften sind die Folgen abzuleiten; bei offenen Volkswirtschaften ist das für eine Volkswirtschaft nicht mehr kalkulierbar, weil unverbrauchter Überschuß abwandert, wenn sich die Investition im vw-inland nicht rechnet.
Eine VW wird also als Cash-Cow ausgemolken, wenn sie nicht mehr investiert und die nächste Phase ist Poor-Dog.
Selbst, wenn in D die Sparquote steigt, dient sie den Banken als Sicherheit für ihre eigene Geldschöpfung und die ist wenig kontrollierbar, besonders, wenn damit der Mittelstand nicht versorgt wird, sondern die eigene Investitionsbank.
Wenn nötig, dann muss man Merkel und Gabriel eben dazu zwingen. Das wäre bspw. auch ein Punkt für die Koalitionsverhandlungen.
Wer soll die zwingen?
Genau, so dient die höhere Sparquote der Reichen, mit Hilfe der Banken, u. a. zum Transfer in "ärmere" Länder und dort zur Förderung von Wachstum. Das sehe ich ganz konkret vor meiner Haustür in Panamá. Die Deutsche Bank ist da äusserst hilfreich, wie zunehmende Verarmung in Deutschland Wachstum sonstwo generiert. Ackermanns 25% Kapitalverzinsung macht's möglich.
Ackermann ist nicht mehr db, die wird jetzt zu Schrottpapierpresse umgebaut; der Erfinder einiger Schrottpapiere ist jetzt dort Vorstand.
Vielen Dank für den Artikel!
Glückwunsch nachträglich an Frau Wagenknecht! Witzig, ausgerechnet an der TU-Chemnitz, die ich gut kenne. Warum dort? Das liegt wohl an Herrn Helmedag, der eher keynesianisch orientiert ist. Schön, dass die Vernunft in der VWL noch nicht gänzlich von den spinnerten Neoklassikern geschleift wurde.
Schade, dass die Arbeit in englisch ist, symptomatisch für unsere Zeit, wichtig um international ernst genommen zu werden und doch eine nicht unbeachtliche Hürde für Leute wie mich.
Dabei ist sie sicher sehr interessant, vielleicht finde ich mal die Zeit mich da reinzuarbeiten. Obige Formel sagt ja nicht viel mehr, als dass man unterscheiden sollte, ob die Grundbedürfnisse über dem Einkommen liegen oder darunter (zumindest kann ich nicht mehr da herauslesen). Sollte das die zentrale Aussage sein, fände ich die Arbeit etwas fad, aber ich glaube kaum, dass sie sich darauf beschränkt.
Ich hoffe, dass sie sich vielmehr an empirischen Realitäten reibt, denn genau das ist die Schwäche der Neoklassik, die hat wunderbar konsistente Modelle, die leider nicht im Geringsten zur beobachtbaren Wirklichkeit passen...
"bei offenen Volkswirtschaften ist das für eine Volkswirtschaft nicht mehr kalkulierbar, weil unverbrauchter Überschuß abwandert, wenn sich die Investition im vw-inland nicht rechnet."
Schön auf den Punkt gebracht. Was mir auch nicht ganz klar ist, sind die Summen, die sich in Spekulationskasse an den Börsen herumtreiben. Aber das ist ein eigenes Thema.
Das Kapital-Abwanderungsproblem könnte man an sich leicht lösen, indem man national ausgeglichene Leistungsbilanzen anstrebt (rein theoretisch :-) Oder übersehe ich da was? Exportüberschuß bedeutet Kapital-Abwanderung, wenn man der gängigen Bilanzierung glauben darf.
In dem Moment wo man das erreicht, muss man auch nicht mehr "entsparen" oder ähnliches. Theoretisch (die Spekulationskasse mal außen vor) würde sich sämtliches Vermögen (I=S) wieder investieren und zu Einkommen bei den Bürgern werden. Das löst zwar keine Verteilungs- und Machtprobleme, würde aber einen kapitalistischen Optimalzustand mit Wachstum und vermutlich Vollbeschäftigung darstellen. Oder?
In Ländern, in denen das Kapital nicht dazu ausreicht (die jetzt auf externe Investitionen angewiesen sind), könnte der Staat das anschieben. Wenn ihm Überschuldung dazu zu riskant ist, halt mit der Geldpresse. Irgendwie fehlen mir diese Optionen komplett in der Mainstream-Darstellung...
"Eine Person des öffentlichen Lebens hat mit größter Akribie neben ihrer beruflichen Tätigkeit eine fundierte Arbeit in einer Fremdsprache verfasst, die in den entsprechenden Expertenkreisen sicherlich für Aufsehen sorgen wird, und was macht der Campus-Verlag? Veröffentlicht diese Doktorarbeit völlig sang- und klanglos (beinahe schon heimlich!) in einer schmucklosen Paperback-Auflage und gönnt dem Projekt nicht einmal ein perfektes Lektorat. Das ist nicht nachvollziehbar."
Doch, ist es.
Bei Begeisterung für Frau Wagenknechts nicht erst in einer Diss erkennbaren Intellekt ist es absolut richtig und lauter, ihre Promotion nicht anders zu behandeln als die anderer, die evtl. auch gute Ideen ausführen.
Und der gängige Veröffentlichungsmodus der Verlage für Dissertationen ist eben schmucklos und lieblos lektoriert (und sauteuer wegen geringer Auflage).
Ich teile Ihre grundsätzliche Richtung, wir unterscheiden uns jedoch in Details. Beim Lesen und in Anbetracht der Vita von Frau Wagenknecht halte ich Ihre Habilitation für einen Grundpfeiler eines Grundeinkommens. Dies wird jedoch dadurch verwässert, dass Sie "Konsum" und "Sparquote" - wie alle anderen - klassisch besetzt.
Desweiteren ist mir kein mathematisches Verfahren bekannt, mit dem Cluster zu Durchschnittswerten verarbeitet werden können, ohne die gesellschaftliche Relevanz der Ergebnisse gegen Null tendieren zu lassen. Es mag Sparquoten geben, die haben aber am Ende keinen Einfluß auf die tatsächliche Kummulierung, weder auf den Ort, noch auf die Form. Die Kummulierung findet seit der Erfindung des Geldes immer an identischen Stellen statt.
Die Partei DIE LINKE halte ich für komplett unfähig einen Wandel herbeizuführen. Es mag sein, dass deren Mitglieder und Wähler darüber fabulieren, aber dieses Fabulieren findet im Rahmen eines Blinden statt, der einen Regenbogen beschreibt. Würde DIE LINKE ernsthaft am diesem Problem arbeiten, wäre die Argumentation eine völlig andere.
Erst mal Glückwunsch der Frau Wagenkneckt – das ist nicht leicht und gerade bei ihr werden die “ Neider “ noch gründlicher lesen wie bei Herrn Lammert oder Steinmeier usw. Was mich bei den Formeln interessieren würde, kann man da auch berechnen, ob die SPD Wort hält mit dem Mindestlohn und wann und in welcher Höhe er kommt? Da wäre dann eine Wissenschaftliche Sensation, dann lerne ich als Wähler noch mal Mathe um nicht verarscht zu werden!
Grundsatz: Ein Land lebt von dem, was es selbst erzeugt, Importüberschuß entzieht also Kapital, der Außenbeitrag ist negativ. Zu unterscheiden von der Zahlungsbilanz, in der die Geldflüsse betrachtet werden.
Im globalen Finanzmarkt rotiert Kapital zu 2& für die Warenwirtschaft und zu 98% für die Spekulationswirtschaft, die Zockerbande.
Wenn sie die niedliche Formel I=S anwenden, tun Sie das bitte auf den globalen Markt; VWL war gestern.
Möglicherweise wird Sahra Wagenknecht ihre Habilitation einmal zum Grundeinkommen schreiben; doch das wird noch eine Weile dauern, weil das erst eingeführt werden kann, wenn die bisherigen Besitzstände an den gesetzlichen Rentenkassen auf dieses Niveau "abgeschmolzen ist". Nach der bisherigen gesetzlichen Lage wird das so ab 2030 sein können.
Bis dahin wird Frau Wagenknecht die inneren Widersprüche der aktuellen politischen Ökonomie hinreichend erleuchtet haben, daß sie aufgrund ihrer aktuellen Promotion zu dem Schluß kommt, eine höhere Konsumquote bei der untern Hälfte der Bevölkerung könne mehr Stabilität in die Volkswirtschaft bringen.
Im globalen Finanzmarkt rotiert Kapital zu 2& für die
Korrektur:
Im globalen Finanzmarkt rotiert Kapital zu 2% für die Warenwirtschaft und zu 98% für die Spekulationswirtschaft, die Zockerbande.
"Grundsatz: Ein Land lebt von dem, was es selbst erzeugt, Importüberschuß entzieht also Kapital, der Außenbeitrag ist negativ. Zu unterscheiden von der Zahlungsbilanz, in der die Geldflüsse betrachtet werden."
Das ist das Problem mit der Bilanzierung und der seltsamen VWLer-Sprache. Das habe aber nicht nur ich: Kapitalabfluss bei Exportüberschüssen. Ist irgendwie sehr kontraintuitiv.
Ich formuliere mal, wie ich es verstanden habe: ist der Außenbeitrag negativ (mehr Importe als Exporte), dann verschuldet sich eine VW im Ausland (z.B. Griechenland), ist er positiv (mehr Exporte als Importe), wird Auslandsvermögen aufgebaut (z.B. Deutschland).
Das mit den Schulden ist dabei unmittelbar klar (man muss die Importe bezahlen), aber warum Exportüberschüsse zu Auslandsvermögen werden (statt zu inländischem) ist schon wieder schwerer verständlich. Das sollte aber daran liegen, dass die Import-VW die Importe mit von der Export-VW geliehenem Geld bezahlt. Die Export-VW baut also Forderungen gegen die Import-VW auf, was m.E. unter "Auslandsvermögen" läuft.
Irgendwie bilden das die benutzten Begriffe aber nicht verständlich ab. Exportüberschüsse sind in diesem Sinne nämlich tatsächlich Kapitalabflüsse: Güter fliessen ab und über Kredite fliesst auch Geld ab, während dadurch Auslandsvermögen entsteht (Forderungen von Inländern, welches diese im Ausland haben).
Sie machen also manche Inländer reich, während sie dem größten Teil der Inländer schaden (weil eben im Ausland investiert wird und im Inland dadurch Jobs wegfallen oder die Löhne gedrückt werden).
Würdest du mir so weit zustimmen?
Vorausschicken möchte ich, daß ich diese Bilanzen nicht erfunden habe, sondern auch nur zu verstehen versuche, was sie bedeuten.
Im Prinzip stimme ich Ihnen zu, möchte das aber vereinfachen.
Bilanz:
Import = Wareneinkauf gegen Geldverkauf
Export = Warenverkauf gegen Geldeinkauf
Daraus ergeben sich G/V bei
Waren mit Dienstleistungen(Tourismus) und der Gegenfinanzierung durch Geldflüsse oder Komperation.
Zusätzlich ergeben sich für die offene Volkswirtschaft noch die Gewinnabflüsse als Verluste der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, die einerseits als Investition irgendwo in der Welt landen, andererseits aber nur beim Zockervolumen, das nicht mehr investiert, sondern nur noch umverteilt.
Oh, Sie haben durch das politische Geschwafel hindurch auch schon auf den Kern geblickt? Willkommen im Club! Würde Frau Wagenknecht glauben was sie sagt, träumen darf man ja, dann würde sie, die so sehr den Schöpfer des Wortes "Soziale Marktwirtschaft" lobt, sagen:
Das bedingungslose Grundeinkommen ist die legitime Rendite der Menschen an dem Produktivitätsgewinnen der letzten Jahrzehnte, denn dies bedingt die soziale Marktwirtschaft.
Meinen Sie wirklich, dass die Dame bereits 2030 so weit ist?
Zahlungsbilanz
Siehe Beitrag oben.
Zahlungsbilanz, die Zweite
Wir sollten nie aufhören, an Wunder zu glauben, denn das ist der einzige Glaube, der uns bleibt, wenn die Realität über und zusammenbricht*.
Das bedingungslose Grundeinkommen ist die legitime Rendite der Menschen an dem Produktivitätsgewinnen der letzten Jahrzehnte, denn dies bedingt die soziale Marktwirtschaft.
Ich drücke das grundsätzlich anders aus:
1. Das bedingungslose Grundeinkommen ist die legitime Rendite der Menschen am Produktivitätsgewinn, denn dies bedingt die soziale Marktwirtschaft.
2. Das bedingungslose Grundeinkommen ist die legitime Rendite der Senioren am Produktivitätsgewinn, den sie in den letzten Jahrzehnte mit geschaffen haben, denn dies bedingt die soziale Marktwirtschaft.
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* Frau Wagenknecht kann ihre Promotionsschrift ja, wie bisher ihre anderen Bücher auch, bei den Schönen und Reichen in Kampen/Sylt promoten.
Aus diesen Erkenntnissen ergeben sich Konsequenzen:
1. International kann ein Kapital niemals kontrolliert werden.
2. Eine VW braucht wirksame Methoden, sich selbst zu schützen.
3. Als "neutraler" Institution bedarf es einer Staatsverwaltung.
4. Die Staatsverwaltung muß transparent und kontrollierbar bleiben.
5. Zum Umverteilen in einer VW bedarf es eines Mindesteinkommens, Grundeinkommens der unteren 50% der Einkommen, um die Konsumfunktion einer VW zu stabilisieren.
6. Anarchokapitalisten hören/lesen das sicherlich sehr ungern.
Nun, die Reichen und Schönen hatten immer schon einen Sinn für Salonkommunisten, die zwischen den Häppchen gereicht werden. Hoffen wir, dass die Promotionsschrift vom Schriftbild her nicht zu klein gewählt ist, damit sie auch ohne Lesebrille, Intellektuelle können ohne sie nicht existieren, zitiert werden kann.
Danke. Das bestätigt nochmal die zerstörerische Wirkung von reinem Exportüberschußstreben.
Ich sehe in der jetzigen Krise also zwei zentrale Probleme:
1) zuviel in Spekulationskasse gehaltenes Geld
2) dauerhaft unausgeglichene Leistungsbilanzen
Beseitigt man beide Problemfaktoren, sollte die Maschine wieder in ihren normalen ressourcenschlingend-destruktiven Wachstumsmodus verfallen :-)
Beide Probleme sollte man national lösen können, oder nicht?
"* Frau Wagenknecht kann ihre Promotionsschrift ja, wie bisher ihre anderen Bücher auch, bei den Schönen und Reichen in Kampen/Sylt promoten." Das stimmt so nicht, das kennen sie die Falschen Leute!
Im Prinzip ja, aber wer schlachtet schon ein Huhn, das goldene Eier legt.
Ich hoffe mal, das Bewußtsein für den Ast, auf dem wir alle sitzen, auch die Reichen und Schönen in Kampen/Sylt, wird mit dieser Promotionsschrift weiter entwickelt, wie der Topf für die "Basic Needs in Developed Countries" gefüllt bleibt, denn von diesem Topf leben alle in einer Volkswirtschaft, die Armen ebenso, wie die Reichen.
Aha!
Gibt es auch eine sprachliche Fassung der Faustformel? Die ist mir nämlich entgangen. Und Mathe habe ich in der Schule nie gehabt. Ich schwöre!
Wenn diese Faustformel genauso erhellend ist wie dies:
"Während Geringverdiener traditionell nahezu nichts sparen können, ist es den Vielverdienern möglich, viel zu sparen."
brauche ich sie auch nicht wirklich.
Ich hätte mir mehr von ihr erhofft!!! Sarah Wagenknecht ist eine der schönsten und intelligentesten Frauen Deutschlands, wie ich finde, aber leider nur ein sozialisiertes Weibchen und der Beweis das eine Zwangsfrauenquote nur schädlich sein kann denn sie hat im Parteivorsitzstreit gegenüber Gysi nachgegeben. Sie hätte kämpfen müssen sollte sie Ideale haben!!!
Die Frauenquote ist nach meiner Meinung ein zusätzliches Mittel der Subversion denn warum gibt es in England und Amerika keine Frauenquote aber die Propaganda dafür kommt aus diesen Ländern (Thinktanks).
Wenn eine Gesellschaft so aufgebaut ist das alle gefördert werden gemäß ihren Fähigkeiten, brauchten wir keine Frauenquoten denn dann wäre es selbstverständlich, was es nach meiner Meinung ist, das Frauen gleichberechtigt sind. Aber wir leben leider in einem dem Vormittelalter ähnlichen Kapitalismus. Wenn es so bleibt eine Zukunft ohne Menschen!!!
Welchen praktischen Wert diese vereinfachte wirtschaftliche Berechnung der Sparquote einer gesamten Volkswirtschaft haben kann, ist hier doch gar nicht gefragt.
Mit der Promotion hat Sahra Wagenknecht einen wissenschaftlichen Rang erworben und bewiesen, daß sie mehr als nur parteipolitische Meinung darüber verbreiten kann.
Meine herzliche Glückwünsche zur erfolgreichen Promotion von Sahra Wagenknecht.
Ich finde es immer wieder schön, wenn ich gesagt bekomme, was ich zu fragen habe ....
http://youtu.be/-wgI2rQgFTI
Noch einmal
Bevor du hier die beleidigte Leberwurst machst, bleiben wir bei der Sesamstraße:
Ist dein Taschengeld größer, als dein Bedarf auf Lollies, steigt deine Sparneigung; ist es geringer, steigt deine Neigung, die Ersparnisse aufzubrauchen. Hast du keine Ersparnisse und zu wenig Taschengeld, hast du die Arschkarte - zu deutsch Hartz-IV.
PS: Kannst du prinzipiell nachlesen bei Samuelson, meine Ausgabe ist von 1960 in 2 Bänden Volkswirtschaftslehre.
Lieber J.T.
ich teile ihre Auffassung voll.
Wie ich schon an anderer Stelle ausführte, es müsste eine umfangreiche soziologische und gleichzeitig ökonomische Studie über den Niedriglohnsektor erfolgen, vor allem seit Einführung der Agenda 2010.
Ich habe einmal eine nationale Enquête über Konsum und Produktion in Mozambique während des Bürgerkrieges durchgeführt, mit Unterstützung des Statistischen Amtes der EU. Methodologisch sind wir nicht über Einkommen, sondern über Konsum-Ausgaben (inkl. Eigenproduktion und -Verbrauch) vorgegangen und haben diese in Relation zu einem durchschnittlichen minimalen Lebensniveau gesetzt. Es wäre äusserst interessant, diesen Niedriglohnsektor dahingehend zu durchleuchten, inkl. welches sind in den Familien die Quellen für die Ausgaben.
Mit reinen mathematischen Formeln, aus theoretischer Sekundärliteratur abgeleitet, kann man gar nichts gewinnen. Man sollte aber einmal ganz ehrlich an ein würdiges Grundlebensniveau (abstrakt gesehen Y = Cg + S, wobei S = +-0) herangehen und sehen, ob ein solches über bestehende soziale Netze finanziert werden könnte, und wenn nicht, wie könnte es aus zusätzlichen Quellen finanziert werden. Ein solches Grundeinkommen, wenn es denn durch die richtigen Anreize nach höherem Verdienst durch würdige Arbeit flankiert würde, könnte der zunehmenden Verelendung unserer Bevölkerung entgegenwirken, ohne, wie oft argumentiert wird, schmarotzende Sozialempfänger zu produzieren. Vor allem muss es durch gemeinwirtschaftliche Initiativen auf lokaler Ebene, durch verlorene Kredite anfinanziert, ergänzt werden, die durch mitentscheidende Produzenten selbst entwickelt werden (so etwas ist ein rotes Tuch für die Linke).
LG aus Panamá, CE
Die volkswirtschaftliche Wirkung der Sparneigung und ihre Entwicklung läßt sich am Einkommen und Vermögen nachvollziehen und daraus lassen sich die Trends erahnen:
Einkommen und Vermögen
Vermögensverteilung
Wohin sind die Zeiten gegangen, als ein Marx oder Engels sich über das Kapital ausgelassen haben. Sie sind mit weit weniger Formeln ausgekommen, haben aber die Verhältnisse der damaligen Zeit zutreffend beschrieben.
Jetzt möchte ich nicht die Intelligenz von Frau Wagenknecht anzweifeln und ich gönne ihr auch den Doktortitel, hat sie sich mit der englischen Übersetzung doch so viel Mühe gegeben.
Was nun die Aussagekraft der oben genannten Formel betrifft, möchte ich mit Marx antworten. "Wenn Du nichts hast, kannst Du auch nichts sparen und deine Neigung, an Deine Reserven zu gehen zu müssen, verhält sich direkt proportional zu Deinem Hungergefühl". Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, sich über den Müllcontainer eines Supermarktes her zu machen, um dort etwas Essbares zu finden. Dort landen jeden Tag die Nahrungsmittel, deren Haltbarkeitsdatum abgelaufen sind. Dann würde im Umkehrschluss der Preis für das Existenzminimum fallen und der Fall 2 könnte zu dem Fall 1 gemäß obiger Formel mutieren. Dann wiederum wäre auch eine gewisse Sparneigung möglich, die aber in dieser (Einkommens) Zone durch die Inflation vollständig aufgezehrt würde.
Wir sollten also der hoch interessanten Frage nachgehen, welche Individuen mit welcher Wahrscheinlichkeit es schaffen, den Korridor von Fall 1 zu verlassen und in den Bereich von Fall 2 zu gelangen. Dazu bedarf es jedoch eines stochastischen Modells und das wäre nicht trivial.
Korrektur:
Wir sollten also der hoch interessanten Frage nachgehen, welche Individuen mit welcher Wahrscheinlichkeit es schaffen, den Korridor von Fall 2 zu verlassen und in den Bereich von Fall 1 zu gelangen.
Dazu empfehle ich die Graphik zur Entwicklung der Vermögensverteilung auf Seite 7 ; siehe oben.
Richtig Heinz,
der alles entscheidende Punkt ist Punkt 4. Die Anarchokapitalisten hören das nicht gern, müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass der Willkür der Stärkeren über die"Schwächeren" Zügel angelegt werden müssen. Ausserdem gibt es im öffentlichen Raum sogenannte gemeinsame Interessen, die von der Gesamtheit definiert und geplant angegangen werden müssen. Die völlige Anarchie oder auch ein ungezügelter Neoliberalismus löst nicht die besonderen Anliegen der Gesamtgesellschaft wie z.B. ein ausreichendes Grundeinkommen für Alle.
Die Brauchbarkeit mathematischer Modelle hängt entscheidend von den gesetzten Prämissen ab, die sich in der angegebenen Faustformel für das Sparverhalten in den Sparneigungskoeffizienten α1 und α2 abbilden. Wie präzise können diese Koeffizienten bestimmt werden?
Mir scheint überdies die hier abgedruckte Formel fehlerhaft zu sein, denn sie enthält eine schließende Klammer zu viel. Die fehlende zugehörige öffnende Klammer muss zwischen den α-Koeffizienten und den Einkommen Y stehen nach dem Muster
S=α (Y-C),
denn der Sparbetrag wird sich an der Differenz zwischen Einkommen und notwendigem Konsum orientieren. Der beschriebene Fehler findet sich hoffentlich nicht in der Dissertationsschrift.
Im Prinzip ja, aber wichtiger scheint mir die Fähigkeit der Politik, eine Soziale-Marktwirtschaft dauerhaft zu installieren; bisher gab es noch nie eine - das hattest du ja bereits festgestellt - und soziale Marktwirtschaft bedeutet eine Verteilung, bei der die Einkommen relativ gleich verteilt sind, der Gini-Koeffizient also gering bleibt und die Lasten nicht auf Kosten der Geringverdiener umverteilt werden, sondern gemeinsam zu tragen sind.
Die Volkswirtschaft ist Eigentum aller Bürgerinnen und Bürger, das unterschieden wird in Privat-Eigentum und Gemein-Eigentum. Der Staat als verwaltender Dienstleister muß darum vom Eigentum her gedacht werden.
@DGREX2. In der Tat ist die Formel fehlerhaft. Uns haben auch schon mehrere Leserbriefe erreicht, die auf diesen Fehler aufmerksam machen. Um es klar zu sagen: Schuld trägt weder die Autorin der Studie, noch der Rezensent; die öffnende Klammer muss bei dem recht aufwändigen Transkriptionsverfahren in unser Layout verloren gegangen sein. So betrübt die Redaktion des Freitag über diese scheinbar marginale, in Wahrheit aber gravierende Abweichung ist, so stolz ist sie über eine kritische und aufmerksame Leserschaft, der dies nicht entgangen ist.
Nicht beleidigt, eher belustigt.
Und wenn das, was du dort schreibst, die Erkenntnis ist, dann finde ich die geradezu umwerfend. Und enthalte mich besser jeden weiteren Komentars.
Ganz Deiner Meinung, und dieser Dienstleister ist von uns allen mit von uns definierten Aufgaben betraut (und nicht ausschliesslich von Parteien) und von uns überwacht, d. h. wenn er Mist baut, muss er den Hut nehmen oder sich korrigieren lassen.
Ich bin gegen hire and fire und setze auf die Lernfähigkeit der Beamten, denn Berufsbeamte sind alle Politiker-Innen.
Zur Disposition sollte darum auch das Beamtentum als Lebensform gestellt und zu einem normalen Beruf umgeformt werden.
Schön, daß Sie sich für den Formfehler entschuldigen, den ich zwar registriert habe, aber als unwesentlich ansehe; hier im Blogg stehen so viele Tippfehler, meine eigenen inbegriffen, daß wir da sehr tolerant drüber weg schauen.
Hilfreich wäre eine Korrekturfunktion auch im Kommentar, dafür sollte die Seite aber grundsätzlich anders aufgebaut werden, z.B. mit einem separaten Kommentarfenster, das dann auch etwas größer sein könnte.
Die Flinte nicht gleich in den Teich werfen.
Diese Formel ist ein Ausdruck einer Erkenntnis, die jeder Menschenverstand zuwege bringt und die Erkenntnis ist ja auch nicht neu.
Das Wesentliche an Sahra Wagenknechts Promotion ist also nicht diese Kurzformel, sondern die wissenschaftliche Begründung dafür, die sie mit einem neuen Aspekt geführt hat.
Lt. dem Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Bernd Senf, Berlin, haben wir eine Reichtumskrise. Durch das zinsbelastete 'Schuldgeld' (Giralgeld) bzw. den Zinseszins als 'Motor' von exponentiellem Wachstum brauchen alte und große Vermögen immer mehr Einnahmen aus Zinsen.
'Die Destruktivität des Zinssystems und mögliche Alternativen'
http://www.youtube.com/watch?v=U5hXa1MYGOg
Ist ein langer Vortrag, aber sehr empfehlenswert : )
Das geht auch konkreter:
Seit D neoliberal regiert wird, das ist seit 1982, wird das Vermögen im obersten Zehntel der Einkommen kummuliert.
Die untere Hälfte der Einkommen, also 50% der Bevölkerung, ist bereits geplündert und die restlichen 40 % der Vermögen werden zur Zeit ausgebeutet.
Die Graphiken zur Vermögensverteilung sind mir bekannt. Trotzdem Danke.
Noch interessanter sind die Vermögenskonzentrationen bei den vermögendsten 1% der Bevölkerung. Während die ersten 10% der Bevölkerung bereits zwei Drittel des gesamten Vermögens besitzen, hält ein 1 % der Bevölkerung ca. 35% des gesamten Vermögens.
Die gesamten Wachstumsgewinne der letzten 5 Jahre sind komplett in dieser Bevölkerungsgruppe gelandet. Und da reden die Politiker immer von Wachstum, das dringend benötigt wird. Was nützt das ganze Wachstum, wenn nur maximal 10% davon profitieren?
Das Beamtentum, bzw. Bürokratentum in aller Welt kann im positiven Sinne staatserhaltend sein (bei Staaten mit unvollständiger Nationenbildung und inneren politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen, Indien bestes Beispiel), im negativen Sinne (bei einigermassen gefestigter Nationenbildung) kann es ein Klotz für Entwicklung sein, so wie es bei uns der Fall ist. Deshalb ganz Deiner Meinung, dass der öffentliche Dienst ein Dienst mit öffentlichen Angestellten ist. Kein Hire and Fire, aber mit der Möglichkeit einer vertretbaren Kündbarkeit.
Stehst du auf dem Schlauch?
Die fordern das nicht für dich oder mich, sondern für ihre Auftraggeber.
Eine Umwandlung in ein normales Arbeitsverhältnis bedeutet bei meinem Verständnis von Lebensleistung:
1. Ein Grundeinkommen, also eine steuerfinanzierte Grundrente, bekommt jede(r).
2. Für die Lebens-Arbeitsleistung werden zusätzliche Versicherungen abgeschlossen oder Vermögen aufgebaut, Riester empfehle ich da weniger, das ist zu schlapp, für die Lebens-Arbeitsleistung von staatlichen Angestellten und Politikern gilt das Gleiche Recht, also nicht mal schnell Minister oder Präsident und du bist in Rente, sondern anteilige Leistungen.
Ich habe den Eindruck, dass die Sarah Wagenknecht über den Klee gelobt wird. Alle Spar-Theorien sind falsch, weil alle Theorien erste Approximationen sind. Spar-Theorien kann man experimentell im Wirtschaftslabor testen. Jede Versuchsperson bekommt eine Serie an Spar- und Konsumentscheidungen in stilisierten Laborökonomien vorgelegt. Die Entscheidungen sind auszahlungswirksam. Wenn sie Ärzte als Versuchspersonen haben muss das Labor 100€/h zahlen für ihre Teilnahmezeit, bei Studenten etwa 10€/h. Die gängigen Spar-Theorien sind alle außerstande die Laborergebnise abzubilden.
Für eine Volkswirtchaft kommt es die richtige Prognose der Sparquoten an. Es ist unmöglich, dass mit mikroökonomischen Spar-Theorien zu leisten, weil man den einzelnen Zeitpunkte der Sparentscheidungen nicht kennt bei Mio. von Menschen. Aus diesem Grund kann man nicht einfach die makroökonomische Sparquote aus mikroökonomischen Entscheidungen aggregieren.
Was macht der experimentelle Makroökonom ? Er baut ein stochastisches Modell mit Zeitreihen für Einkommen und Konsum. Dann simuliert er mit Hilfe von Zufallssimulationen solange die Parameter bis die aggregierten Zeitreihen der Bundesbank auf die Vergangenheit passen. Dann hat man ein Prognosemodell, das auf der Vergangenheit basiert. Also man muss glauben, dass man mit Vergangenheitswerten zukünftige Entwicklung vorhersagen kann.
Das Dumme ist nur. Die Zahlen passen nicht mit der Einkommens- und Verbraucherstichprobe zusammen. Seltsamerweise kommt beim europaweiten Haushaltspanel auch ganz etwas anderes heraus. Das liegt daran, dass Arme und Reiche eine sehr schwache Beteiligung an solchen repräsentativen Panels haben. Ebenso datenarm sind wir über Migranten. Statisken lügen systematisch. Das hat etwas mit dem förderalen Aufbau der BRD zu tun. Der Bund gibt Studien in Auftrag und 16 Statistische Ämter der länder führen es dann aus. Es entsteht unglaublicher Quark, den man in den Papierkorb werfen kann. Die BRD hindert sich durch die förderale Organisation der Statistischen Ämter selbst an der Verfassungsaufgabe des Sozialstaatsgebotes.
Außerdem existiert eine verdeckte Steuererhöhung durch Inflation, den der Fiskus leicht abstellen könnte, wenn er die Steuerabgabenlast an einen Preisindex für einen Warenkorb oder einen Lohn-Index koppeln würde.
Im Prinzip ist die Debatte über die richtige Spar-Theorie müßig. Banken ermöglichen Firmen Jobs bereit zu stellen, wenn sie Kredit zur Verfügung stellen. Banken machen das deswegen ungern, weil die SPD den Finanzmarkt dereguliert hat und Derivatengeschäfte jetzt attraktiver sind als das risikoreiche Firmenkreditgeschäft. Im Gegensatz zu den ungenauen Rating-Modellen für Firmenkunden existieren sehr gute mathematische Theorien für Derivatenmärkte. Das Derivatengeschäft ist berechenbar. Rating-Modelle für Firmenkunden sind eher in Faustformeln gegossendes Erfahrungswissen - also viel unzuverlässiger.
Eine empirische Erfassung des Sparverhaltens der Armen im Niedriglohnsektor ist in der BRD nicht machbar, weil die amtliche Statistik schlecht qualifiziert ist.
Arme nehmen typischerweise selten an Paneluntersuchungen teil.Die Befragungen sind in deutscher Sprache gehalten, d.h. Migranten sind schin einmal nicht drin. Die typischen Anreize Gutscheine und 10€ Gedenkmünzen erhöhen die Teilnahmequote nicht signifikant. Da die Statistischen Ämter förderal organisiert sind, steht sogar die Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern in Zweifel.
Fehlende Daten lassen sich nicht mit Plausibilitätsannahmen ergänzen, weil der Mikrozensus unwissenschaftlich ist.
Was man macht ist: die Bundesbank überwacht die Bestände der Finanzinstitutionen. Über diese Institutionenweiß man sehr viel. Dann kann man ziemlch genau den Kurvenverlauf von Einkommensungleichheit modellieren.
Das hätte ich doch fast übersehen!
Über die Einflussnahme bestimmter Lobbygruppen habe ich mich in der Vergangenheit bereits ausgelassen.
Nur was tun außer gescheit daherreden.
Na ja, das war eher der Versuch mich selbst zu disziplinieren und so schön wie du hätte ich einfach nicht sagen können, dass wer weniger hat auch weniger sparen kann, keine neue Erkenntnis ist.
Und wenn das jetzt auch wissenschaftlich begründet ist, sogar ausrechenbar, dann bin ich doch wirklich beruhigt und weiß, dass uns allen um unsere Zukunft ob solcher Wissenschaft nicht bange sein muss. Da werden die wirklich wichtigen Probleme schon noch gelöst. Keine Bange, ich fange jetzt nicht an aufzuzählen welche das sein könnten. Das dauerte mir zu lang.
Das wesentliche Ergebnis der Promotion wird wohl sein, dass Frau Dr. jetzt eben genau das ist. Dazu meinen Glückwunsch (warum eigentlich?).
Hier eine verständliche Begründung für ihre Arbeit. Von Sarah persönlich ...
Ich hab das für mich so entschieden, daß ich Diogenes nacheifere und darum meinen volkswirtschaftlichen Umsatz stark reduziert habe.
Na, jetzt hat se'n Hut auf.
Grüße nach Panama! Ist nicht das Staatsziel Panamas so etwas wie das Wohl aller? Ich meine mich an einen solchen Wahlspruch erinnern zu können.
Ein Grundeinkommen wäre heute schon realisierbar und wir beide werden das sogar noch erleben, dass die Schweiz so etwas einführen wird, obwohl dieses Land nicht gerade ein Hort des Kommunismus ist. Das Problem in vielen Ländern ist aus meiner Sicht nicht finanziell begründet, sondern zu einem wesentlichen Teil der Menschen geschuldet, die "gemeinwirtschaftliche Initiativen" nicht verstehen. Die "Asozialen", nennen wir sie provokativ so, sitzen dabei in der Ober- und der Unterschicht, wobei beide Gruppen Hand-in-Hand arbeiten, ohne sich dazu abstimmen zu müssen. Das Grundeinkommen scheitert derzeit eher am Bewusstsein der Menschen als an den finanziellen Möglichkeiten, leider.
Diese Sichtweise möchte ich hier ergänzen.
In den 1990ern gab es in D vor der Zusammenlegung von Sozialamt und Arbeitslosenamt eine Diskussion über das Grundeinkommen. Dabei waren die "Sozialen Summen" der einzelnen Zwangsversicherungen ermittelt und ein Bedarf für ein Grundeinkommen als Negativsteuer dagegengerechnet worden.
Rechnerisch konnte das klappen und könnte das auch heute noch klappen; die Besitzstände der Rentenversicherungen müssen aber weiter bedient werden und können in einem Rechtsstaat nicht so ohne weiteres abgeschafft werden.
Darum war die Riesterrente eingeführt worden - ein sehr schlechtes Modell, das eigentlich nur den Versicherungsgesellschaften nützt - und die gesetzliche Zwangsrente muß abgebaut werden auf ein Maß, das der Grundsicherung entspricht.
Das wird etwa 2030 sein.
Die Frage ist doch, neben dem rein rechnerischen Modell, ob die Menschen dieses Angebot annehmen und etwas daraus machen. Leider wird ein Teil der Menschen aus der gewonnenen Freiheit keinen Nutzen ziehen und das System durch individuelles Verhalten zerstören. Wir probieren das in verschiedenen Projekten seit vielen Jahren und treffen immer wieder auf einzelne Menschen, die sich sogar erst durch gewährte Grundeinkommen zum Entschluss einer Verhaltensänderung durchsetzen und das gemeinsame Ziel torpedieren. Das Thema ist auf der menschlichen Ebene sehr schwer umsetzbar, aber eben nicht - wie Sie auch ausführen - auf der finanziellen Ebene.
Mein Kommentar sollte auch kein Gegenargument sein, sondern eine Ergänzung aus der Sicht der gesamten Finanzierung von sozialem Aufwand.
Meine Erfahrung ist, daß besonders in der unteren und mittleren Führungsebene von Unternehmen wenig Interesse an eigener Weiterbildung besteht, eigener finanzieller Aufwand dafür wird sowieso kategorisch ausgeschlossen.
Allerdings sind meine persönlichen beruflichen Erfahrungen mit dieser Materie schon einige Jahre her, ich fürchte jedoch, daran hat sich nicht wesentlich was geändert.
Ich kann Sie beruhigen! Der Wunsch der Menschen nach Bildung wird immer und ewig kleiner sein als der Wunsch zu konsumieren. Das ist menschlich und ein eingebauter Defekt.
Wenn das ein eingebauter Defekt ist,
haben wir ja eine schöne Entschuldigung:
Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde.
In den 1980er Jahren gab es auch schon eine Diskussion darüber, Maschinen zu besteuern, durch welche vormals menschliche Arbeitskraft wegrationalisiert wird.
Das war bei uns unter Kollegen bereits Anfangs der 1970er Thema; als mal in einer Computerzeitung ein Bild von einem berührungs-sensitiven Bildschirm erschien, witzelten wir: Dann dauert es nicht mehr lange, bis Affen damit umgehen können.
Willkommen in der Gegenwart.
Das Problem werden wir aber nicht lösen, indem wir Maschinen oder Menschen besteuern, sondern die erzeugten Produkte, bzw den Geschöpften Mehrwert.
Meine Idee von einem Steuersystem ist:
1. Wertschöpfungs-St statt Gewerbe-St
2. Einkommens-St gleiche AfA, nicht nach Reich und Arm
3. Mehrwert-St wie gehabt
4. Sonder-St zur Marktlenkung
Und heute stehen die Affen mit so kleinen Kästchen an jeder Bushalte im Pulk rum und tippen mit den Vorderfüßen: hi muda ales banane, heinz rolf l
Lieber Herr Zhao,
ich gebe Ihnen in allen Punkten recht.
Aber warum macht sich keine deutsche Wiso-Fakultät auf (und mobilisiert ihre Studenten), um Umfragen im Niedriglohnsektor durchzuführen, wenn wir schon auf staatliche Institutionen nicht bauen können? Das wird in vielen Ländern in der "Dritten Welt" gemacht. Warum geht das bei uns nicht? Weil niemand an der sozioökonomischen Wirklichkeit wirklich interessiert ist? Eine heisse Kartoffel, die den Mund verbrennen könnte?
LG, CE
PS: Haben die Uni-Grössen auch zu grossen Schiss, die Politik und das Kapital, von denen sie finanziell abhängig sind, um der Wahrheit willen herauszufordern?
Sach ma, bist du so, oder tust du nur so?
Ein deutscher Lehrstuhlbesetzer ist ein Landes-Beamter. Der ist in seiner wissenschaftlichen Forschung zwar frei, tut aber gut daran, die Politik nicht zu vergraulen, weil die für seine Forschungsfinanzen zuständig ist. Zusätzlich zu diesen Mitteln kann er sich mit der Industrie gutstellen und dort auch noch Finanzmitteleinwerben. Um den Zirkel zu schließen; die Lobby der Industrie hockt mit der Politik an der Bar und heckt tolle Pläne für die Zukunft aus.
Mein Gott Walter ...
Ich fahr krankheitsbedingt nicht mehr Auto, sondern Schulbus und die Wirklichkeit ist viel banaler: Stöpsel in die Ohrn und die Welt ist draußen, so ab 5. -6. Klasse.
Lieber Heinz,
ich weiss es doch auch. Aber es gibt rühmliche Ausnahmen. Mein lieber, verehrter Dr.-Vater gehörte zu diesen und musste sich deshalb Schikanen noch und nöcher erwehren, sein gesamtes Hochschullehrer-Dasein über. Aber er hat etliche Menschen gefördert, die sein Vorbild ernst nahmen und ihr Rückgrat niemals krumm gemacht haben. Ich habe mit ihm verschiedene Doktoranden-Seminare durchgeführt, wenn ich in den Ferien in Deutschland war, selbst aber wegen praktischer Arbeit niemals Zeit gefunden, meine Doktorarbeit über "Soziologie der Armut" fertigzustellen, obwohl er mir immerfort sagte: Nimm einfach Deine Studien und reiche sie als Doktorarbeit ein. Sie sind Arbeiten aus der Praxis; da bist Du den Bücherwürmern gegenüber im Vorteil. Mir war das konkrete Leben der "Armen" und die partizipative Entwicklung und Konkretisierung von Strategien aus der Armut heraus weitaus wichtiger als alle Theorie.
LG, CE
Du kennst die Ursachen und ich kenne die auch, eigentlich kennt die jeder; es beginnt ja bereits beim Artikel 38 Satz 1 und trotzdem ist kein Abgeordneter frei in seiner Entscheidung, weil er Berufsbeamter ist und von einer Parteienoligarchie abhängt.
Bei einem Richter ist das genau so, eigentlich ist er frei in seiner Entscheidung, aber einer Exekutive untergeordnet und all zu frei schadet der Karriere - bis auf die Verfassungsgerichte, das sind die einzigen unabhängigen Judikativen.
Haben die Uni-Grössen auch zu grossen Schiss ... ?
Ja, haben sie !!!
Frei im Sinne von willkürlich soll ja keiner sein, das wäre schädlich, aber frei in seiner Erkenntnis und in seine Entscheidung sollten diese Staatsdiener sein.
Mehr fordere ich als Staatsbürger ja gar nicht
Das eigentliche Problem aller Staaten in Europa, andere interessieren mich jetzt einmal nicht, besteht darin, daß sie geführt werden fast wie zu absolutistischen Zeiten, also feudal, wobei die Herrschaften heute Parteioligarchen sind und die wirklichen Entscheidungen im Hinterzimmer ihrer Parteizentralen ausgemauschelt werden.
Die Vorstellung dieser Herrschaften ist nach, wie vor, die Bürger-Innen seien nicht Souverän, sondern Verfügungsmasse des Staates. Diese Denke gilt es zu überwinden, um ein friedliches Miteinander von Staatsverwaltung und Bürger-Innen endlich einmal anzustreben.
Die Politiker und Manager der Großunternehmen reden zwar etwas anders, an ihrem THUN und den Ergebnissen ist aber genau das ablesbar.
Es gibt ja Lebewesen, die würden das hinbekommen, Blaumeisen zum Beispiel. Der Homo sapiens ist in seinem Grundcharakter ein räuberischer Parasit, was die möglichen Lösungen auf dem Boden der Vernunft sehr einschränkt.
Im ewigen Rad der Inkarnationen haben wir dann die Möglichkeit neue Erfahrungen zu machen.
Wir alle haben Glück, denn ob es eine Nachspielzeit gibt, ist eine Glaubensfrage. Trotzdem wäre Gott, gäbe es ihn, ein böser Charakter, wenn er einen Menschen für sein Leben in ein friedliches Wesen verwandeln würde, mit Verstand versieht und in die Nachspielzeit schickt, denn damit wären alle intelligenten und friedlichen Wesen bestraft. Der Mensch hat es in den letzten 2 Millionen Jahren nicht gelernt, er wird auch in den nächsten 2 Millionen Jahren nicht lernen. "Die einzige Konstante im Universum ist die menschliche Dummheit".
Darauf kann ich mich aber nicht immer verlassen; obwohl einfache Menschen spontan Fehler machen und Intellektuelle nach reiflicher Überlegung.
Das Problem, schon in der Schule, ist, dass ein Lernprozeß über Fehler definiert wird, dem ein sehr subjektives Belohnungsorgan angehängt ist. Das Belohnungssystem widersetzt sich jeder Vernunft, was den eingebauten Fehler beschreibt. Damit ist das gesamte Dilemma definiert.
Besser wäre es, wenn das Belohungssystem der Vernunft untergeordnet wäre, aber das bleibt ein Traum.
Ich beantworte das jetzt spät. Die deutsche Soziologie weiss sehr genau, wie schlecht ihre Statistische Ausbildung ist. Eigentlich müssten wir die Leute in den Statistischen Ämter entlassen - und Spezialisten aus den USA importieren und von dort Lehrkräfte beschaffen, um unsere Beamten auf Europa vorzubereiten.
Gute Panels zu machen sind sehr schwierig. Man braucht hunderte von Interviewer und d.h. sehr viel Geld - ohne sichere Grundfinanzierung geht das nicht.
Die Bachelor/Masterstudiengänge tun ihren Teil dazu. Gesellschaftswissenschaften erschaffen Wirklichkeiten durch ihre institutionelle Ordnung und Paradigmen. Bei so Großprojekten wie die Europäische Einigung hätte man eigentlich bei den Sozialwissenschaften, Geographen, Wirtschaftswissenschaften, Politikwissenschaften und Rechtswissenschaften enger zusammenrücken können. Z.B. hätte man das sehr gute System der Graduierten Schulen aus Schweden übernehmen können, um transdisziplinäre Forschung zu koordinieren. Der Guttenberg Schock wäre ein Anlass gewesen.Bei der Schavan Sache gab es den nächsten Anlass. Jedoch fehlt es am politischen Willen.
Der Niedergang der Industriesoziologie und des Schriftums zu Industrial Policy hat ihrer Zwillingsschwester der Competition Policy durh die Berufungspolitik ein Übergewicht geschaffen, was sich jetzt in den Deutungsmustern der Politikberatung zeigt. Es gibt einfach keine vernünftige Sparring-Partner mehr für wissenschaftliche Gespräche unter Dozenten und Studenten.
Sehr tragisch ist auch die komparative Literatur zum Design von Steuersystemen. Im Grunde sind sie nicht für das Politik Paradigma des New Regionalism gemacht, dass die EU, ASEAN, MERCOSUR, NAFTA vorantreibt. Wir hätten Leute von der Wiener Rechtsanthropologie einkaufen können, um ausreichend Leute außerhalb des Elfenbeinturms zu haben zum Nachsehen, was die Harmonisierung des ungleichzeitige EU Rechtes wirklich bewirkt in den Politikfeldern Arbeit und Soziales.
Eine sinnvolle Harmonisierung des Steuerrechtes für alle ökonomischen Akteure erfordert den Import von Praktiken des schwedischen Fiskus. Man müßte das abschwächen, weil es in Schweden möglich ist über die Personennummer die Gehaltshöhe zu erfahren. Wir bräuchten eigentlich nur aggregierte Daten für Berufsgruppen in Monatszeitreihen. Dann kann man etwas mit den sehr guten Theorien der Wohlfahrtsökonomie praktische Politik machen.
Die Konstruktion des EU Sozialfonds und des Strukturfonds mit seinen Vergabekritierien ist völlig sinnfrei nach ökonomischen Kriterien, weil da Regionen willkürlich nach politischen und verwaltungsrechtlichen Kriterien definiert werden. Man braucht ein sehr großes Globales Budget, um die Fehler nachzubearbeiten und die Fördergelder-Vergabe hängt von den administrativen Fähigkeiten des Antragsstellers ab. Förderale Staaten sind da immer im Vorteil gegen zentralistischen EU Mitgliedsländern. Da hätte man japanische Spezialisten einkaufen müssen. Japan steuert seine Regionen nach einheitlichen regionalen Input-Output Tabellen. Die Regionalpolitik hat eine sinnvolle Datenbasis.
Lieber Herr Zhao,
ich gebe Ihnen in Vielem Recht. Auch kenne ich die institutionellen Schranken in Deutschland nicht mehr so gut wegen jahrzehntelanger Abwesenheit. Aber ich weiss aus meiner Erfahrung in Lateinamerika, Afrika und Balkan, dass selbst bei ungenügenden finanziellen und istitutionellen Bedingungen immer Möglichkeiten für soziale Studien gegeben sind, selbst in Regionen, die zu den ärmsten und konfliktbelandensten zählen. In Mosambik habe ich in der schlimmsten Bürgerkriegsphase eine nationale Armutsenquête initiiert und durchgeführt, da allerdings mit finanzieller Unterstützung der EU. In der Hauptstadt Maputo habe ich eine Armutsstudie mit einem Freund und den ärmsten Slam-Bewohnern dort, die von uns in der Erfassung von Fragebögen geschult wurden, durchgeführt. Ohne jegliche Finanzierung, nur unser eigenes Engagement war vonnöten. Das Gleiche habe ich in vielen Regionen verschiedenster Länder, mit indigenen Völkern, Afrikabstämmigen, usw im multikulturellen Kontext getan. Nie habe ich eine Regionalentwicklung ohne statistische Grundlagen vorgeschlagen und initiiert. Gäbe mir heute die Kanzlerin 6 Monate minimalsten Unternhalt und Transportkosten, um die südeuropäischen Länder zu besuchen und dort mit Uni-Studenten die fatalen Konsequenzen ihres Totspardiktates zusammenzustellen, unsere Regierung bekäme Schwarz auf Weis auf dem Tablett serviert die Konsequenzen ihrer unverantwortlichen Hegemonialpolitik: mit radikaler Kürzung von staatlichen Sozialausgaben und damit steigender Arbeitslosigkeit und Verelendung ganzer Regionen und Länder. Nicht einmal eingerechnet die Verschlechterung der Sozialpsychologie von Millionen von Familien. Der Stolz und das Selbstverständnis von Nationen wurde gründlich zerstört und dabei auch das "social capital", um sich gegen den Niedergang zu wehren.
Bei all ihren z. T. stimmigen Argumenten sollte unbedingt der "human faktor" mit eingerechnet werden. Die Soziologie hat eine Verantwortung ebenso wie die Ökonomie. Wenn das kapitalistische System Spielräume nur zur eigenen Rechtfertigung erlaubt, muss dagegen immer wiede Front gemacht werden, und sei es anhand von kleinen Beispielen.
Liebe Grüsse aus Panamá, CE