Hört es knurren

Bühne Am Deutschen Theater extrahiert Regisseur Stephan Kimmig einen minimalistischen Abend aus Euripides und Homer
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 48/2019

D ie Literatur der griechischen Antike hat uns eine gewaltige Pandorabüchse heftigster – auch politischer – Emotionen hinterlassen, an der sich unsere vergleichsweise immer noch affektarme liberale Kultur von Zeit zu Zeit ganz gerne bedient – zumindest im geschützten, gutbürgerlichen Raum des Theaters, wo man die Büchse ja jederzeit wieder mit den Saaltüren von außen verschließen kann.

Der Zorn des Achill etwa ist das erste Wort von Homers Ilias, mit ihm beginnt also gewissermaßen die europäische Literaratur. Und wenn die heutige Soziologie uns gegenwärtig wieder eine zunehmend antiliberale „Gesellschaft des Zorns“ aufzeigt, liefert diese gleich auch einige verwandte homerische Emotionen. „Wut, Hass, Traue