Homophobie ist machbar

Backlash Die größere Sichtbarkeit von Schwulen und Lesben in der Öffentlichkeit bewirkt paradoxerweise eine größere Abwehr gegen sie
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Homosexuelle Identität macht nur Sinn innerhalb der dramatischen Dialektik von Unterdrückung und Befreiung. Damit ist dem politischen Projekt schwuler Emanzipation immer schon der Wunsch ihrer eigenen Überwindung eingetragen: In einer Welt jenseits einer zwanghaften sexuellen Norm wäre die Differenz homo/hetero tatsächlich nicht mehr der Rede wert. Daher auch all die Rufe nach mehr Gelassenheit und dem Ende der Homosexualität als nerviger politischer Selbstbehauptung, egal, ob sie jetzt "metrosexuell" oder "anti-gay" heißen, wie der britische Autor Mark Simpson schon in den neunziger Jahren vorgeschlagen hat. Selbst die im Zuge des Aids-Aktivismus Ende der achtziger Jahren in Umlauf gebrachte Vokabel "queer" muss daraufhin getestet werden: Inwieweit biete