Als "Araber-Arschkriecherin" beschimpft Bruce Bialosky von der Republikanisch-Jüdischen Koalition aus Los Angeles die afroamerikanische Kongressabgeordnete Cynthia McKinney, wie er das auch schon bei anderer Gelegenheit getan hat. Prompt kursieren Gerüchte, die streitbare Bürgerrechtlerin werde von "arabischen Kreisen" finanziert. Und der konservative Journalist Jonah Goldberg teilt bei einer Talkshow mit, McKinney sei "so dumm wie Kristallsalz und so ekelerregend wie Arafats seit drei Wochen nicht gewechselte Unterhosen".
Wer so verunglimpft wird, muss sich schwer gegen die amerikanische Staatsräson vergangen haben. Und das hat Cynthia McKinney (s. Freitag vom 17.5. 2002) ganz offenbar, weil sie es wagt, nicht nur laut nachzufragen, was die Bush-Administration vor dem
vor dem 11. September über bevorstehende Anschläge wusste. Sie fordert auch einen Untersuchungsausschuss des US-Kongresses, um zu klären, inwieweit der Bush-Clan von der Katastrophe ökonomisch profitiert haben könnte. McKinney verkörpert eine Spezies von Abgeordneten, die es derzeit im patriotisch bandagierten Parlamentarismus der USA gar nicht mehr geben dürfte. Ihre Zivilcourage erinnert an unerschrockene Senatoren wie Robert Kennedy, William Fulbright oder Frank Church, wenn sie dem Bush-Clan direkt attackiert: "Es ist bekannt, dass der Vater des Präsidenten durch seine Beteiligung am Carlyle-Konzern Geschäftsinteressen mit der Baufirma der Familie Osama bin Ladens teilte und bei Rüstungsfirmen engagiert ist, deren Aktien seit dem 11. September wahre Kursexplosionen verzeichnen." Ob es George Bush jun. noch gelingt, die schwebenden Untersuchungen abzuwenden und ob er mit der Entlassung des CIA-Abwehrchefs Cofer Black schon ausreichend Schadensbegrenzung betrieben hat, bleibt zweifelhaft. Unbestritten ist, dass sich George Bush sen. PR-Auftritte für die Carlyle-Group mit bis zu 100.000 Dollar honorieren lässt. Das Unternehmen bemüht gern ehemalige Staatsmänner, um Einfluss auf Regierungen zu gewinnen, den einstigen britischen Premier John Major ebenso wie den philippinischen Ex-Präsidenten Fidel Ramos oder den früheren Bundesbankpräsidenten Karl Otto Pöhl. Auch Ex-Außenminister James Baker und Frank Carlucci (Staatssekretär unter Ronald Reagan) durften sich um Carlyle verdient machen.Treffen in Riad Die Firmen-Gruppe Carlyle entstand 1988 und ist heute mit einem Kapitalvolumen von 13,5 Milliarden US-Dollar einer der weltweit größten Vermögensverwalter. Carlyle charakterisiert sich selber als Unternehmen, das "stets konservativ-behutsam" vorgehe und bei Investitionen Rücksicht auf die jeweilige Umgebung nehme. Auffallend viele Carlyle-Ableger profitieren momentan vom 600-Milliarden-Dollar-Rüstungspaket der Regierung Bush. Auch United Defense aus Virginia. Die Firma liefert wieder Abschusssysteme für Flügelraketen und war doch während der Clinton-Ära schon völlig ausgebootet. Doch damit nicht genug: das Wall Street Journal berichtet, George Bush sen. habe zwischen 1998 und 2000 in der saudischen Metropole Riad mehrfach Mitglieder der Bin-Laden-Familie getroffen. Die wiederum will lediglich für sechs Monate mit der lächerlichen Einlage von zwei Millionen Dollar bei Carlyle exponiert gewesen sein - von Spross Osama habe man sich losgesagt. Dem widerspricht das französische Blatt Le Figaro und meint, derselbe habe sich Anfang Juni 2001 in einem US-Militärhospital in Dubai einer Nierenoperation unterzogen. Dort sei der Patient nicht nur regelmäßig von einem CIA-Mitarbeiter, sondern auch von Familienangehörigen besucht worden. Bemerkenswert an diesen Offenbarungen ist vor allem eines: Treuhänder des Figaro ist die Carlyle-Group. Das steht ebenso außer Frage, wie der Umstand, dass zwischen der saudischen Fünf-Milliarden-Dollar-Baufirma des Osama-Halbbruders Bakr bin Laden und Carlyle Geschäftsbeziehungen bestanden, die erst unter dem Eindruck des 11. September im gegenseitigen Einvernehmen beendet wurden."Merchant of Death" Es ist alles andere als abwegig, wenn Cynthia McKinney George W. Bush in einem Atemzug mit dem boomenden US-Rüstungsbetrieb nennt. Seit vier Generationen hat der Bush-Clan damit zu tun. Ohne die großen Kriege der vergangenen hundert Jahre wären die Bushs nicht eine der reichsten und mächtigsten Familien der Welt - verbunden mit den großen Ostküsten-Clans der Cabot Lodge, Harriman oder Rockefeller, bei denen eine dynastische Strategie der Geldvermehrung nachgezeichnet werden kann. Von Generation zu Generation wurden diese Dynastien erhalten, ganz im Stile feudaler Herrscherhäuser. Um im Bild zu bleiben: die Bushs waren dabei stets eine Art Truchsess, die ihren Herren treu dienten und sie zuweilen ersetzten, ganz wie die Karolinger oder die Hohenstaufen. Der Urgroßvater des jetzigen Präsidenten hieß Samuel Bush und war während des Ersten Weltkrieges in der Administration direkt War-Industries-Board-Chef Bernard Baruch unterstellt. Samuel wusste die Geschäftsinteressen der Rüstungsfirma Remington auch nach 1918 so gut ins Spiel zu bringen, dass sich 1934 ein Untersuchungsausschuss des Senats unter der Leitung von Gerald Nye mit den Machenschaften beschäftigte und Samuel als "Merchant of Death" -Geschäftemacher des Todes - bezeichnete. Großvater Prescott Bush war eng mit der Harriman-Dynastie liiert, vor allem durch die gemeinsame Mitgliedschaft in der rassistischen Yale-Bruderschaft Skull and Bones. Als Geschäftsführer der damals größten Privatbank Brown Brothers Harriman betrieb Prescott offen und verdeckt Geschäfte mit Nazi-Deutschland, unter anderem über die Union Banking Corporation. Bushs direkte Partner waren der Industrielle Fritz Thyssen, der Hitler finanzierte, Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht und SS-Bankier Kurt von Schroeder. Dank eines deutsch-amerikanischen Joint-Ventures wurden die Anlagen der IG Farben zur Herstellung von synthetischem Benzin aus Kohle finanziert. Eine intelligente Vorsorge des Konzerns für den Fall möglicher Brennstoffknappheit durch ein alliiertes Embargo gegen Deutschland. Ort dieser von KZ-Häftlingen betriebenen Anlage war Auschwitz in Oberschlesien. Zehn Monate nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg wurde am 20. Oktober 1942 durch den Trading with the Enemy Act das Vermögen der von Prescott Bush geleiteten Union Banking Corporation konfisziert und damit der Teil des Vermögens der Bush-Familie, das in dieser Bank steckte. Die Aktivitäten von George Herbert Walker Bush, Präsident der USA von 1989 bis 1993, bei Iran- und Contragate (Nikaragua), der US-Intervention in Panama (Dezember 1989) und schließlich in Sachen Irak sind zu bekannt, um hier noch einmal erwähnt werden zu müssen.