Wie konkurrenzfähig ist eine Liga voll mit Mannschaften, die von Felix Magath zusammengestellt sein könnten? Ab der Saison 2016/17 gilt in der englischen Premier League ein neuer Fernsehvertrag. Insgesamt werden den britischen Profi-Clubs 3,2 Milliarden Euro ausgeschüttet. Christian Heidel, Manager von Mainz 05, sagt dem Spiegel, dass britische Clubs Spielern im Schnitt drei-bis viermal so viel zahlen können wie deutsche Vereine. Die Folge ist eine Welle deutscher Wirtschaftsflüchtlinge auf die Insel. Nicht nur Top-Spieler wie Sebastian Schweinsteiger oder Kevin De Bruyne werden abgeworben; auch etwa für Uwe Hünemeier, der die meiste Zeit seiner Karriere zwischen der dritten und zweiten Bundesliga gedümpelt ist, zahlt der Zweitliga-Club Brighton & Hove Albion eine Ablösesumme von rund 2,5 Millionen Euro.
Die Financial-Fairplay-Regeln der UEFA können auf diese Explosion der Spielergehälter nicht angewandt werden. Die UEFA sanktioniert es bislang nur, wenn Clubs sich zu sehr über Schulden oder Großinvestoren finanzieren. Die Ausgaben in der Premier League sind jedoch durch die neuen Einnahmen durch die Fernsehgelder gedeckt. Müssten die Regeln der UEFA deshalb ergänzt werden?
Ich denke nicht. Es ist zwar im Einzelnen schade, dass wir Ballkünstler wie De Bruyne nicht mehr so oft in unseren Stadien sehen können. Ein Bedeutungsverlust des kontinentaleuropäischen Fußballs ist aber erst mal nicht abzusehen. Die Gelder aus England können ja reinvestiert werden. Zum Beispiel in die Jugendarbeit, wo ein gleichwertiger Ersatz zumindest für Hünemeier bestimmt in Sicht ist. Für viele junge ehrgeizige Spieler wird es noch dazu keine gute Karriere-Option sein, sich einem Kader voll überbezahlter alternder Durchschnittsspieler anzuschließen. Sonst wären die meisten längst bei einem russischen Oligarchen-Club.
Die horrenden Ausgaben im englischen Fußball sind wohl auch eine neurotische Reaktion auf seinen jüngsten Bedeutungsverlust. Jetzt will der englische Fußball mit einem Ruck zur Dominanz der Nullerjahre zurückfinden. Das kann funktionieren. Auf Dauer werden die Vereine unter zu großen und zu teuren Kadern aber zu leiden haben. So steht Magaths Erfolg als Trainer im Schatten der ruinösen Kuriositätenkabinette, die er bei Wolfsburg und Schalke hinterlassen hat.
Kommentare 15
Super ein anderer Beitrag statt Flüchtlinge. Obwohl das hier etwas mit Menschenhandel zu tun hat und keiner regt sich auf. Ich handle mit Menschen damit ich mir als Verein meine Chancen auf den Titelgewinn, wie auch Fernsehrechte und was so alles damit zu tun hat, damit noch mehr Geld in die Kasse kommt, sichern kann. Der Mensch ist so zu sagen nur ein Spekulationswert und dieses Verhalten findet man in jedem Arbeitsbereich unserer Arbeitskultur wieder. Ein Leihvertrag von Verein zu Verein ist dann ein Werksvertrag, nur im Fußball viel, viel, viel, viel, besser bezahlt, als sonstwo. Ich bin für das abschaffen dieser Aktionen, doch leider geht das nicht. Wir wollen ja mit dem Sieggefühl, aus dem Stadion nach Hause gehen, wo wir die Motivation für unser schlecht bezahltes sonstwo eingefangen haben, damit wir unsere Werksverträge durchstehen. Wie gut das ich kein Fußballfan bin und ich meine Motivationen, für das bestehen und durchhalten meiner Werksverträge, woanders her hole. Doch Menschenhandel bleibt Menschenhandel. Das ist oben wie unten in der Gesellschaft gleich schlimm. Und keiner regt sich auf.
"Die Folge ist eine Welle deutscher Wirtschaftsflüchtlinge auf die Insel."
Brillante Analyse, endlich wird der Fußballhype der letzten Tage ("Deadline Day") mal kritisch auf seinen tragischen Hintergrund heruntergebrochen.
Denn hinter all den Flüchtlingen steckt ja eineHuman Touch-Geschichte.
Das kann jeder politisch interessierte Mensch schon daran erkennen, dass den mit letzter Kraft (via Privatjet) auf der Insel Gestrandeten, die offensichtlich ihr letztes Hemd verloren haben, von den Club-Verantwortlichen ein Trikot geschenkt wird, um ihre Blöße zu bedecken und sich zu wärmen (siehe Fotos, weltweit zwecks Ermutigung verbreitet). Diese Shirts sind zudem mit freundlichen bunten Botschaften bedruckt.
Respekt.
Schade ist, dass der Begriff "Verein" immer noch erste Wahl ist, obwohl in der ersten Fußball-Liga nur noch fünf oder sechs diese Rechtsform für sich reklamieren können. Die Mehrheit der Bundesligisten hat die Möglichkeit genutzt, ihre Profi-Abteilung als Kapitalgesellschaft auszugliedern. Deshalb spielen nicht zwingend Vereine, sondern Kapitalgesellschaften gegeneinander. Und diese sind auf Profit aus. Sie senden ihre sog. Scouts in die Welt, um Anlagemöglichkeiten bei jungen und jüngsten Fußballern zu finden. Einmal angelockt, mit der Vision auf der großen Fußballbühne agieren zu können, ziehen sie in die Fußballschulen der Kapitalgesellschaften. Dass dabei die Mehrheit auf der Strecke bleibt und verheizt wird, ist einkalkuliert.
Stell dir vor, samstags ist Bundesliga-Fußball und keiner geht hin.
Was soll's? Das liegt am system!
Wenn einem oft schlecht ausgebildeten jungen menschen ein millioneneinkommen geboten wird, wäre dieser ja dumm, nicht darauf einzugehen.
Ob das "menschenhandel" ist, darf zu mindest bezweifelt werden. Denn immerhin kann niemand einen spieler zwingen zu spielen, wenn dieser nicht will...
Ja, und wenn niemand mehr hingeht - könnten auch die vielen polizisten am wochenende zuhause bleiben und es würden millionen an öffentlichen mitteln eingespart - ich bin dabei!
Voll Zustimmung und sehr gut geschrieben! Das ist leider die traurige Wahrheit.
Jede Liga ist selbst für die eigene Vermarktung verantwortlich. Sicherlich ist der kontrast zwischen Premierleague und Bundesliga ab 2017 ziemlich krass. Der DFB könnte sich aber genauso um entsprechende Vereinbarungen kümmern. Zudem heißt viel Geld nicht immer = Erfolg haben.
Tja, da sind die Deutschen in Europa einmal nicht die Stärksten. Die Engländer kaufen den Deutschen die besten Kicker weg, die Deutschen wiederum den Polen und Österreichern. Usw.
Wo ist das Problem?
Dass Schweinsteiger nicht mehr in München spielt, sondern in Manchester? Wenn ich ihn sehen möchte, gucke ich mir beim Bezahlsender statt Bundesliga die Premier League an.
Oder dass man im Land des Weltmeisters einen Bedeutungsverlust im internationalen Fußball befürchten muss?
Die großen und viele kleine Vereine der Bundesliga haben bestens ausgestattete Nachwuchszentren, in denen Talente wie Julian Draxler oder Kevin de Bruyne im Zwei-Jahresrhythmus heran wachsen.
Die deutschen Stadien sind so voll wie seit Jahrzehnten nicht, die großen Clubs werden von immer neuen Sponsoren umworben, und auf dem normalen Liga-Rasen kann man heute im Schnitt einen intelligenten und feinen Qualitätsfußball genießen wie er früher nicht denkbar gewesen wäre.
@na64 : na, du intelligenzflüchtling?? menschenhandel ist hier polemisch gemeint... hier wird niemand geshanghait.
@na64 : na, du intelligenzflüchtling?? menschenhandel ist hier polemisch gemeint... hier wird niemand geshanghait.
Hallo kleiner Sandmann. Mich interessiert nur eine Frage: Wie sich unser Verhalten über Methoden aus der Arbeitskultur verändert? Welche Vorgehensweisen sind, obwohl Sie Illegal erscheinen, als angenommene und akzeptierte Methode, in unserem Alltag angekommen. Dazu fällt das vorgehen von Industrie 4.0 auf alle Berufsbereiche ein. Welches Menschenbild wird da kreiert? Ist dein Beruf noch einer von denen die gebraucht werden? Was ist mit der Identitätsbildung und dem Status, da ja dies mit unserer Arbeit, mit unserem Beruf in Verbindung steht? Ich will nur Antworten auf diese Fragen finden und wenn ich dann mal mit dem Wort Menschenhandel provoziere, dann ist das schon Absicht, sonst würde ich keine Antworten bekommen. Jetzt noch einen Hinweis für das vorgehen von Industrie 4.0:
Industrie 4.0: Roboter gefährden Jobs
Zum Schluss: Es gibt schon etwas was ich interessant finde beim Fußball. Wie sich die Manschaften auf dem Rasen bewegen. Da gibt es bestimmte Muster. Kommen andere Spieler dazu, dann verändert sich das Muster. Ich werde mal einen Spieler fragen, wie der über diese Situation denkt, dass Spieler, wie auch gewöhnliche Arbeitskräfte, ständig und immer austauschbar sind und es keine Beständigkeit mehr bei der Arbeit gibt.
"Zum Schluss: Es gibt schon etwas was ich interessant finde beim Fußball. Wie sich die Manschaften auf dem Rasen bewegen. Da gibt es bestimmte Muster. Kommen andere Spieler dazu, dann verändert sich das Muster."
Darf ich annehmen, dass der Autor so viele Fußballspiele noch nicht gesehen hat?
Die Muster, im Fußballjargon: die Systeme, ändern sich gewiss am allerwenigstens, wenn neue Spieler kommen und alte gehen. Sie ändern sich in der Regel dann, wenn die besten Trainer und Clubs neue Spielideen haben, die sich schnell über den Kontinent verbreiten.
Alte Spieler müssen sich darauf einstellen, um oben zu bleiben, junge Spieler werden auf die modernen Spielsysteme hin ausgebildet. Heute ist es inzwischen so, dass man von einem guten Profi die allseits gerühmte Flexibilität erwartet. Er muss Rechts- wie Linksfuß sein und mehrere Positionen und Systeme spielen können.
Der riesige Talentemarkt ist voll von solchen Hochleistungstechnikern und mindestens die großen Clubs können hier aus dem Vollen schöpfen, um sich eine Mannschaft nach ihren Plänen und Konzepten zu basteln.
Nun also haben englische Clubs der deutschen Bundesliga vorübergehend diese Suppe versalzen und ich bin sicher, dass es darauf bald eine klare Antwort gibt: einen zweiten oder auch dritten Bezahlsender, der Sky Konkurrenz macht, und so die Fernsehgelder an die DFL nach oben treibt. So wie in England eben.
Danke für deine Anregung. Über das was du da schreibst, erkenne ich schon das Muster nach dem ich suchte. Das was man bei uns als Arbeitnehmer auch einfordert. Alles können und für die Einsätze abrufbar sein und sich dem System einordnen. Das mit der Spielidee? Ich denke Klopp hatte eine andere Spielidee und es hat gewisse Zeit gedauert bis die anderen Vereine das bei sich auch im Programm hatten. Kann man überaupt die Spielideen von FC Bayern kopieren? Die müssen doch auch zu knacken sein? Das mit den Fernsehgelder, da muss ich immer an die Fifa denken und Korruptionsverdacht.
@Na, Hein Thüler, wo sind Sie denn beim Fußballzugucken vor Ort? Im Stadion oder bei Sky?
Nach dem Inhalt Ihrer Kommentare scheinen Sie auch nicht so oft im Stadion gewesen zu sein.
Richtig ist, daß das Spiel schneller geworden ist und damit die Ansprüche an die technischen Fähigkeiten der Spieler. Es sind aber jede Menge Fehlpässe zu sehen. In der Bundesliga gibt es nur ganz wenige Manschaften, die auf hohem Niveau spielen können.
Völlig uninteressant ist dabei, ob er beidfüßig ist oder nicht. Die ganz großen Spieler haben auch nur ein Schußbein, ob in der Bundesliga oder weltweit. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Der große Ferenc Puskas, ein absoluter Linksfüßler, antwortete auf die Frage, ob er an seinem rechten Fuß arbeite: "Nein, ich versuche, meinen linken zu perfektionieren."
Im Fernsehen geht nichts über die gute alte Sportschau.
Nichts gegen die gute alte Sportschau, aber außerhalb des Stadions kann man ein Spiel live und in ganzer Länge nur auf Sky sehen. Die ARD und alle anderen Sender in Deutschland überlassen die Übertragungsrechte der Bundesliga-Spiele einem Monopolisten, der die Verbraucherpreise nach oben und die Ligagelder nach unten drückt.
@NA64.
Zum Glück führt die Macht der Systeme nicht dazu, dass die großen Ballkünstler aussterben. Aber wie sehr auch sie heute abhängig sind vom intelligenten Mannschaftsspiel, dafür ist Leo Messi ein gutes Beispiel. Immer für eine geniale Aktion gut, aber seine Spiele für Argentinien reichen bei weitem nicht an seine Klasse heran, die er mit Barca entfaltet.