„Ich bin kein Baum, der verwurzelt ist“

Porträt Renata Ávila Pinto versteht ihr Leben als Kampf für Entrechtete: Als Anwältin verteidigt sie die Ureinwohner von Guatemala und Julian Assange
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 06/2020

Irgendwie klappt es mit der Gegensprechanlage nicht, sie kommt selbst herunter, öffnet die Haustür. Renata Ávila Pinto, geboren 1981 in Guatemala-Stadt, ist für ein paar Tage bei Freunden in Berlin, verlängerte Heimreise nach dem Chaos Communication Congress in Leipzig. Schwarzes Kleid, Stiefeletten, balanciert noch einen Pappbecher in der Hand, roter Lippenstift schmiert am Deckel, sie war eben noch bei einem Termin. Oben dann weitläufiges, schönes Charlottenburg: Parkett, hohe Decken, Flügeltüren, offene Küche und Büchermeter.

Ávila zeigt in eine Ecke, an der Wand hängt eine kleine Installation, mit Gelenken verbundene Metallstangen, sie tippt dagegen, Schwung, Erdanziehung, Streben beschleunigen zu Kreisen, Gelenke knicken