Als Frau über Sex zu sprechen und zu schreiben, bedeutet auch immer, über Sexismus zu sprechen. Denn schon mit der Anfrage, ob ich diesen Text schreiben möchte, fing es an. Ein Text aus meiner Sicht über weibliche Sexualität? Sofort alle Warnblinker an im Kopf und im Bauch: Was würde die Familie sagen, was Freundinnen und Freunde, was Feministinnen, Maskulisten, was, wenn das zukünftige Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber lesen würden? Was, wenn das meinem Ruf schaden würde und so weiter? Die Liste der Ängste ist endlos.
Aber genau deshalb gibt es diesen Text nun: weil allein das, was in diesen paar Sekunden in meinem Kopf passierte, Grund genug ist, ihn zu schreiben. Trotz der Angst, die ich auch jetzt dabei fühle. Ich habe die Überschrift genau deshalb gewählt: Ich eigne mir an, was mir nachgesagt werden könnte, bestimmt auch wird. Ich bin eine „Schlampe“, eine „Bitch“, zumindest, wenn es nach normativen Maßstäben geht. Denn ich habe und hatte viel Sex. Und ich bin Feministin. Und beides zusammen ist nicht immer leicht zu vereinbaren. Manchmal gar nicht.
Denn die weibliche Sexualität ist so eng verknüpft mit sexualisierter Gewalt, mit Angst, Scham und Repressionen, dass es in diesem Bewusstsein kaum möglich ist für mich, über meine Sexualität und den Sex, den ich habe, zu sprechen, ohne auch all das mitzudenken. Trotzdem möchte ich hier den Versuch wagen, darüber zu schreiben und zu sprechen. Es fühlt sich kaum machbar an.
Denn da sind jene, die Frauen wie mich beschämen wollen für den offenen Umgang, den ich mit Sex habe, für die Frequenz, die Häufigkeit. Und jene, die mich für antifeministisch halten, weil ich mich gerne sehr sexy kleide, flirte, durch Berliner Betten treibe. Dazwischen stecke ich und versuche, mich zu verhalten, auf eine Art, die sich frei und leicht anfühlt. Es gelingt mir nicht.
Denn neben der Bewertung der anderen ist da ja auch noch mein eigenes Verhalten und das ständige Hinterfragen desselben. Auch ich habe mich beschämenderweise in den vergangenen zwanzig Jahren unabsichtlich übergriffig verhalten, auch ich habe Fehler gemacht im Umgang mit anderen. Ich kann mich nicht frei machen. Ich muss all das mitdenken, wenn ich über Sex spreche, meine Beweggründe, meine Wünsche, meine Fehler.
Vorspulen beim Porno
All das macht es unendlich schwer, denn schon das Sprechen darüber löst Konflikte aus: Wie kann ich einen Text schreiben über sexuelle Befreiung, wenn er so viele Konsequenzen haben könnte? Genau so vielleicht: Indem ich offenlege, wie schwierig all das für mich ist. Und es trotzdem mache. Denn für mich ist Sex etwas wirklich Wichtiges. Etwas Elementares. Er ist ein nicht unerheblicher Teil meiner Persönlichkeit. Aber immer wieder wird genau das zum Problem.
Eine sehr lange Zeit habe ich mich zum Beispiel vor Blowjobs gescheut. Ich fand sie patriarchalisch, demütigend im schlimmsten Fall. Bei Pornos spulte ich vor, wenn Schwänze mal wieder so tief in Münder gepresst wurden, dass die Frauen würgten. Ich versuchte, auf feministische Pornos zu masturbieren und zu kommen, ich schaffte es nicht. Ich fand alles langweilig. Das ewige Vorspiel, das Gelecke, die Dialoge. Ich will keine zwei Hipster beim Sex sehen. Ich will einfach Sex anschauen. Animalischen, leidenschaftlichen Sex.
Aber auch diese Vorliebe für harten Sex lässt sich kaum mit meinen feministischen Einstellungen verbinden. Oder?
Mittlerweile weiß ich: Doch. Das geht. Denn der Unterschied zwischen feministischem und patriarchalem Sex liegt nicht in den Dingen, die ich konkret mache. Es geht viel mehr darum, warum ich sie mache, ob ich Lust dabei verspüre oder ob ich sie mache, weil ich glaube, dass sie von mir verlangt werden.
Als mir das klar wurde, fand ich meine Lust an Blowjobs wieder. Als ich mich weder gezwungen sah, sie zu geben, noch sie aus feministischer Sicht abzulehnen, gewann ich die Freiheit zurück, Schwänze zu lutschen, wann ich das will. Wenn ich es wirklich, wirklich will. Denn das ist das große Missverständnis: Es geht nicht darum, was wir tun, sondern warum.
Um es konkret zu machen: Es macht einen Unterschied, ob ich mich beim Sex hart von hinten nehmen lasse, weil ich das genieße – oder ob ich das mache, weil der Mann das so verlangt oder will. Auch Demütigung und Schmerz können lustvoll sein, ziemlich sogar. Alles eine Frage der Kommunikation. Und auch an der musste ich arbeiten.
Viele Jahre meines Lebens bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, einem Mann zu zeigen, was ich mag. Und, ehrlich gesagt, stimmte es in meinem Fall auch nicht, dass ich durch Masturbation schon wusste, was mir gefällt. Einige Dinge mache ich lieber allein, andere kann nur ein Partner schaffen oder ein Vibrator. Squirting und vaginale Orgasmen gehören dazu. Ausnahmslos alle Männer, mit denen ich schlief, finden squirtende Frauen super. Das ist auch die Erfahrung vieler meiner Freundinnen, die sich gegenseitig Tipps geben, wie Squirting gelingen kann (wenn man das möchte). Als wir an einem Wintertag auf einem Balkon rauchend und frierend darüber sprachen, wie genau das jetzt funktioniert, dachte ich kurz: Wow, endlich lebe ich in einer Gesellschaft, in der so etwas kein Problem mehr ist! In der Frauen offen über Squirting und die beste Technik sprechen können (Lesen Sie zu „Squirting“ auch dieses Interview).
Ein paar Monate später schrieb ich frohen Mutes in mein Twitter- sowie mein Instagram-Profil „sexpositiv“ neben „Feministin“. Das fühlte sich wie ein großer Schritt an und gefährlich. Und das war er auch. Bis heute glauben nicht wenige Männer, dass dieses Wort eine Einladung ist (und ich bin mir sicher, dass auch dieser Text wieder den ein oder anderen dazu motiviert, „nur mal Hallo“ zu sagen). Ein Missverständnis, dem sich viele Frauen ausgesetzt sehen, die offen mit ihrer Sexualität umgehen: Sexpositiv zu sein, bedeutet nicht, dass wir jederzeit und mit jedem ficken wollen. Es bedeutet nur, dass wir Sex nicht ablehnen, solange er gleichberechtigt ist. Alles andere ist eine individuelle Sache, eine Frage der Vorlieben und Wünsche.
Wie groß dieses Missverständnis ist, offenbart sich immer wieder in Kontexten wie #metoo: Da fragen dann Männer und Frauen, was denn überhaupt noch zulässig sei. Wie sie jetzt flirten und ficken dürfen. Dabei ist es im Grunde genommen ganz einfach – sexualisierte Gewalt wie Vergewaltigungen und Missbrauch sind eben das: Gewalt, die versucht, sich unter dem Tarnmantel der Sexualität zu verstecken. Sex wird in Fällen wie dem Harvey Weinsteins und unendlich vielen mehr nur benutzt, um Gewalt und Macht auszuüben. Er ist nur ein Mittel für einen ganz anderen Zweck. Das Sprechen darüber, die Verunsicherung auf allen Seiten offenbart nur, wie wenig wir über diesen Unterschied sprechen. Und für wie viele Menschen es völlig akzeptabel zu sein scheint, dass Übergriffigkeit und Gewalt Teil einer gesunden Sexualität sind.
Sie sind es nicht. Wer sich absichtlich übergriffig verhält – oder auch unabsichtlich –, muss sich dafür verantworten. Rechtfertigungen und Aggression werden dieses Problem nicht lösen. Auf beiden Seiten nicht. Wir machen Fehler. Wir müssen daraus lernen. Wir müssen darüber sprechen.
Denn immer öfter beschleicht mich das Gefühl, dass nach der Unterdrückung der weiblichen Sexualität nun eine neue Maulsperre die Vulvalippen verschließen soll: Das ständige Anzweifeln und Hinterfragen der Lust der Frau im Kontext einer patriarchalen Gesellschaft. Ich will mich befreien, will anziehen, was ich will, wann ich will und so kurz ich will, ich will so viel und oft Sex haben, wie ich es gut finde – aber habe ich es gerade so geschafft, die Gedanken abzuschütteln, dass man mich als „schlampig“ betrachten könnte und mir klargemacht, dass es mir völlig egal sein sollte, so genannt zu werden, warten jetzt schon die nächsten Zweifel. Zweifel daran, ob ich als gute Feministin überhaupt Männern gefallen wollen darf.
Die „Slutwalk“-Demonstrationen helfen mir in diesem Kontext nicht weiter, denn ihr Ziel ist es ja, die elementare und wichtige Botschaft zu vermitteln, dass ein sexy Outfit nicht bedeutet, dass man angesprochen oder angemacht werden will. Und tatsächlich geht es mir auf dem Weg zu einem Date genau so: Ich will nicht angestarrt werden. Aber ich will, dass mein männliches Date mich begehrenswert findet. Ich will Sex. Viel, oft, mit vielen, am liebsten ständig. Und obwohl ich mich so gerne als woke und reflektiert sehen will, scheitere ich immer wieder daran, einen Weg zu finden, einen Umgang mit diesem Zwiespalt zu finden, bei dem ich meine Sexualität ohne Ängste und Zweifel genießen kann.
Ohne Angst und Zweifel
Dabei ist es gerade für Frauen wichtig, endlich so offen damit sein zu können, wie es Männer schon so lange sind, und das, ohne dafür abgewertet zu werden. Es ist eine traurige Wahrheit, dass die Verurteilung weitergeht. Weibliche Sexualität ist also immer noch nicht frei. Sie ist immer Bewertungen, Verurteilungen und Anfeindungen ausgesetzt. Und zwar aus allen Richtungen. Ja, aus allen, auch aus feministischer. Was mir bleibt, ist nur ein Versuch, der dieser Text sein soll: der Beginn eines Dialoges. Denn mit dem Reden fängt es an. Trotz der Angst, trotz der Zweifel.
All der Sex im Internet, in den sozialen Medien, die feministischen Pornos, die Texte über Schallwellen-Vibratoren (der Freitag 43/2019), die Bücher – sie suggerieren, dass wir längst an einem Punkt wären, an dem endlich auch die weibliche Lust im Fokus steht. Und es stimmt: Das tut sie. Aber genau dadurch ist sie mehr Anfeindungen und Bewertungen ausgesetzt als jemals zuvor. Ich weiß nicht, wie viele Bücher à la Katja Lewinas jüngst erschienenes Sie hat Bock (Dumont 2020, 224 Seiten, 20€) es noch wird geben müssen, wie viele neue Sex-Toys, wie viele Texte wie diesen – bis eine Frau keine Angst mehr haben muss, dafür verurteilt zu werden, über ihre Sexualität zu sprechen und offen mit ihr umzugehen.
Ich weiß nur, wie viel Angst ich habe, diesen Text abzuschicken. Und dass genau das bedeutet, dass wir noch ganz, ganz, ganz am Anfang stehen.
Kommentare 77
Respect. 100%
One of the most meaningful articles read on human sexuality.
Ich frage mich beim Lesen dieses Artikel immer wieder, was dieses Patriarchat denn eigentlich genau sein soll: Eine objektive Tatsache, eine Projektion, eine Beschreibung der Matrix in der wir leben, die uns an der Entfaltung unseres Potentials hindert?
Ist dieses Patriarchat auch für meine Angst verantwortlich, dass ich mich in Diskussionen zurückhalte, Gedanken und Gefühle nicht zu äußern, die nicht opportun sind, die nicht dem offiziellen Narrativ entsprechen, den sich die Gesellschaft gerade mehrheitlich erzählt? Oder ist dieses Patriarchat auch für diese nicht opportunen Gedanken und Gefühle verantwortlich?
Machen wir uns durch die Annahme eines solchen Konstrukts nicht vielleicht kleiner als wir sind und richtet sich unsere Anklage an das unterdrückerische Patriarchat im Außen nicht viel mehr an das Gefängnis, in das wir uns selber gesetzt haben und das wir nur im Außen erkennen können, weil wir uns sonst eigestehen müssten, dass wir es selbst sind, die für diesen Horror verantwortlich sind.
Und ja, unsere Vorstellungswelt, wie wir sein sollten und wie die Welt und die Anderen zu sein haben, gehört wohl zu den schlimmsten Gefängnissen in denen wir uns befinden können.
Es ist eine Grunderfahrung des menschlichen Lebens, geprägt zu werden. Wer kann sich als Kind schon dagegen wehren, Inhalte aufzunehmen aus Vertrauen? Irgendwann beginnt die Gegenwehr, aber bis dahin ist vieles aufgenommen und eingesickert, von dem nicht klar ist, aufgrund welcher Motivlage es vermittelt wurde und welches Verständnis seitens der Vermittler bestand.
Diese Prägungen wirken wie ein Schleier, hinter dem sich etwas verbirgt, im besten Falle unsere eigenen Selbstverständlichkeiten. Diese zur Entfaltung zu bringen, ist im keinem Kontext einfach. Die Prägungen sind immer schon da und sagen "aber". Auch das Sexuelle ist da nur ein Anwendungsfall, übrigens nicht nur bei Frauen. Unter all dem, was ich als Mann erotisch gelebt habe, waren keine 10 Prozent eigene Vorstellungen.
Aber im Laufe der Zeit kann mensch lernen, die Kommentare des Daseinshintergrundes auszublenden und die Automatismen der eigenen Verhaltensmuster durch Bewusstheit zu erweitern. Am Ende mag erotisches Leben wirklich Ausdruck der eigenen Selbstverständlichkeit werden. Es ist kein Selbstläufer dorthin. Und wie bei jedem Ideal ist der Weg, das Unterwegssein das wichtigere, weil es das Ziel selbst nie in Vollendung gibt, oder bestenfalls nur punktuell.
Nebenbei gesagt ist guter Sex für mich die Forführung eines kommunikativen Vorgangs mit körperlichen Mitteln, darin aber mehr Psyche als Körper. Dafür ist überhaupt keine spezifische körperliche Technik notwendig, lediglich die Bereitschaft beider, sich innerlich erreichen zu lassen, bis an den Punkt, an dem mensch einander psychisch mühelos verletzen könnte, durch einen falschen Atemzug, oder einen Wechsel in der Aura der Situation.
es gibt keinen animalischen sex zwischen menschen.
alle sex-praktiken, deren sich menschen bedienen,
sind entweder gesellschaftlich geduldet oder verpönt/unbekannt/
nicht kommuniziert.
der individuelle weg im sexual-verkehr ist auch ein auf-begehren
gegen soziale kontrolle, im gelingenden fall:
ein paar-gemäßes, befriedigendes komplott
gegen beherrschende ordnungen/ konventionen.
daher auch dort: die freiheits-suche, der gestaltungs-wille.
Wenn Frauen entdecken, dass sie auch sexuelle Wesen sind, ist allen geholfen. Dass Promiskuität dennoch tendenziell problematisch ist, will ich schüchtern anmerken.
exzesse, grenz-gänge gehören zur erkundung des terrains dazu.
fixierungen, verhaltens-fallen lauern auch.
"Dass Promiskuität dennoch tendenziell problematisch ist, will ich schüchtern anmerken."
Weswegen?
Weil Liebe die Integration von Leidenschaft, also Sex und Sorge, also eine tiefe, verlässliche Beziehung darstellt. Sorge heißt, Sorge um den anderen, Sorge um die gemeinsame Beziehung und im guten Fall ist es eine Beziehung auf Augenhöhe.
Promismutität die dadurch rationalisiert wird, dass man in dem Moment ja denjenigen aufrichtig liegt, mit dem man Sex hat, negiert den Aspekt der Sorge um die Beziehungen.
Wenn beide nur eine sexuelle Beziehung wollen kann man sagen, das sei okay, aber auch fragen, warum es zu mehr nicht reicht. Will einer mehr, wird sein Wunsch durch die "ich liebe dich in dem Moment aber wirklich (und im anderen, den anderen)" abgewehrt, leugnet man die Verantwortung für die Beziehung.
Spaltung ist Spaltung, egal von welcher Seite. Es gibt aber Grund das auch pramatisch zu sehen. In Fällen schwerer Pathologien, besteht manchmal eine generelle Unfähigkeit zur sexuellen Erregung, die psychische Ursachen hat. (In noch schwereren Fällen bis zur Unfähigkeit der Masturbation, aus Neid, weil man es nicht ertragen kann, einen anderen in der Vorstellung zu brauchen, um sich an der Vorstellung von ihm sexuell zu erregen.)
Tritt im Laufe einer Therapie eine Phase der sexuelle Promiskuität eintritt, ist das eine Symptom der Besserung, weil Sex eine Form der Beziehung ist und ein Zeichen, dass die Therapie voran geht.
Ist aber noch viel komplizierter als hier dargestellt.
Ja, in gewissem Umfang ist das alles normal.
Darum muss gut begründet werden, ab wann etwas als pathologisch gilt.
die sorge um verlässliche bindungen steht neben der suche
nach sorg-loser, einseitiger un-gebundenheit.
seit kindes-beinen...
Neben der Lust am und durch sexuellen Austausch gibt es eine Menge weiterer Lüste, u.a. auch die Lust am Erstellen von Regeln, die zunächst mal nur sprachliche Formulierungen beobachteter Regelmäßigkeiten sind. Gerade im Deutschen ist die Unterscheidung zwischen einer Regel und einer Vorschrift allerdings kaum der Rede wert.
Auffassungen von Liebe sind solche Regeln (und eine der schlimmsten resultiert dabei aus der angeblich unauflöslichen Verknüfung von Erotik mit Liebe). Es gibt meines Erachtens nicht DIE Liebe, genausowenig wie es DIE eine Sache gibt, die Menschen voneinander wollen, oder DIE eine Sache, bei deren Vorliegen sie glücklich sind. In moralischen Systemen ist das anders vorgesehen, weswegen in moralischen Kontexten Regeln jederzeit zu Vorschriften geraten, und dem entgegenzutreten ist m.E. Teil der eigenen Mündigwerdung und Teil dessen, was es heißt, eigene Angemessenheit zu erkennen und zu leben.
Wenn Sie fragen, "warum es zu mehr nicht reicht", geschieht das vor dem Hintergrund eines Modells dessen, was in Paarbeziehungen die Regel ist (und nebenbei im Rahmen essentiell religiös beeinflusster Gesellschaftsformen das einzig wünschenswerte ist). Nun, die Regel zu sein beansprucht, die Realität wird da manches Mal vom Anspruch überfordert. Vor jedem anderen Modell macht diese Frage jedenfalls keinen oder zumindest stark verringerten Sinn. "Eigentlich" wäre an erster Stelle zu fragen und zu ermitteln (falls es überhaupt ein Problem gibt, das von der Person selbst ausgeht), was die Beteiligten selbst wollen. Wenn die Antwort lautet "schnellen, unverbindlichen Sex" gibt es keine Instanz der Welt, die diese Antwort überpositiv in Frage stellen könnte. Der Text von Frau Weßling handelt ja gerade davon, dass das Unbehagen, das mit ihrer Lebensweise verknüpft scheint, nicht die Folge von internen Widerspüchlichkeiten ist, sondern vielmehr Folge von Auseinandersetzungen interner Positionen mit extern mediierten, bei denen die internen viel zu lange verloren haben.
Ob sie glücklich wird, wird sie herausfinden. Bürgerliche Liebe ist nur ein Modell von vielen, und ob die Menschen, die nach Maßgabe dieses Modell lieben, glücklich sind, darf in vielen Fällen hinterfragt werden. Und natürlich gilt das im Rahmen jedes Modells, denn Modelle lieben ja nicht, es sind die Menschen. Die Kunst zu lieben ist eine Kunst, und wie alle Künste bedarf sie der Meisterschaft, um zu beglücken.
Schon, aber bei der Sicht aufs Ganze fängt man nicht bei Null an, das ist tatsächlich ziemlich gut erforscht.
++ Ich weiß nur, wie viel Angst ich habe, diesen Text abzuschicken. Und dass genau das bedeutet, dass wir noch ganz, ganz, ganz am Anfang stehen. ++
Ich glaube nicht, dass "Wir" da an einem Anfang stehen. Es gibt schon ganz gute Texte zu dem Thema. Aber: Über die eigene Sexualität zu schreiben ist - ob männlich oder weiblich - sowieso schwierig und oft ist es auch besser, eine Form zu wählen, die einen gewissen Abstand ermöglicht.
Mich beschäftigt eher die Frage: Muss das sein? Hier macht sich eine Frau mal wieder "frei" und will eine Pionierin sein. Das liest sich wie ein schwer errungenes "Geständnis" und ziemlich "unfrei". Wenn die Autorin gern sexuell unterwegs ist, dann ist das doch o.k. Was will sie denn noch? Allseitige Freude und Anteilnahme? Oder einfach nur: Viel Spaß. Also wirklich.
Ich weiß nicht, ob gleich die Zuschreibung "Schlampe" auf Frauen verwendet wird, die mit vielen Männern geschlafen haben. Weiß ich wirklich nicht. Es kommt da auch auf die Form an.
Nebenher: Ich kenne keinen so persönlichen Text von einem Mann zu dem Thema oder irre ich mich da? Vielleicht sähe das auch ganz anders aus: Männer würden da vielleicht wirklich diesen Abstand mit einbauen.
Über das gesellschaftliche und sexuelle Klima, in dem Blowjobs auch für eine Frau lustvoll ist, kann natürlich nachgedacht werden. Aber das gilt für viele Sexualpraktiken.
Das ist eine Diskussion über das große Ganze und den Sinn oder Unsinn dessen, ob es Pathologien überhaupt gibt usw. Das hat schon in der Vergangenheit zwischen uns zu nichts geführt.
Jeder hat das Recht zu denken, dass Pathologien zu formulieren ein sadistischer oder Herrschaftswunsch ist, in der Psychologie sind diese Debatten sehr umfangreich und tief geführt worden, jeder der will, kann sich da einlesen.
ja,
wer dermaßen engagiert bei "der sache" ist, wen "es" gepackt hat,
dem fehlt die zeit zu schreiben...
aber wenn das gewissen wurmt, ein zögern ein zeit-fenster öffnet:
der kann sich schreibend ergießen...
"Ich weiß nicht, ob gleich die Zuschreibung "Schlampe" auf Frauen verwendet wird, die mit vielen Männern geschlafen haben."
Jein. Aber im Rahmen der Selbstbeschreibung der Blog-Autorin ganz sicher schon.
Für sooo weltfremd hätte ich Sie gar nicht gehalten.
Über das gesellschaftliche und sexuelle Klima, in dem "Blowjobs auch für eine Frau lustvoll ist, kann natürlich nachgedacht werden."
Wie grosszügig. Ansonsten vom Stil in der Art wie Moorleiches Bauchschmerzen beim Thema Promiskuität ("tendenziell problematisch").
"Die Liebe" und die menschlichen Beziehungen SIND "tendenziell problematisch".
Respekt!!! Ja. Genau dasgleiche gilt für den Mann in dem Sinne , dass er auch nicht seine sexuelle Wünsche kennt und seine Sexualität nicht akzeptiert. Und wenn sich zwei solche Menschen treffen, ein Mann und eine Frau und sich bewußt es machen, und wollen über den ihren Schatten springen -auch wenn es in einem Zimmer passiert. entwickeln sich Gefühle die man bis dahin nicht kannte und dann ist es "göttlich" d Sex zu erleben. Meiner Meinung nach, all das wird leichter passieren je öfter solchen Menschen sich treffen. Allein schafft man es nicht. MAn braucht zwei hierzu! Egal ob es Männer oder Frauen sind.
Heutzutage die Prägung durch die, in alle Ritzen kriechenden, Medien auszublenden oder sie gar als "Lustverstärker" zu nutzen, zeigt wie wahrnehmungsgestört wir heutzutage sind. Mädels und Jungs! Was Sexualität ist, hat man Euch zu 80-90% einprogrammiert. In diesem Kontext, heisst es dann dazugehören oder eben nicht. Und wenn die Hemmschwelle durch andauernd praktizierte "alte & bekannte " Praktiken steigt, dann findet die Industrie neue Höhen, und dann finden es sogar Frauen geil, hard core genommen zu werden, und finden dann auch irgendwann Gefallen daran zu würgen, wenn der liebevolle Mann den Rachen penetriert. Dabei empfinden sie dann irgendwann das Ganze tatsächlich als erregend. Ich sehe in der steigenden Zahl der LBTG-Gemeinde eine Tendenz sich dieser Perversion zu entziehen. Das heisst natürlich nicht, dass es noch viele liebevolle Geniesser gibt, aber die neue Generation wächst mit einem Portfolio auf, was vor 30 Jahren noch verboten worden wäre. Ansonsten finde ich selbstbestimmte Männern und Frauen, die Ihre Sexualität, wie auch immer ausleben, völlig in Ordnung. Ist Privatsache. Das Mann/Frau darüber immer ofter und immer mehr in der Öffentlichkeit reden müssen/wollen hat vielerlei Gründen. Einerseits Aufmerksamkeit zu erzielen, denn SEX sells, und andererseits gibt das ja auch wieder einen neuen Kick. Die steigende und so selbstverständlich akzeptierte Indoktrination unserer Kinder und Jugendlichen zeigt, wei krank unsere Gesellschaft wirklich ist. Mittlerweile macht Pornographie im Netz 30% des Onlineverkehrs aus. Während der Fussball-WM brach dieser Teil zusammen, woran man erkennen kann dass die breite Bevölkerung in diesem Medium steckt. Man kann durch vergessene Praktiken ganz sanft und langsam zu einer Kette von Orgasmen kommen, die die meisten Frauen gar nicht mehr kennen. Hier gilt wie in allen Bereiche leider mehr die Verpackung, die Häufigkeit, der Konsum, als die Tiefe, der Inhalt, und die Achtsamkeit. Der Klimawandel ist die Manifestation unserer Verirrung im Außen!
"Der Klima(x)wandel ist die Manifestation unserer Verirrung im Außen!"
Klingt komisch, ist aber nicht "jänzlich"unwahr:
"Alleine der Pornokonsum produziert so viel CO2 wie Rumänien..."
https://futurezone.at/science/so-klimaschaedlich-ist-das-internet/400698794
+ Für sooo weltfremd hätte ich Sie gar nicht gehalten.+
HÄ? Also ich habe in jungen Jahren auch nichts anbrennen lassen, aber mir war - ehrlich - wurscht, was die anderen dazu gesagt haben. Ende. Und ich kenne ne ganze Menge Frauen ,die das auch so sehen. Die ganze Debatte ist für mich sowas von old fashioned. Aber ich komme halt aus dem Osten, da war das nicht so aufgeladen, das Thema.
++ Über das gesellschaftliche und sexuelle Klima, in dem "Blowjobs auch für eine Frau lustvoll ist, kann natürlich nachgedacht werden." ++
Habe ich vergessen, als Ironie zu kennzeichnen, sorry. Also nix mit großzügig.
Es gibt Journalisten, Blogger, Autoren, die Angst haben müssen, ihre Texte zu veröffentlichen. Es gibt welche, die eine Menge bis alles riskieren, und es dennoch tun. Beispielhaftige Nennungen dürften nicht nötig sein. Ob die ewigen Selbstbespiegelungen und Identitätsbekenntnisse der westlichen Wohlstandsblase, wahlweise auch aus der Berliner Hedonisteninsel, dazuzuzählen sind, nunja ...
Der Artikel ist belangloser Mist. Die Autorin entscheidet im Berlin des 21. Jahrhunderts selbt, dass sie hemmungslos Sex hat. Der extensive Gebrauch des Porno-Vokabulars soll dabei wohl jeglichen Zweifel an der außergewöhnlich befreiten Frau vertreiben. Wow, echt beeindruckend. Und wahnsinnig mutig.
erwägungen darüber, was "schicklich ist",
bereiten manchmal schlaf-lose nächte. :-)
hemmungen seh ich bei der autorin schon.
sie ist sich kultureller/konventioneller hemmnisse bei ihrem tun
durchaus bewußt.
und als propagandistin, die neue verbindlichkeiten heraus-posaunt(to blow)
tritt sie auch nicht auf.
! * * * * *
"Die Autorin entscheidet im Berlin des 21. Jahrhunderts selbt, dass sie hemmungslos Sex hat."
Das war aber nicht das Thema. Ein homosexueller Mann "kann" das auch, selbst wenn er Fussballer wäre. Nur publik sollte er es dann nicht machen. Ähnlich ist es (leider immer noch) mit der promiskuitiven Frau.
Abgesehen vom (biodeutschen) Grossstadt-Millieu vielleicht.
ach, Sie glückliche.
ich bin neidisch! Sie haben nichts anbrennen lassen!
ich dagegen: oh, je!
aber das potenzial katholisch-erzogener mädels wird oft unterschätzt!
:-) .
Weil' so selten ist:
******
Weil's
Ich glaube, alles außer Sex zwischen Traktoristin und Ernte-Brigadenführer ist kontraproduktiv und somit kapitalistisch-versaut. Mao hat das Volk nicht umsonst in Volkskommunen zusammengefasst – eine Produktivität, von der die chinesische Wirtschaft bis heute zehrt. Nach dem Motto: Opium war gestern; heute ist China die Werkbank von Apple bis zu den Emiraten.
Miss Weßling zeigt uns den Gegenentwurf: anything goes. Ist das pro-westlich? Einfach pervers? Polymorh-hyperaktiv? Oder schlichtweg Business? Wir wissen es nicht – weil wir es nicht wissen können. Andererseits: Für einen echten Porno scheinen zu viele Probleme durch. In Pornos wird nur selten gelabert; da geht es eher lustig zur Sache. Sind Pornos gut? Schlecht? Feministisch, antifeministisch? Ich fürchte, das zu klären wird eine weitere Schwarte nicht reichen.
Für den Rest – und natürlich das Proletariat, dass sich mit Ficken (allein) nicht abspeisen lässt – gibt es wahlweise »Der kommende Aufstand« oder, wer möchte, den hier.
Ich bin katholisch erzogen, aber meine katholisch erzogene Mutter hat zwei Kinder von zwei verschiedenen Männern. Ein französischer Fremdarbeiter und ein französischer Besatzungsoffizier. Wenn Sie das interessiert, verlinke ich mal auf meinen privaten Blog. Ich bin zwar mit meiner Mutter noch in den Anfangsjahren, aber es ist auch so interessant. Ich habe nur keine Lust, das hier noch zu veröffentlichen.
https://magdaskram.wordpress.com/2020/03/06/marianne-zwischen-simpelveld-und-koeln/
In meiner kleinen Familie ist nichts aber auch gar nichts menschliches fremd.
Ich erlebe den Text als ein gewaltiges exhibitionistische Hochamt, und das fehlte mir in Ihrer Aufzählung.
Darum ergänze ich es. Und wie immer stellt sich mir die Frage: Wozu ist das gut?
Wenn Sie es doch lecker finden, einem Mann einen zu blasen, warum überfrachten Sie das lustvolle Erleben dann mit gesellschaftskritischen Phrasen, denken gar darüber nach, wie patriarchalisch das ist? – Tun Sie‘s doch einfach ganz selbstverständlich. Es reicht aus, dass Sie in dem Moment Verlangen danach haben. Dafür braucht niemand eine Erlaubnis – und um nichts anderes betteln Sie mit diesem Text
Es beginnt schon, damit, dass Sie sich Feministin nennen und sich auf diese Weise vermutlich den Mann als Lustobjekt gar nicht vorstellen können, sondern gleich mit Kampf verbinden müssen. – So ein ausgemachter Blödsinn!
Und Moorleiche verwechselt mal wieder zweckdienlich Sexualität mit Liebe, möchte sie hierüber einfangen und bändigen. Als seien das nicht zwei verschiedene Paar Schuhe.
Sexualität heißt eben: Thema mit Variationen. Sie ist der vitale Antrieb, durch den der oder die Andere überhaupt erst interessant wird und aktive Beziehungsgestaltung, auch sexuelle, nötig wird. Menschliche Begegnung erzeugt immer interpersonale Dynamik.
Sieben Milliarden Menschen sind mit Sexualität ausgestattet und müssen sie „ein Leben lang“ täglich gestalten. Wir Menschen sind hierfür mit opulenten Werkzeugen versehen. Wir verfügen über Millionen von menschlichen Ei- und Samenzellen, sind während des Sexualkontaktes und auch sonst zu enormen Körpersensationen in der Lage und zwar unabhängig von den jeweiligen gesellschaftlichen Interpretationen der Funktion von Sexualität.
Ein besonderes Negativ-Beispiel ist z. B. die Kath. Kirche. Sie erklärt uns zu Todsündern, wenn wir unsere sexuellen Handlungen nach den Vorstellungen dieser Priesterschaft nicht auf den ehelichen Zeugungsakt reduzieren. Alles, was sich nicht mit dem, die sexuelle Handlung legitimierenden ehelichen Zeugungsakt verträgt, ist nicht gestattet: Kondome, Pille, Masturbation, homosexuelle Handlungen, nicht eheliche Sexualkontakte usw.
Freud ist bekanntlich der Vater der sogenannten Libido-Theorie im Sinne eines energetischen Begriffs mit finalen Absichten. Ein wunderbares Beispiel in dieser Hinsicht ist für mich Herr Trump mit seiner demonstrativen, immer zu langen und roten Krawatte. Und in der Tat, selbst noch unsere Farbauswahl beim Kauf eines Autos speist sich aus dieser Quelle.
In dieser Diskussion hier erlebe ich, dass der Sexualität in unserem Leben ein besonderer Stellenwert zugemessen wird. Auch die Tatsache, dass die Autorin dieses Blogs so und nicht anders über die verschiedenen gesellschaftlichen Interpretationen bzw. Erscheinungsformen von Sexualität schreibt, werte ich in diesem Sinne.
Alle Aspekte menschlichen Lebens, also auch der der Sexualität unterliegen der Notwendigkeit sozialer Integration in den sozialen Kontext der jeweiligen Lebenswirklichkeit, die allerdings nur zu gerne von selbsternannten Göttern wie z. B. der Priesterschaft der Kath. Kirche dominiert werden, um sich ihre Herrschaft zu sichern. „Freiheitliche“ individuelle Entscheidung wird systematisch verpönt. Die Kath. Kirche ist da ein besonders verabscheuungswürdiges Exemplar.
++ Wenn Sie es doch lecker finden, einem Mann einen zu blasen, warum überfrachten Sie das lustvolle Erleben dann mit gesellschaftskritischen Phrasen, denken gar darüber nach, wie patriarchalisch das ist? – Tun Sie‘s doch einfach ganz selbstverständlich. Es reicht aus, dass Sie in dem Moment Verlangen danach haben. Dafür braucht niemand eine Erlaubnis – und um nichts anderes betteln Sie mit diesem Text ++
Sag ich doch. Genau so ist.
"Ich erlebe den Text als ein gewaltiges exhibitionistische Hochamt"
Weil frau darüber nicht spricht/sprechen sollte, schon gar nicht öffentlich?
Ihre,wie auch andere Reaktionen hier, bestätigen ja nur die These der Blogautorin.
Sie wissen doch, wie Homosexualität bei Heranwachsenden gewertet wird, dass "schwule Sau" auf Schulhöfen immer noch das "beliebteste" Schimpfwort ist.
Genauso verhält es sich mit der tief verankerten Glaubens- "Gewissheit", dass Mädchen/Frauen (und zwar von beiden Geschlechtern NUR dieses eine) entweder keusch oder zumindest monogam zu sein hätten.
Bei Zuwiderhandlung ist die soziale Ächtung weitestgehend vorprogramiert.
Es kann nämlich noch lange nicht ein(e) jede(r),so wie Er/Sie es gerne will.
Und ohne, dass auch über diese Unfreiheit geredet werden kann, auch öffentlich, wird sich diesbezüglich nicht viel ändern.
https://www.vice.com/de/article/wj7x8x/hort-endlich-auf-uber-schlampen-zu-singen
Nee, es geht in dem Text nicht darum, dass sie darüber spricht, sondern um die Art, wie sie darüber schreibt. Alle Kommentator*innen "ächten" die Autorin nicht wegen ihres Sexuallebens, sondern wegen des "Theaters", das sie über diese gar nicht so spannenden Enthüllungen macht.
Da pflichte ich Ihnen mal vollkommen bei.
"Nee, es geht in dem Text nicht darum, dass sie darüber spricht, sondern um die Art, wie sie darüber schreibt. Alle Kommentator*innen "ächten" die Autorin nicht wegen ihres Sexuallebens, sondern wegen des "Theaters", das sie über diese gar nicht so spannenden Enthüllungen macht."
Die "Enthüllungen" sind aber spannend und ungehörig? genug, dass die ach so toleranten FC- Kommentatoren sich darüber echaufieren müssen.
Sie sind es, die daraus "Theater" machen.
Erinnert an das Outing von Hitzelsperger vor einigen Jahren.
"Soll er doch lieben wen wer will, aber muss(te) er uns damit behelligen?"
Da nimmt man doch glatt denjenigen die Lust am Spammen, wie sich bezeichnend im 1ten Kommentar lesen lässt. Und entledigt sich auch gleich der Nachsorgelöschungen, wie einige von "uns" in Fragen und Antworten kommentierten: cleverer Ansatz.
Die Nettiquette lässt sich sicher großzügig auslegen.
Netiquette
Jaja, mir geht es doch um die Publikation. Ich denke, dass das meinem Kommentar eigentlich auch zu entnehmen ist.
Da Sie es anschneiden: Sich etwa als schwuler Fussballer zu outen, gar über das Sexleben zu plaudern, wäre tatsächlich auch in D noch eine große, wenn nicht fast unüberwindbare Hürde. Am Rande: Letzte Woche habe ich mal ein wenig Bundesliga geschaut, und es fiel mir ein Spieler eines Erstligavereins auf - vergessen wer und welcher Verein -, der während des Spiels die Regenbogenflagge als Armbinde trug. Fand ich sehr bemerkenswert und habe ich noch nie gesehen.
Wie ich oben bereits angedeutet, habe ich echt die Nase voll von dem Wust an Publikationen, in welcher medialen Form auch immer, zu Identität, Geschlecht, Einkaufen, Haushalt, Partnerschaft, Kinderkriegen ... und wie sie den Kern gesellschaftlicher Problemlagen vornehmlich westlicher Großstadt-, wie auch großstadtflüchtiger Wohlstandspopulationen, zu beschreiben scheinen. Im vorliegenden Fall kommt hinzu, dass die Autorin sich eine publizistische Dissidenz nicht nur aneignet, sondern auch damit kokettiert ("Ich eigne mir an, was mir nachgesagt werden könnte, bestimmt auch wird. Ich bin eine „Schlampe“, eine „Bitch“, zumindest, wenn es nach normativen Maßstäben geht."), für die es überhaupt keinen Anlass gibt. Soll sie sich "durch Berliner Betten" vögeln, meinetwegen darüber und auch Bücher schreiben und sich bei Instagram ausstellen. Kathrin Weßling ist damit nun weißgott nicht die Erste und nicht in einem erzkatholischen Tal gefangen, so dass man ihren Mut bewundern und einem fortan Bange um sie sein müsste. Ich sehe nicht, dass ich wissen muss, dass sie sich ach was für Sorgen mache, was die Eltern zu lustvollen Blowjobs ihrer Tochter sagen. Sich aus ihrer Lage heraus mit solchen Banalitäten die Adelung publizistischer Dissidenz und/oder auch einer feministischen Pioniertat umzuhängen, ist peinlich. Soll sie Ihre Vorlieben bei Tinder einstellen und den gesellschaftspolitische Beschwerung weglassen. Vielleicht drück' ich da mal auf 'n Knopf.
An die Autorin Kathrin Weßling: Vielen Dank, dass Sie Ihre Angst überwunden haben und diesen Artikel geschrieben und veröffentlicht haben!
"Ich erlebe den Text als ein gewaltiges exhibitionistische Hochamt"
Ist meine Bemerkung ehrenrührig? Oder was soll Ihre Lesehilfe »Ihre,wie auch andere Reaktionen hier, bestätigen ja nur die These der Blogautorin.«
Fordere ich sie nicht auf, ihre Sexualität lustvoll zu leben, statt sie ständig irgendwelchen Phrasen auszusetzen?
Vor diesem Hintergrund sind Ihre Negativbeispiele, die Sie mir entgegenhalten, völlig unangebracht. Bei Homosexualität z. B. kenne ich mich bestens aus, gehöre selbst zu den Schwanzlutschern.
Ich habe meine Position ganz deutlich gemacht, indem ich Sexualität als vitalen Antrieb charakterisiert und deren patriarchalische Reglementierungsversuche durch z. B. die kath. Kirche verurteilt habe.
ich pflichte ihnen voll und ganz bei.
jeder text von frauen und männern, der sich im freitag mit geschlechterverhältnissen auseinandersetzt, ruft bei einem teil der fc jedesmal die gleichen reflexe hervor: relativieren, individualisieren, z.t. lächerlich machen, z.t. mit rechtsaußen-ähnlichen argumenten ("westliche großstadt/gender/..."). typisch konservative reaktionsmuster.
einfach mal annehmen ohne gleich zu bewerten, das geht nicht.
das sagt viel über die kommentatorinnen aus, der stammtisch blubbert, wenn auch auf höherem sprachniveau.
Ich folge der Argumentation von @stiller, schließe mich dem Dank von @Eveline an und teile die Einschätzung von @erftstadtboy. Lichtblicke.
"der stammtisch blubbert, wenn auch auf höherem sprachniveau" - präzis! :-))
Ist das Confession oder doch eher eine Provokatiönchen, vielleicht sogar Satire? Wahrhaftig oder raffiniert medial kalkuliert? Sind Betroffenheit und Wut gespielt? Ich tippe auf eine Stilübung à la J‘accuse. Wie auch immer, ich stimme Miauxx zu, daß es sich um eine aufgebauschte Banalität handelt, wenn ich ihn da richtig verstanden habe. Wie auch immer, ist das kein absoluter Einwand gegen den Text, zu bemängeln wäre eher die darin enthaltenen seltsame Naivität, weil er die ausführlichen Debatten über die Dialektik der sexuellen Befreiung, die ein sehr schönes Anwendungsbeispiel für die Dialektik der Aufklärung ist, so wenig auf dem Schirm hat wie die Ambivalenz der Sexualität als soziales Schmiermittel und als sozialen Sprengsatz. Nichts zu wissen scheint von der repressiven Entsublimierung. Und man darf sich fragen, ob wir hier nicht mit einer überspitzten Form des Konsumismus konfrontiert werden.
Bleiben wir mal immanent, nehmen einen zentralen Punkt des Textes, die Kritik an der Übergriffigkeit, die als sexualisierte Gewalt betrachtet wird und so von der Sexualität abgespalten werden kann. Zweifelsohne gibt es sexualisierte Gewalt, aber Gewalt ist auch ein Moment der Sexualität selbst. Wenn Männer nicht sexuell aggressiv (im psychologisch-neutralen Sinn von Aggression) wären, könnten Frauen nicht den Sexualpartner wählen, nämlich als denjenigen, dessen Aggression nicht zurückgewiesen wird. Umgekehrt machen sich Frauen nicht für den einen schön, sie machen sich schön, damit sie von vielen ansprechend gefunden werden und wählen können (den Rollentausch lasse ich aus). Und daran kann man auch eine freilich ganz harmlose Form von Gewalt erblicken (natürlich wird das von Männern mißverstanden, aber nicht nur). Ich möchte hier weder männliche Gewalt schönreden, noch das Schminken und Schmücken verächtlich machen. Das ist eine natürliche Variante einer Sozialordnung. Nur sollte man den Gewaltaspekt in dieser natürlichen, „gesunden“ Sexualität nicht verschweigen. Andeutungen dazu findet man durchaus im Text. Wenn man das problematisiert, was ich auch tuen würde, ist man bei der kulturellen Domestizierung der Sexualität und bei den Formen der Sublimation.
Also: So gesehen könnte der Text ein plakativer Einstieg in das gewaltige und gewichtige Thema Sexualität sein, das aber dringend einer analytischen Bearbeitung bedarf. Mal sehen, ob die hier zustande kommt.
Der verkannte w.endemann! :-) Du bist doch eigentlich ein in der Wolle gefärbter Darwinist, oder?
Nee, ich blubbere nicht. Das ärgert mich jetzt wirklich. Ich hab hier schon eingesteckt, was das Zeug hält. Aber, es muss möglich sein, auch über die Art, wie über ein Thema kommuniziert wird, kritisch zu schreiben. Und dies hier hat mir nicht gefallen - gerade, weil es so wenig selbstbewusst rüberkommt.
Die Sexualität wird auch zwischen Paaren (verheiratet/nicht verheirateten) für ihre Machtspielchen innerhalb der Paardynamik eigesetzt. Das ist natürlich nicht Neues. Und selbstverständlich bringt jede/jeder der Beteiligten auch seine Neurotizismen mit ein, auch beim One-Night-Stand.
Wenn der Autorin wichtig ist, sich als Feministin zu präsentieren, diese Attitüde zudem auch habituell geworden ist, tut sie das bei jedem sexuellen Kontakt – mit allen Konsequenzen.
Jain. Die Natur ist die Natur, der Mensch ist der Mensch, reflektierende/reflektierte Natur. Marx hat nicht nur Hegel vom Kopf auf die Füße gestellt, sondern auch Darwin von den Füßen auf den Kopf. Vom Darwinschen Reich der Notwendigkeit ins Reich der Freiheit geführt. Das sehen freilich nur Marxisten so, diese Jünger einer menschenfreundlichen Hybris, die in Opposition zur herrschenden, menschenfeindlichen, verordneten Bescheidenheit interessierter Kreise stehen.
im ring heißt es: austeilen und nehmen-können.
und dabei eine gute figur machen.
können Sie ja, magda, respekt.
"Umgekehrt machen sich Frauen nicht für den einen schön, sie machen sich schön, damit sie von vielen ansprechend gefunden werden und wählen können (den Rollentausch lasse ich aus). Und daran kann man auch eine freilich ganz harmlose Form von Gewalt erblicken (natürlich wird das von Männern mißverstanden, aber nicht nur). Ich möchte hier weder männliche Gewalt schönreden, noch das Schminken und Schmücken verächtlich machen. Das ist eine natürliche Variante einer Sozialordnung. Nur sollte man den Gewaltaspekt in dieser natürlichen, „gesunden“ Sexualität nicht verschweigen."
Die erotische Anziehungskraft (und ihre gezielte, perfide?" Verstärkung) als eingesetztes Macht-und Gewalt(sic!)- mittel der Frau (an sich) gegen den Mann (ganz unabhängig von der/einer "Sozialordnung?) Das muss ich jetzt erstmal sacken lassen, bevor ich mich dazu ( vermutlich kritisch) äussern werde.
Das mit der "gesunden" Sexualität ist evtl. auch ein Nachdenken, eine Auseinandersetzung wert.
- das "her-richten" (make-up) zwischen
dem "aufbau von respektabilität/sozial-konformität" gegen jedermann
oder als gezielte "apetit-anregung" auf jemand speziellen gerichtet.
- es gibt "kaschierende" schminke und "extra-dekorative",
- passive und aktive schmink-strategien.
oda?
Es mag sein, dass von einer entsprechenden Aufmachung Einfluss ausgeht; Gewalt erkenne ich da keine, schon Macht wäre eher zuviel gesagt.
Was mich an Frau Weßlings Text stört ist die Kombination einer persönlichen Problemstellung (angstfrei über die eigene Sexualität sprechen zu können) mit einer sozialen Problemlösung - alles muss anders werden, damit ich abzüglich meiner Angst so bleiben kann, wie ich bin. Vielleicht ist das spezifisch links oder ein Zeichen der Zeit - in meiner Sozialisation lernte ich noch, wer der einzige ist, der meine Ängste überwinden kann. Nicht das "wir" und auch kein "du".
das inkriminierte verhalten weiblicher personen
kann als macht-spiel angesehen werden,
ist aber meist nur kompensatorisch
im wettbewerb um sichtbarkeit.
Deshalb muss man sich doch nicht gleich anmelden. Es würde wohl "Verkrampfungen" unter so mancher Bettdecke auslösen, wenn der Beitrag mit deaktivierter Kommentarfunktion eingestellt worden wäre. Mit anderen Worten: man kann zwar eine Meinung haben, muss sie aber nicht unbedingt anbringen.
Was mich vielmehr irritiert, ist, dass sich die Autorin selbst der Diskussion verweigert – jedenfalls bis jetzt. Es zeugt jedenfalls nicht von Stil, eine Debatte auszulösen und sich daran selbst nicht zu beteiligen.
Da würden einige Pro-Stimmen wohl "Angst" aufführen.
"exhibitionistische(s) Hochamt": lässt sich gelegentlich auch anders verwenden. Hoffentlich weiß ich dann noch, wer der Erfinder" war. :-)
Hitzelsberger hat seine sexuelle Orientierung öffentlich gemacht. Das ist in einem nach wie vor homophoben Milieu besonders in der Fußballszene sehr mutig.
Die Autorin dieses Beitrags sinniert über ihre eigene lebhafte sexuelle Aktivität nach und über ihre Vorlieben usw. und darüber wie sehr sie sich ängstigt, das öffentlich zu machen.
Es geht nicht um ein Outing bei ihr.
und dabei kommen die beschwiegenen konventionen im
konzept "d e s feminismus" zur sprache,
das, bei aller offenheit/unbestimmtheit, normative ansprüche geltend macht
und bei sich-zugehörig-fühlenden zu gewissens-bissen führt.
Ja – ich betrachte den Text als einen verbalen Exhibitionismus, unterstützt durch die Grafik
Stimmt schon, ich wollte eine Denkanregung geben. Auch ich propagiere keine Äquidistanz. Die Bemalung, die man manchmal Kriegsbemalung nennt, sehe ich mit Humor, ein neckisches Spektakel. Die Macht der Schönheit ist eine gute Macht, sich ihr zu unterwerfen durchaus honorabel. Die Macht der geschminkten oder ungeschminkten Macht sollte dagegen allemal Widerstand hervorrufen. Mein Argument war die Stabilität eines Gleichgewichts aus der Selbstkorrektur überzogener Ungleichgewichte, etwa im Fall komplementärer Kräfte.
Und der kleine Rest an Kritik am Schminken betrifft nur das funktionale Schminken. Das ist der feine Unterschied, ob es Selbstzweck ist, dann hat es was von anbetungswürdiger Kunst, oder eben eine Verkaufs-, Manipulationsstrategie, der feine Unterschied von jemanden überzeugen oder ihn (listig) verführen. Ich will jedoch keineswegs auf diesem Unterschied herumreiten, schon gar nicht moralisierend. Erstens cosi fan tutte, und zweitens kann man leicht lernen, sich dagegen zu wehren. Das gilt hingegen nur sehr eingeschränkt für brutale Gewalt.
Übrigens ordne ich Frau Weißlings Text in die Rubrik Emanzipation als Gleichberechtigung der Geschlechter ein, und das ist so berechtigt wie als Emanzipationsziel verkürzt, die Menschen sind nicht emanzipiert, wenn alle das gleiche Recht auf Fehl- oder törichtes Verhalten haben (gleiches Unrecht für alle). Die Freiheit, x zu tun (Schwänze lutschen, hier kann beliebiges eingesetzt werden), ist eine etwas mickrige Freiheit, die ins Wanken gerät, wenn der blöde Schwanz oder das Lustobjekt nicht will. Hier wird eine männlich-zeitgeistige Wunschnorm zum allgemein menschlichen Modell deklariert, die auch für Männer kaum praktizierte Realität ist und deren nachhaltige Befolgung keine befriedigenden Zustände zeitigte.
Den Text von Frau Weßling als »reaktionär« einzuordnen wäre sicher weit abseitig. In den Grundzügen gibt es meiner Meinung nach nichts Beanstandenswertes. Was mich persönlich stört ist lediglich der sich durch den gesamten Text ziehende Sub-String, inwieweit der von der Autorin dargelegte persönliche Lifestyle mit »feministischen« Grundsätzen zu vereinbaren ist.
Hier haben wir es allerdings nicht mit einem Fehler zu tun, der auf die Kappe der Autorin ginge. Ursache sind vielmehr die im linken Milieu (im weitesten Sinn) vorhandenen »Sittenpolizei-Ambitionen« – oder, netter formuliert: der Hang, selbst detaillierte Aspekte der privaten Lebensführung breit und lang in Form imaginärer Tribunale »auszudiskutieren«.
Die hier geführte Diskussion finde ich vor diesem (regelmäßig in den Bereich der Anmaßung respektive Maßregelung überkippenden) Hintergrund geradezu menschenfreundlich und in der Form relativ distinguiert. Nichtsdestotrotz sitzt Kathrin Weßling dem Paradefehler der sich unter dem Banner des Linksliberalismus zusammenfindenden »Identitätspolitischen« auf: der Überschätzung, dass man mit der Darlegung der eigenen Sexualität quasi das »Rad« (oder wegen mir: das Ficken) neu erfindet. Im Grunde ist der Text so auch kein Diskussionsbeitrag, sondern eher ein trotziges (wenn auch in der dargelegten Konsequenz meiner Meinung zu 100 Prozent berechtigtes) Bekenntnis zur eigenen Lebenspraxis.
Diskussionsbeitrag wäre er, wenn er das neoliberal geprägte Umfeld heutiger Sexualgepflogenheiten kritisch mit einbeziehen würde – die Pornografisierung der Sexualpraktiken etwa, die ich mir persönlich nicht als das Nonplusultra des Möglichen vorstelle. Ebenso der Trend zu One-Night-Stands – richtig verständlich eigentlich nur, wenn man die maximal stressösen Arbeitsbedingungen und die insgesamt hochunsicheren Zukunftsaussichten mit einbezieht.
Die unterschiedlichen hier vorgebrachten Einwände gegen die geschilderte Art Lifestyle will ich keineswegs in Bausch und Bogen verurteilen. Vielmehr sehe ich sie eben als kritische Einwände. Meine persönlichen hier dazuzutun sehe ich wenig Anlass. Zum einen, weil sie in Bezug auf das Thema wenig originell sind. Zum zweiten eben, weil ich der Meinung bin, dass Linke in Bezug auf private Lebensführungen ein maximalmögliches Level an Toleranz und Laissez-faire an den Tag legen sollten. Die Grenzlinien hier sind klar und allseitig bekannt.
Aus dem ist mein Bedürfnis, mich an dieser Diskussion zu beteiligen, äußerst beschränkt. Was natürlich NICHT heißt, dass die gegenwärtigen Bedingungen des Lebens & Liebens NICHT einer kritischen linken Theoriefindung unterzogen werden sollten. Amendt und ein Teil der Post-APO-Bewegung etwa haben das Anfang der Siebziger gemacht. Wenn etwas in diese Richtung geht – immer zu. Den Rest halte ich, ehrlich gestanden, eher für Bauchnabel-Bespiegelung als sonst etwas, was eventuell nützlich sein könnte.
mir tränen die augen.
liegt das am staub/aufgetragnen puder in Ihren texten?
- eine auffällige "kriegs-bemalung" kann man als "neckisches spektakel",
mit grandseigneuraler verachtung("humor")abtun,
Sie signalisiert nicht kampf-bereitschaft,
auch keine kleine schwäche, sondern ein grobes unvermögen,
situations-/kommunikations-adäquat zu erscheinen.
- gibt es schminken als selbst-zweck?
- ist es teil eines schönheits-kults(anbetungs-würdig)?
- einer (igitt:) selbst-vermarktungs-strategie folgend?
sich waren-mäßig-anbieten auf einem markt?
heirats-markt?
- Ihr rubrizieren,konzessionieren,tolerieren
hat etwas pastorales, von der kanzel herab,
von einem, der (zum glück!) nicht zur gemeinde gehört,
aber gesetzt ist, sie vor abwegen zu bewahren...
die erkenntnis: "ich bin anders!
nicht geschaffen für die bedrängenden konventionen,
kann kein heiliger werden.
und unter den verteufelten fühl ich mich auch nicht wohl."
ist das eine.
und sub-kulturen(nicht nur sekten, auch befreiungs-bewegungen)
entwickeln verhaltens-regeln. manche sogar von der rabiaten art:
hoch-moralisch-aufgeladen, aus-schließend/mit verstoßung drohend.
die "laissez-faire-strategie" im privaten(ist das nicht gerade dort als politisch
erkannt?) ist der anti-patriarchalischen befreiungs-bewegung("feminismus")
sowas von fremd!
dort gibt es ein bemühen um abgrenzung/ firmung gegen lau-heit
und zwei-deutigkeit/ambivalenz, wie sie sich nur in der diaspora zeigt!
richard, das ist wirklich nicht Ihre welt, und Sie sind auch nicht verpflichtet,
sich dazu wort-reich zu äußern...
Text und Haltung von Frau Weßling (ich entschuldige mich für die Falschschreibung) sind absolut legitim, können aber kritisch reflektiert und beanstandet werden. Die Angst vor dem Bekenntnis zu ihrem Lifestyle halte ich für gespielt, und auch das ist ein legitimes rhetorisches Mittel. Die Reibungen im feministischen Lager allerdings sind real und mE von Frau Weßling nicht richtig verstanden. Denn man muß in der Emanzipationsbewegung zwischen der bürgerlichen und der (linken) universellen Form unterscheiden. Es spiegelt sich auf der Ebene der Geschlechtsklassen die Problematik der sozioökonomischen Klassen. Auch da gibt es die bürgerliche Form, die auf Chancengleichheit, formale Gleichstellung der unterschiedlichen Klassen abzielt, und die universelle Befreiung, die die Klassen eben nicht nur gleichstellt, sondern aufhebt. Es gibt den fundamentalen Unterschied von selbstbestimmt und richtig selbstbestimmt, von frei als Mann oder Frau, und frei als Mensch. Hier wird das Recht eingefordert, daß die Frau den Mann so zum Sexualobjekt machen darf wie es umgekehrt als selbstverständlich gilt. Das ist Okay, aber unverträglich mit dem Ziel, sich mit einem Gegen- und Mitsubjekt in Verbindung zu setzen. Wie konfliktfrei sich reiner Sex aus egoistischer Perspektive und harmonische Sozialbeziehungen, in denen Sex ein integraler Bestandteil ist, verbinden lassen, temporär oder simultan, ist eine Frage an jeden Einzelnen.
Nichts gegen Toleranz und Laissez-faire, aber ohne Konflikte geht es nicht. Und dazu muß man aus der Eigenperspektive heraustreten. Auch ein schöner Bauchnabel gibt nicht viel her in der Bespiegelung.
„gibt es schminken als selbst-zweck?“ Aber ja, emanzipierte Frauen sagen, daß sie sich nicht für Männer schminken, sondern für sich selbst. Tut mir leid, daß ich schon wieder meinen pastoralen Segen gegeben habe. Ich hoffe ja immer, es ist die Vernunft, mit der ich ordne, urteile, für tolerabel oder inakzeptabel erkläre. Darin kann man freilich immer ein „von oben herab“ sehen. Daß ich mich selbst aus dem Beobachtetwerden von oben ausnehmen würde, bitte ich mir nachzuweisen. Und die Religion möchte ich sehen, der ich als Mitglied zuzurechnen bin.
-- ohne zitat --
mit den meisten deiner Überlegungen gehe ich d’accord. Möglicherweise ein Unterschied: Den größten Teil des Rests – inklusive aufgebrezelter Angehöriger des schönen Geschlechts – sehe ich eher pragmatisch; in etwa nach der Devise: nachrangige Widersprüche werden sich spätestens im Sozialismus in Wohlgefallen auflösen :-).
Ergänzung: abgesehen davon, dass im Sozialismus schönere, reichhaltigere und auch billigere Schminkfarben produziert werden :).
Früher sagten viele Frauen, dass sie sich schminken, um eine Maske zu tragen, weil sie sich dann sicherer, weil nicht so nackt fühlen. War vielleicht auch schon Emanzipation. Oder nur Unsicherheit.
"Hier wird das Recht eingefordert, daß die Frau den Mann so zum Sexualobjekt machen darf wie es umgekehrt als selbstverständlich gilt."
Menschen, die andere Menschen zum Sexualobjekt machen, machen sich selbst zum Sexualobjekt. Der Unterschied liegt in der individuellen Perspektive, nicht in der Performance.
„Ergänzung: abgesehen davon, dass im Sozialismus schönere, reichhaltigere und auch billigere Schminkfarben produziert werden :).“
Nicht doch, es werden dann keinesfalls billigere, sondern eben preiswertere Schminkutensilien produuziert werden…
...getestet an den schönheits-bedürftigsten der ältesten jahrgänge,
ein vorgriff auf den kommunismus("jeder nach seinen bedürfnissen"). :-)
s.o.
Das (→“getestet an den schönheits-bedürftigsten“ → „der ältesten jahrgänge“) dürfte aber in keiner Gesellschaftsordnung und in bezug auf keinerlei Geschlecht so propagiert beziehungsweise „kommuniziert“ werden - das muss auch anders gehen...
»Nicht doch, es werden dann keinesfalls billigere, sondern eben preiswertere Schminkutensilien produuziert werden…«
Der ideologisch nicht ganz treffsichere Begriff war mir ebenfalls aufgefallen; nur war er zu dem Zeitpunkt bereits abgespeichert :-(. Andererseits gibt es zweifelsohne Schlimmeres. Beispielsweise: sich als Katholik am Karfreitag ein Steak in die Pfanne werfen ;-).
++ Ihr rubrizieren,konzessionieren,tolerieren
hat etwas pastorales, von der kanzel herab,
von einem, der (zum glück!) nicht zur gemeinde gehört,
aber gesetzt ist, sie vor abwegen zu bewahren...++
Nee "nicht vor Abwegen bewahren, sondern klar zu machen, wie weit der Kanzelredner über allem schwebt. Regt mich immer mal wieder auf.