„Ich glaube an Streit“

Interview Der israelische Schriftsteller Amos Oz erklärt seinen neuen Roman „Judas“ und die Politik in seinem Heimatland
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 33/2015

der Freitag: Herr Oz, worum geht es in Ihrem Roman „Judas“?

Amos Oz: Es geht um Verrat und Loyalität. Diese Themen haben mich fast mein ganzes Leben lang begleitet. Ich wurde von meinen Landsleuten sehr, sehr oft als Verräter beschimpft. Das fing in meiner Kindheit an und zieht sich bis heute durch. Daher habe ich den Roman schon mein ganzes Leben in mir getragen.

Grundgerüst des Romans sind die Dispute zwischen dem jungen Schmuel Asch und dem alten Gershom Wald. Ihre Auseinandersetzung ist im Wesentlichen die zwischen einem Utopisten und einem Pessimisten. Stimmt das?

Offensichtlich sind sie sehr unterschiedlich. Sie stoßen sich ständig vor den Kopf. Schmuel ist ein junger Idealist, ein naiver Weltverbesserer. Dagegen ist Gershom Wald überzeugt, dass