Im Fußball liegt das nahe beieinander

Glück oder Pech Vergangenes Wochenende schlug er wieder zu: Der "Bayerndusel". Unser Autor findet, dass gerade der FC Bayern von unsauberen Verhältnissen profitiert
Ausgabe 21/2014

Es könnte ja auch sein, dass es nur Pech ist, eine gemeine Art von Pech. Oft geschieht es, dass die Fehlleistung eines Fußballschiedsrichters in einem wichtigen Spiel die Folge hat, dass der FC Bayern gewinnt, obwohl die Mannschaft auf dem Platz nicht unbedingt die bessere Leistung gezeigt hat. Dann ist für kurze Zeit die Aufregung über den schwarzen Mann mit der Pfeife groß. Aber es dauert nicht lang, und sein Name ist schon wieder vergessen. Nur die Erinnerung an den FC Bayern bleibt. So ist der Mensch. Sensationen beschäftigen ihn nur kurz. Was bleibt, sind die immer gleichen Bekräftigungen: „Das habe ich mir immer schon gedacht“, „Das ist ja meistens so“, „Das kennt man ja gar nicht anders.“

Wenn eine Mannschaft übermäßig häufig von unsauberen Verhältnissen profitiert, dann der FC Bayern. So auch zuletzt wieder beim Pokalfinale in Berlin, als der Schiedsrichter der Mannschaft von Borussia Dortmund ein klares Tor verweigerte. Der Ball war nicht drin, befand er einsam. Er war es doch.

So etwas kommt vor. Torhüter Manuel Neuer, damals noch Schalke, heute Bayern, fing bei der Weltmeisterschaft in Südafrika 2010 im Spiel gegen England einen Ball deutlich hinter der Linie, schlug ihn aber sogleich ab, bevor der Referee pfeifen konnte. England wurde um ein Tor betrogen. In Deutschland wurde Neuers Kaltblütigkeit gerühmt. Mehr aber – das muss man erwähnen – ging es um Gerechtigkeit. Bei der Weltmeisterschaft 1966 wurde den Tommies im Finale gegen Deutschland ein Tor zuerkannt, obwohl der Ball die Torlinie nicht in vollem Umfang überschritten hatte. Nur Bundespräsident Heinrich Lübke erklärte damals um des lieben Friedens willen, er habe den Ball im Netz zappeln sehen. Davon hat er sich nie mehr erholt.

Das nicht gegebene Tor gegen die Engländer 2010 war also ein Akt ausgleichender Gerechtigkeit. „Wer mir nach dem Leben strebt, dem wird wieder danach gestrebt“, sagt der Datterich bei Niebergall. Darin liegt immerhin ein Stück schlechtes Gewissen. Man möchte lieber ohne solche Peinlichkeiten gewinnen. Man möchte auch lieber den Schiedsrichter beschimpfen, als von ihm offensichtlich begünstigt zu werden. Als im Pokalfinale Dortmund sein Tor schoss, waren beide Mannschaften so gleichwertig im Spiel gewesen, dass klar war: Wer jetzt ein Tor schießt, gewinnt. Das Tor wurde nicht gegeben, Bayern schoss eines und dann noch eines und gewann. Den Bayern ist das nicht unangenehm, denn das passiert ihnen immer. „Bayerndusel“ nennt man das, dabei ist es einfach Pech. Mitleid muss man trotzdem nicht mit ihnen haben. Sie haben sich längst daran gewöhnt.

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