Im Land der grauen Käfer

Zwischen Euphrat und Tigris In ihrem Roman "Durch Bagdad fließt ein dunkler Strom" beschreibt Mona Yahia eine jüdische Kindheit in Bagdad
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Wovon niemand mehr sprechen will, darüber darf die Kunst nicht schweigen. Dieses Motto schwebte unausgesprochen über der diesjährigen documenta. Vom Völkermord an den Tutsis bis zu den mexikanischen Flüchtlingen in Kalifornien ließ die Kunst keinen Krisenherd der Welt, kein Leiden irgendeiner Minorität unter Druck undokumentiert. Wenn die 1954 in Bagdad geborene Schriftstellerin Mona Yahia ein Video über ihre Kindheit gedreht hätte, hätte man in Kassel sicher melancholische Bilder von Euphrat und Tigris gesehen, von den Resten ihrer jüdischen Schule, die vor 50 Jahren wie "eine Art Festung" in dem chaotischen Bagdad stand, von dem Tahrir-Platz im Herzen der irakischen Hauptstadt, auf dem Anfang der siebziger Jahre das arabische Revolut