Warum konnte Paraguays Colorado-Partei ihren Patriarchen, den Diktator Alfredo Stroessner, 20 Jahre überleben, ohne sich selbst überlebt zu haben? Weshalb ließ sich erst mit der Wahl vom 20. April 2008 die Herrschaft konservativer Obristen brechen, so dass nun eine Wende ansteht, wie sie der Nachbarschaft schon vor Jahrzehnten beschieden war?
Die Antwort fällt leicht. Um dieser Fronde Paroli zu bieten, bedurfte es einer Integrationsfigur, die erst 2006 in Erscheinung trat: Der emeritierte Bischof Fernando Lugo setzte Würde und Moral gegen das korrupte Kartell der "Barone von Itaipú", jener Oberschicht, die durch den Bau des ökologisch verheerenden Staudamms an der Grenze zu Brasilien reich genug wurde, das Land in Schach zu halten - auch ohne Stroessner. Fernando Lugo kann sich darauf berufen, stets einer Theologie der Befreiung gefolgt zu sein und dafür den Zuchtmeister Vatikan ertragen zu haben. Sein Bekenntnis, "echte Politik ist der sublimste Ausdruck von Liebe", mag im streng katholischen Paraguay viele darin bestärkt haben, einen Präsidenten zu wählen, der bis heute Seelsorger blieb, um ein Politiker zu sein, wie es ihn noch nie gab für dieses Land.
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.