Im Wettbewerb mit den Toten

Runderneuerung Das "Jahr der Innovation" (Gerhard Schröder über 2004) ist vorbei, aber das Neue keine Frage des Agenda-Settings. Ein Gespräch zum Jahresanfang mit dem Philosophen und Kunstwissenschaftler Boris Groys
Exklusiv für Abonnent:innen

Freitag: Boris Groys, was ist das Neue?
Boris Groys: Zunächst ist das Neue etwas ganz Altes. Es gibt nichts Traditionelleres als die Orientierung am Neuen. Um unsere Zeit und uns selbst von den vorangegangenen Generationen und Zeiten zu unterscheiden, brauchen wir das Neue. Und selbst wenn die Postmoderne behauptet, es gebe nichts Neues mehr, bleibt sie ex negativo noch der modernistischen Tradition unserer Kultur verhaftet. Auf der anderen Seite ist das Neue eine Konvention. Besonders deutlich wird das in der Mode, in der altbekannte Elemente neu kombiniert werden, verschiedene Rocklängen mit verschiedenen Mustern und Farben zum Beispiel. Damit ist die Modeindustrie die Reinform der Wirtschaft.

Was genau meinen Sie mit dem Neuen als Konvention?
Konvention im Sinne von Fiktionali