In der Gewalt

Kino Yeşim Ustaoğlu zeigt in ihrem neuen Film „Clair Obscur“ die erschreckende Selbstverständlichkeit einer patriarchalen Gesellschaft
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 49/2017

Ertrinken ist ein stiller Tod. Kaum merklich beginnt der Todeskampf. Die Schreie des Opfers dringen nicht nach außen, nur das panische Schnappen nach Luft. Elmas (Ecem Uzun) ertrinkt in ihrer Ehe. Auch ihre Agonie wirkt zunächst kaum auffällig. Sie bleibt verborgen in kleinen, fast unauffälligen Gesten: eine Zigarettenschachtel, die sie allzu gründlich versteckt; ein kleiner Schritt aus dem Sichtfeld der Nachbarin und ein langer, sehnsüchtiger Blick auf ein Mädchen, das nebenan für ein imaginäres Publikum rappt. Wie ein verängstigtes Dienstmädchen streift Elmas allein durch die Wohnung ihres Mannes. Sie putzt und wäscht, pudert den entzündeten Bauch der Mutter und setzt der alten Frau die Insulinspritzen.

Nur für einen ku