In der Krise sind Linke stärker denn je

Aktivismus Auch wenn das Coronavirus uns nicht auf die Straße lässt: Unsere Forderungen bleiben bestehen!
Ausgabe 13/2020
Musiker in Quarantäne in Leipzig: Ihr könnt uns zwar einsperren, aber leiser werden wir nicht
Musiker in Quarantäne in Leipzig: Ihr könnt uns zwar einsperren, aber leiser werden wir nicht

Foto: Imago Images/Seeliger

Die letzten Tage haben mich aus der Bahn geworfen. Was, wenn ich krank werde? Wie soll ich dann über die Runden kommen? Wie wird es denen gehen, die keine Wohnung haben? Und was wird aus meinen Freunden, die in der Pflege arbeiten?

Jahrelang waren sie nur ein Kostenpunkt, an dem gespart wurde. Jetzt sind sie plötzlich systemrelevant – aber dem Virus ausgeliefert. Ich denke: Covid-19 ist keine Virus-Krise, sondern eine Kapitalismus-Krise.

Aber: Mich …, nein: Uns, die Arbeiter und Mieter, linke Aktivisten und Organizer, hätte die Krise vor ein paar Jahren noch viel härter getroffen. Heute sind in vielen Städten Nachbarschaften und Häuser vernetzt, in Krankenhäusern und Betrieben haben die Menschen zusammen gekämpft, sie kennen sich, sie wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können. Wir sind organisiert, weil wir oft harte Auseinandersetzungen ausgefochten haben, gegen Vermieter, Arbeitgeber, Politiker. Wir haben in diesen Streiks, Protesten, Kampagnen unsere Stärke kennengelernt. Wir wissen, wie mächtig wir sind, wenn wir mit einer Stimme sprechen.

Ein Beispiel: Die Belegschaft des Universitätsklinikum Jena (UKJ) hat schon am 15. März einen Offenen Brief verfasst und klare Forderungen aufgestellt, wie sie sich in der Krise einen fairen Krankenhausbetrieb vorstellt. Die Belegschaft zeigt: Ihr könnt mit uns nicht mehr machen, was ihr wollt. Diese frühe, klare Positionierung klappte, weil das UKJ seit Jahren streikerprobt ist.

Ähnlich schnell hat die Mieter*innen-Bewegung reagiert: Die Vorbereitung der großen Mietendemo in Berlin Ende März wurde kurzfristig umgewidmet – zur Schaffung solidarischer Nachbarschaften, die sich gegenseitig beim Einkauf und Arztbesuch unterstützen. In Videochats wird über Protestformen diskutiert wie lange nicht.

Klar ist: Unsere Forderungen bleiben bestehen! Nur, weil wir nicht auf der Straße sind, sind wir nicht alleine. Mietstreiks brauchen keine Werkstore, protestieren könne wir auch online. Das erfuhren vergangene Woche die Samwer-Brüder, die den Konzern Rocket Internet gegründet hatten und viele Immobilien besitzen: Jetzt hatten sie Mietern in Berlin-Kreuzberg gekündigt – nach Onlineprotesten mussten sie dies aber zurückziehen. Mehr noch: Leer stehende und Airbnb-Wohnungen können jetzt Obdachlose und Geflüchtete aufnehmen.

Die, die jetzt Rettungsgelder fordern, uns aber jahrelang schlecht bezahlt und mit unserem Wohnraum spekuliert haben, sie sollten jetzt Angst haben: vor unserer Solidarität und unserer Kraft. Wir kennen die Krisen des Kapitalismus – und wir haben Lösungen.

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