Infamie und Geistesschwäche

Literatur Thomas Bernhard ist 20 Jahre tot. Vom angefeindeten Mitbürger ist er fast zum Nationalheiligen geworden. In seinen nachgelassenen Schriften tönt er in vertrauter Melodie
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Der Zufall „runder“ Daten stellt gelegentlich Zusammenhänge her, die anders kaum zustande kämen. Am 12. Februar jährt sich zum 75. Mal der Bürgerkrieg, dessen Ausgang den Austrofaschismus endgültig etablierte. Am selben Tag jährt sich zum 20. Mal der Todestag Thomas Bernhards.

Einen unmittelbaren Kontext zwischen diesen beiden Ereignissen wird man nicht feststellen können. Es ist ja verblüffend, wie sich in den zwei Jahrzehnten seit Bernhards Tod das Bild dieses Schriftstellers gewandelt hat. Von einem angefeindeten Mitbürger wurde er fast zu einem Nationalheiligen. Und in dem seinerzeit politisch nicht für voll genommenen Grantler erkennt man zunehmend einen politisch hellsichtigen Beobachter, dessen angebliche Übertreibung