Ist erben gerecht, Sebastian Bödeker?

Im Gespräch Erbschaftssteuer

FREITAG: Die große Koalition hat sich auf eine Reform der Erbschaftssteuer verständigt: Unter anderem soll es höhere Freibeträge geben. Halten Sie das für richtig?

SEBASTIAN BÖDEKER: Nein, in Deutschland sind die Vermögen schon jetzt ungerecht verteilt. Statt höherer Freibeträge brauchen wir eine höhere Erbschaftssteuer. Aktuell bringt sie dem Staat vier Milliarden Euro ein, zehn sollten es mindestens sein. Das hält auch der DGB für geboten, um Menschen, die nicht reich sind, besser zu fördern und auszubilden. Wir von Noya haben das auf dem Herbstratschlag von Attac am vergangenen Wochenende in Gladbeck wieder angemahnt.

Warum nimmt sich eine Jugendorganisation wie Noya dieses Themas an?
Es geht uns um mehr Gerechtigkeit - und es sind schließlich die Jüngeren, die später einmal erben. Natürlich lösen wir bei vielen Gleichaltrigen zunächst keinen Jubel aus - die wollen sich ja nicht beschnitten wissen. Wenn wir aber argumentieren, dass das Geld besser in Schulen und Universitäten gesteckt werden sollte, stimmen uns viele zu. Meine Generation erlebt ja, wie sehr Bildung und Reichtum gekoppelt sind: Wer vermögend ist, kann seinen Kindern Nachhilfelehrer und Auslandsaufenthalte spendieren.

Wie sähe eine gerechte Erbschaftssteuer aus?
Jeder soll sein Einfamilienhaus ohne Verlust vererben; was darüber hinausgeht, sollte besteuert werden. Zudem ist uns wichtig, das arachische Erbrecht zu ändern: Bislang führen in einem Erbfall die Söhne und Töchter noch immer weniger Steuern ab als Neffen und Nichten. Jeder sollte aber völlig frei festlegen können, wen er beerben will - ohne dass dies finanziell nachteilig ist. Und im Gegensatz zu den Industriellen vom BDI sehen wir nicht ein, warum Firmenvermögen überhaupt nicht mehr besteuert werden sollten.

Welche Kampagnen habt ihr geplant?
Unser Motto lautet: Rein-in-die-Strumpfhosen-für-mehr-Gerechtigkeit. In grünen Kostümen posieren wir als Robin Hoods verkleidet mit Pfeil und Bogen vor Villen - zum Fotoshooting. Und wenn der Bundestag die neuen Regeln billigt, bauen wir auf dem Vorplatz einen Sherwood Forest auf - aus dem wir dann wie Robin Hood so unerwartet wie plötzlich auftauchen.

Sebastian Bödeker ist Mitglied im Koordinierungskreis von Attac und Mitbegründer des Attac-Jugendnetzwerks Noya, Netzwerk junger Globalisierungskritiker. Bislang formierten sich Gruppen in Berlin, Hamburg und Köln. www.attac.de/no-ya

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