Die neue Stufe der Gesundheitsreform, die zum ersten Januar in Kraft trat, wird vermutlich zu einer Fusion von Krankenkassen führen. Können Sie erklären warum?
Zum einen erleichtert das Gesetz Fusionen, es können jetzt auch unterschiedliche Kassenarten fusionieren, beispielsweise eine AOK mit einer BKK. Und zum anderen werden die Kassen ein stärkeres Interesse haben, zu fusionieren, weil sie verstärkt Einzelverträge mit Leistungserbringern wie Ärzten oder Rabattverträge mit der Pharmaindustrie abschließen können und da ist es natürlich immer gut, wenn man sehr viele Mitglieder hat, das erhöht die eigene Marktmacht.
Welche Folgen hat dies für die Patienten?
Für den Versicherungsschutz hat es zunächst keine Folgen. Von besseren Verträgen haben sie Vorteile. Die Fusionen können im negativen Fall aber auch dazu führen, dass regional eine Kasse eine zu große Marktmacht bekommt und schlechte Verträge aushandeln kann, weil die Ärzte und andere Leistungserbringer gar keine Alternative haben. Ich sehe dies aber im Moment noch nicht.
Es heißt, viele kleine Kassen mit überwiegend jungen, gesunden Mitgliedern, die früher Vorteile hatten, könnten nun nicht überleben. Stimmt das?
Die Reform des Risikostrukturausgleichs berücksichtigt jetzt stärker den Krankheitszustand der Mitglieder. Dadurch haben tatsächlich jetzt diese Krankenkassen ein Problem, weil sie stärker herangezogen werden. Sie können sich nun gezielt Fusionspartner suchen, die mehr chronisch Kranke und ältere Versicherte haben, so dass sich ihre eigene Versichertenklientel besser mischt. Ich kann mir auch vorstellen, dass kleine Kassen sich zusammenschließen und gemeinsam Verträge abschließen ohne zu fusionieren - sie könnten Dritte beauftragen, für sie Verträge auszuhandeln, zum Beispiel Rabattverträge für Arzneimittel.
Derzeit gibt es um die 200 Kassen. Was schätzen Sie, wie viele Kassen werden wir in einem Jahr haben?
Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Jahren bei der Hälfte oder noch weniger gelandet sein werden.
Sehen Sie darin volkswirtschaftlich einen Vorteil?
Die Ausgaben, die man durch weniger Vorstände und Verwaltung einspart, sind für die Beiträge der Versicherten nicht relevant. Es wird aber natürlich Geld frei, das dann für die Versorgung zur Verfügung gestellt werden kann, das ist sicherlich gut.
Das Gespräch führte Connie Uschtrin
Stefan Etgeton ist Gesundheitsexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen.
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