Es ist offenbar die Zeit der Weltenplagen. Eine Pandemie hat uns fest im Griff. Kein Tag vergeht ohne Katastrophenmeldung. Da kann es schon passieren, dass es bestürzend wirkt, wenn sich auch noch das Statistische Bundesamt mit den neuesten Inflationszahlen meldet. Nach vorläufigen Ergebnissen sind die Preise im Februar 2021 um 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Gegenüber dem Vormonat um 0,7 Prozent.
Tatsächlich zeigen aktuell viele Rohstoffmärkte einen kräftigen Preisauftrieb. Die weltwirtschaftlichen Signale stehen auf Expansion, sie zeigen eine hohe Nachfrage insbesondere nach Rohstoffen an. Wäre die steigende Nachfrage noch vor Kurzem als weltwirtschaftliches Erholungssignal gefeiert worden, so scheint dieses Phänomen jetzt die Menschen zu verunsichern. Es sind verrückte Zeiten. Ein Preisauftrieb nach einer Flaute ist normal.
Doch da meldet sie sich schon wieder. Die alte, tief sitzende Inflationsangst. Die Angst, dass die mühselig ersparten Euros an Wert verlieren, ein bisschen, oder gleich massiv. Inflation lässt die Gläubiger:innen und Sparer:innen mit weniger realem Wert zurück. Gleichzeitig lässt sie den realen Wert von Schulden sinken. Gerade bei hoher Inflation stehen in diesem Spiel die Gewinner:innen fest.
Eine Preissteigerung von 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist bei Lichte betrachtet nicht gerade extrem – eher sogar sehr moderat. Tatsächlich wird Inflation wahrscheinlich nicht das größte Zukunftsproblem. Doch der Verteilungskampf um die Zukunft ist bereits voll im Gange. Und die Gefahr, nicht auf der Gewinner:innenseite zu stehen, ist nicht wegzudiskutieren. Das hat mit Inflation kaum etwas zu tun, sondern eher mit der gesamtgesellschaftlichen Situation. Gewinnen wird auch diesmal das Kapital. Das zeigt die Entwicklung der Aktienkurse. Hier geht es seit Wochen bergauf. Die Vermögenswerte legen zu.
Letztendlich symbolisieren die aktuellen Inflationsängste vorhandene und teilweise berechtigte Zukunftsängste. Diese sind ernst zu nehmen. Gerade kracht das Leitbild der vermeintlichen Leistungsgesellschaft erbärmlich zusammen. Zukunft beginnt, wenn der traditionelle Verteilungskampf durch sozialen Zusammenhalt ersetzt wird. Das sollten wir aus der Pandemie gelernt haben.
Kommentare 17
Ein bisschen dünn, dieser Artikel. Inflation kommt zwar ein bisschen, aber nicht so schlimm. Es gibt Schlimmeres.
Hmm. Sicher gibt es viele überwältigende Probleme, die gemeinsam gelöst werden müssen.
Aber zum Thema Inflation: Mir wäre kein historisches Beispiel bekannt, wo eine derartig expansive Geldmengenerweiterung wie zur Zeit nicht zu massiver Inflation geführt hätte. Und mir wäre auch kein untergehendes Weltreich bekannt, dessen Währung nicht stark an Wert eingebüßt hätte...
Angst vor der Inflation? Und wir doofen Bürgerinnen und Bürger dachten schon, Inflation wäre geil. Jedenfalls wurde uns das doch so seit Jahren vermittelt, wenn es darum ging, uns den Staats- und Unternehmensanleihekauf durch die EZB schmackhaft zu machen. Whatever It Takes ist die Devise.
Zwei Prozent Inflation müssen demnach für eine „gesunde Wirtschaft“ doch sein! Oder vielleicht doch nicht? Wenn Inflation doch so etwas Geiles ist, dass sie als Begründung für die grandiose "Quantitative Easing"-Alimentierung des Finanzmarktes herhalten muss, wieso dann Angst vor der Inflation?
Einer der Profiteure neoliberaler Politik, Europas größter Versicherer, Allianz, warnt vor einer gefährlichen Spekulationsblase an den Finanzmärkten. „Wir machen uns große Sorgen um das Thema Finanzmarktstabilität“, sagte Vorstandschef Oliver Bäte am Freitag bei der Bilanzpressekonferenz. Hört, hört!
Die Situation insbesondere an den Aktienmärkten ähnele der Situation vor dem Crash 2008/09 und dem Crash des Jahres 2000. – Finden Sie das nicht auch komisch? Whatever It Takes?
Die Finanzkrise hat die Menschen weltweit ein gigantisches Vermögen gekostet – und vernichtet Geld in einem unvorstellbaren Ausmaß. Nach einer Studie der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) lösten sich weltweit Vermögen im Wert von 50 Billionen Dollar – 39,4 Billionen Euro – auf. Und statt die Inhaber der verbrecherischen Banken für die kriminellen Handlungen (vulgo: Beschiss) ihres Personals mit ihrem Privat- und Geschäftsvermögen zum Schadensersatz heranzuziehen, sie notfalls auch Pleite gehen zu lassen und die kriminellen Bankster der Gerichtsbarkeit zu überstellen, haben die Staaten sich ihrerseits Betrugsinstrumente einfallen lassen, mit denen sie den Verbrechern auch noch Staatsvermögen und Privatvermögen ab 100.001 EURO in den Hintern schoben, haben für sie Kredite aufgenommen, Bad Bank, Bail-in, Bail-out erfunden und den Bevölkerungen aufs Auge gedrückt und versorgen sie für ihre Zockereien seither mit Billionen Monopoly-Geld. –
Unter allgemeinem Beifall auch von Medien, die eben genau diese Bürgerinnen und Bürger immer an das „Gemeinwohl“ erinnern, wenn es um deren eigene Bedarfe geht – wie immer.
In einem System, in dem Geld per Kredit in Umlauf gebracht wird, führt eine Ausdehnung der Geldmenge nicht zur Inflation, da die Nettogeldmenge gesamtgesellschaftlich Null ist, also Geldnnachfrage und Angebot makroökonomisch immer im Gleichgewicht und somit preisneutral sind. Anders gesagt: Denen, die durch Arbeit persönliches Nettogeldvermögen erworben haben, das sie zum Gütererwerb verwenden wollen, steht eaxkt so viele Schuldner gegenüber, die Güter gegen Geld hergeben müssen, um ihre Schulden beim Banksystem zu tilgen. Wenn Dir keine Beispiele bekannt sind, in denen eine starke Ausweitung der Bruttogeldmenge (!!!) nicht zur Inflation geführt hat, liegt es daran, dass Du Dich mit dem Thema nicht genügend beschäftigt hast. Empirisch lässt sich, wie auch logisch zu erwarten ist, kein Zusammenhang zwische gesellschaftlicher Bruttogeldmenge und Inflation feststellen. Das ist absoluter wissenschaftlicher Konsens, und alle Zentralbanken der Welt haben daher aufgehört, konkrete Geldmengeziele anzusteuern. Das Verhältnis von Geldmenge zu Gütern wird erst dann relevant, wenn es eine schuldenfreie Nettogeldmenge gibt, beispielsweise indem die Zentralbank den Staat finanziert, und dieser das Geld schuldenfrei in Form von Gehältern etc. in Umlauf bringt und dann nicht durch Steuern wieder den Umlauf entzieht. Eine solche Ausdehnung der volkswirtschaftlichen Nettogeldmenge führt dann tatsächlich früher oder später zur Inflation.
P.S.: In Deutschland gibt es noch einige Ökonomen, die sich eher der politischen Propaganda als der Wissenschaft verschrieben haben (bekanntester Vertreter HW Sinn), aber selbst die Bundesbank, historisch erster Anhänger der Geldmengensteuerung betrachtet die Geldmenge nur noch aus analytischen Gründen (hat aber bei Geldpolitik sowieso nur als Mitglied des Eurosystems mitzubestimmen)
Blablabla. Dann hilf mir doch auf die Sprünge mit den historischen Beispielen.
Das ist alles seit Langem bekannt, wenn auch z.T. falsch.
Fällt Dir ein historisches Beispiel ein, wo eine derartige Geldmengenausweitung wie derzeit nicht in massive (Hyper-)Inflation geführt hat?
Solange diese Kurve nicht wieder nach oben geht, wird es auch keine Inflation geben, die (erheblich) über dem Zielband von der EZB und der FED liegt. Das Geld wird von allen Marktteilnehmern v. a. gehortet und kommt gar nicht erst im Wirtschaftskreislauf an. Von den Noten- und Zentralbanken zu den Geschaftsbanken und wieder zurück ist schliesslich keine Bewegung im o. erw. Sinne.
Mit der Re-Nationalisierung vollkswirtschaftlicher Aktivitäten als Resultat des schon seit geraumer Zeit wieder praktizierten Protektionismus in zahlreichen Weltregionen könnte sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes evtl. wieder erhöhen, weil damit auch die Investitionstätigkeiten der Unternehmen im Inland (nicht in Übersee) wieder zunehmen. Da damit auch die Beschäftigung ansteigt und eine Lohn-Preisspirale in Gang gesetzt werden könnte, wäre dann in absehbarer Zeit (2 bis 5 Jahre) auch wieder mit einer wesentlich höheren Inflation in den Industrienationen zu rechnen. Der Green Deal würde diese Entwicklung noch beschleunigen. Aber so viel Konjunktiv auf ein Mal erträgt ja kein Mensch, das ist mir natürlich bewusst ;-)
@ Meine Wenigkeit.
Schwerer sind Beispiele zu finden, wo Ausweitung der Geldmenge mit Inflation einhergeht, als umgekehrt. In Japan gibt es trotz erheblicher Ausweitung der Geldmenge seit 30 Jahren keine Inflation. Die USA versorgen seit dem 2. Weltkrieg die ganze Welt mit Dollar, weit über den Bedarf der nationalen Wirtschaft hinaus. Inflation gab´s nur in Folge der Ölkrise. Auch in der Eurozone steigt die Geldmenge nicht unerheblich seit über zwei Jahrzehnten (nur in der Finanzkrise ging M3 leicht zurück), von Inflation nix zu sehen. Das heisst nicht, dass nächstes Jahr die Preise nicht stark steigen. Durchaus möglich. Ich bin kein Hellseher. Nur wird das nicht an der Ausweitung der Geldmenge liegen. Ich wiederhole mich: die Behauptung, eine Ausweitung der Geldmenge würde mechanich zu Preissteigerungen führen, ist neoliberale Ideologie. Propaganda. Der Monetarismus ist empirisch wiederlegt und theoretisch nicht schlüssig. In einem Kreditgeldsystem gibt es keinen makroökonomisch keinen Nettogeldbestand, 3x0 es Null, das weiss jeder Rheinländer. Wie soll denn da die Ausweitung des Bruttogeldbestandes eine Auswirkung auf die Preise haben? Nur wenn Nettogeldbestand geschaffen wird, beispielsweise, wenn ein Staat keine Steuern mehr einnimmt, sondern alle seine Ausgabe bestreitet mit dem Geld, das ihm seine Zentralbank schenkt, nur dann entsteht ein positiver Geldbestand, der Druck auf die Preise ausübt.
Der Monetarismus ist aus der internationalen ökonomischen Diskussion zu Recht praktisch verschwunden. Nur in Deutschland hat er noch ein paar Vertreter und viele Fans in FDP und AFD, sowie, kurioser- und bedauerlicher Weise, auch in der Linken.
Gute Analyse! Da stimme ich Dir zu.
Allerdings müssen die Löhne nicht zwingend steigen vor einer großen Inflation. Wenn das Vertrauen in die Währung (bzw. den Wirtschaftsraum) generell erodiert, steigt die Inflation auch ohne Lohnzuwachs - wie wir es aus vielen ärmeren Ländern kennen.
Das wollen Sie mir als historische Analyse verkaufen - die letzten paar Jahrzehnte...?
Die USA können sich mit der Weltreservewährung natürlich wesentlich mehr erlauben als alle anderen Länder. Aber auch sie haben ihr Blatt hoffnungslos überreizt.
Japan war ein einmaliger Sonderfall, der nur möglich war, weil es im Rest der Welt keine Inflation gab, die hätte überschwappen können. Und weil der Großteil der Schulden von inländischen Gläubigern gehalten wird.
Der neoliberale Glaube an den Monetarismus ist einfach nicht aus der Welt zu schaffen. Was nicht ins Erklärungsmuster passt, ist halt ein Sonderfall. Wohin das Auge blickt, überall Sonderfälle: Japan, USA, Europa, China, Südkorea, Australien ... . Wenn es der Sonderfälle zu viele werden, dann hilft das Argument es sei halt nur vorübergehend: 30 Jahre in Japan, 70 USA, 30 China, 25 Eurozone ... was sind das schon für Zeiträume angesichts des Universums. Prof. Sinn kündigt die Inflation seit wann an? Seit Erhöhung des Mindestlohnes? Seit der Entdeckung Amerikas? Jetzt aber nächstes Jahr ...
Was die historische Analyse betrifft: bis wohin wollen Sie denn zurück? Das Geldsystem, von dem ich spreche, gibt es seit Beginn der 70er Jahre. Als die Spanier den Inkas ihr Gold und Silber klauten, führte diese Steigerung der Nettogeldmenge schon zu Inflation. Aber seitdem hat sich das Geldsystem etwas gewandelt. Vielleicht täte da ein Update gut?
Danke ;-) Zur Lohn-Preis-Spirale: Muss nicht sein, steht aber meistens in direktem Zusammenhang zueinander. Item.
Interessant ist, seit wann die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sinkt. Ein Blick auf den Globalisierungsindex der ETH hilft da m. E. weiter. Wer den Cursor oben bei der Grafik nach rechts bewegt, wird sofort bemerken, was da alles in den Neunzigern in Bewegung geriet. Und woher die seltsame Entschleunigung des Geldgeschwindigkeit her kommt. Stichworte: Implosion des Sowjetreiches und der Eintritt Chinas in die WTO. Damit sind mehr als 2 Mia. Menschen zusätzlich in den globalen Wirtschaftskreislauf eingetreten! Was passieren wird, wenn Teile der Globalisierung rückgängig gemacht werden (Verschlankung der Lieferketten), kann sich angesichts dieser Zahlen jeder selber ausrechnen. Wenn dann noch der Green Deal kommt, werden wir wieder ähnliche Zustände erleben, wie zur Zeit der Wirtschaftswunderjahre, nach Corona erst recht.
Ein zweites Bretton Woods wird es allerdings nicht geben. Das macht die ganze Story natürlich noch etwas brisanter. Die Wechselkurse schwanken ja jetzt schon beträchtlich. Obwohl diese Schwankungen schon nach der Abschaffung des Goldstandards unter Nixon 1971 gar nicht hätten sein dürfen, wie August Friedrich von Hayek- ein entschiedener Gegner des Goldstandards- immer wieder versichert hat. Damit lag er ganz entschieden falsch. Eigentlich gehört die ganze Chicagoer Schule auf den Müllhaufen der Wirtschaftsgeschichte. Sie ist spätestens seit der Finanzkrise hinfällig. Und mit Corona hat sie sich faktisch gleich ganz abgeschafft. Ich trauere ihr nicht nach!
Das ist nun wirklich einfach nur noch lächerlich. Als ob es noch nie ein Geldsystem gegeben hätte, was nicht mit dem aktuellen vergleichbar wäre.
Deine Theorie, dass zunehmende Globalisierung zu abnehmender Umlaufgeschwindigkeit führt, habe ich noch nicht wirklich verstanden. Warum siehst Du das so?
Die Umlaufgeschwindigkeit (bezogen auf M3) sinkt schon länger, aus meiner Sicht:https://de.wikipedia.org/wiki/Umlaufgeschwindigkeit_des_Geldes#/media/Datei:Velocity_of_MZM_Money_Stock_in_the_US.png
Ich denke einfach, dass bei steigender Geldmenge die Umlaufgeschwindigkeit sinkt bei unverändertem Produktionsoutput. Die Reichen sind kreditwürdig und leihen sich mehr Geld. Davon kaufen sie sich Vermögenswerte, die dadurch im Preis steigen. Ein ziemlich risikoarmes Geschäft bei niedrigen Zinsen.
Jedenfalls ändert sich so richtig erst etwas bzgl. Inflation, wenn entweder die Leute über massiv mehr Geld verfügen z.B. durch große Lohnsteigerungen - aber das war in einem anderen Jahrtausend...- oder wenn die Produktion ins Stocken gerät, aus welchen Gründen auch immer.
Das noch viel größere Problem sehe ich in der riesigen Verschuldung (aller Wirtschaftsakteure) - und den riesigen, extrem ungleich veteilten Vermögen - auf der anderen Seite. Und wie schnell eine Krise durch ausfallende Kredite eskalieren kann, haben wir ja z.B. bei Lehman Brothers gesehen.
@Meine Wenigkeit
Soso, Unterschiede zwischen Gold- und FIAT-Währung sind "lächerlich"? Ganz schön starke Meinung. Nun gut, wem trotz Erklärung nicht einleuchtet, dass Geldmengenengenveränderungen in unterschiedlichen Währungssystemen unterschiedliche Auswirkungen haben, bei dem ist eh Hopfen und Malz verloren. Ich gebe weitere Argumentation daher auf, erlaube mir aber , da sie sich anscheinend für soziale Gerechtigkeit einsetzen, noch den Hinweis, dass es sich bei der (längst widerlegten) Theorie, auf die Sie sich beziehen, und die behauptet, Geldmengeausweitung führe mechanisch zu Inflation, um eine brutalen Ausprägung des Neoliberalismus handelt, mit der der damals dominierende Keynsianismus und sein sozialpolitischer Impetus bekämpft werden sollte (und für 3 Jahrzehnte leider erfolgreich zum Verstummen gebracht wurde). Sie stammt von Milton Friedmann, der seine Lehren mit Hilfe des Schlächters Pinochet an der chilenischen Bevölkerung ausprobieren konnte. Kein Wunder, dass der Monetarismus bei der AFD so beliebt ist. Aber bei Linken ... pfft. Dabei gibt es doch gerade immerhin die MMT in Mode, die ist zwar auch etwas zwilicht und keineswegs so progressiv, wie sie sich gibt. Aber immerhin basiert sie auf einem halbwegs korrekten Verständnis des heutigen Geldsystems. Also: vielleicht da mal reinschauen und noch einmal über Geldmenge und Inflation nachdenken.
Ihnen ist aber schon bekannt, dass die Vermögensungleichheit heute so groß ist wie noch nie (oder seit der Zeit der Pharaonen nicht mehr)?
Was hat die immense Geldmengenausweitung den kleinen Leuten also gebracht?
Selbstverständlich ist Austeritätspolitik auch nicht die Lösung, das habe ich nie behauptet. Gegen die immensen Staatsschulden hätte man schon längst die gegenteilige Politik machen müssen und Vermögen und Erbschaften massiv besteuern sollen, Steuerflucht bekämpfen müssen.
Aber das von den Zentralbanken billig ausgereichte Geld kommt wieder v.a. den Reichen zugute. Der Teufel kackt eben immer auf den größten Haufen. The system is rigged.
@ Meine Wenigkeit
Sie können sich so viel Strohmänner basteln und darauf einprügeln, wie es Ihnen gefällt. Mir ist die wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich bekannt, ich halte sie für eines der dringensten Probleme der Gegenwart, und etwas anderes habe ich nie behauptet. Gerade deshalb wende ich mich gegen Argumentationen wie die Ihre, die die falsche These aufstellt, die Ungleichheit würde mechanisch durch Ausweitung der Geldmenge vergrößert (was natürlich keineswegs ausschließt, dass sie damit einhergehen kann). Die dieser These zugrundeliegende Theorie ist von Personen entwickelt worden, die Umverteilung von unten nach oben wissenschaftlich zu fundieren versuchten und auch zu ihrer politischen Umsetzung beitrugen, nicht nicht nur in der chilenischen Militärdiktatur. Das hat einen guten Grund: der Umkehrsschluss aus der These "wachsende Geldmenge führt zu wachsender Ungleichheit" legt nämlich den (ebenfalls völlig falschen) Gedanken nahe, eine Reduzierung der Geldmenge führe zu sinkender Ungleichheit. So wird Austeritätspolitik begründet, so wurde in Deutschland niedrigere Arbeitslöhne sowie Harz 4 und anderer Senkungen von Sozialleistungen (Verarmung der Armen) bei gleichzeitiger Senkung des Spitzensteuersatzes und der Unternehmenssteuern (Bereicherung der Reichen) gerechtfertigt. Die Bereicherung der Reichen auf Kosten der Armen riesele anschließend wieder nach unten und verbessere den Wohlstand der Armen. Neoliberales Zwidenken: Armut ist Reichtum.
Ein reaktionäre Theorie wird auch nicht fortschrittlich dadurch, dass man aus ihr eine propagandistisch nützlich klingende Behauptung quetscht wie die: die zusätzliche Geldmenge führe nur deshalb nicht zur Inflation, weil das Geld in die Finanzmärkte fließe und dort verschwinde. Als würden steigende Kuchenpreise steigende Autopreise oder eine Inflation auf breiter Basis verhindern, weil das Geld in den Bäckereien verschwindet! Als können man Geld nur einmal ausgeben und wäre nach einem Kauf weg wie das Brötchen, das man gegessen hat.
Warum verweigern so viele Linke eine nur halbwegs differenzierte Betrachtung. Es ist doch nicht so kompliziert, nur widersprühlich, wie die Welt halt ist:
Die Geldpolitik der Zentralbanken lässt erstens die Profitmasse (Gewinne) aus Kapitalvermögen unverändert, führt zweitens zu einer Steigerung der Vermögenspreise (der Bewertung von Vermögen) und folglich drittens zu einem Sinken der Profitrate (Rendite) aus Finanzkapital. Die Reichen gewinnen also durch die Vermögensbewertung und verlieren durch das Sinken der Profitrate. Früher gab es einmal philosophische Ansätze, mit solchen Widersprüchen analytisch umzugehen. Dialektik genannt, alles vergessen und verweht.
Stattdessen stellen viele Linke nicht einmal ihre Sicht in Frage, wenn sie völlig übereinstimmt mit dem, was täglich auf den Wirtschaftsseiten konservativer Medien wie der FAZ zu lesen steht, oder von nationalistischen Ökonomen wie HW Sinn oder faschistoiden Parteien wie der AFD gepredigt wird: zu niedrige Zinsen, zu hohe Geldmenge, zu viel Staatsausgaben... . Sollte das nicht Anlass sein, die eigene Positionen zu hinterfragen, anstatt Gegenargumente wie meine als "blabla" abzutun?
Ich bin übrigens völlig Ihrer Ansicht, dass Vermögen über Besteuerung von oben nach unten umverteilt werden muss, und halte manche Verplattungen der MMT nach dem Motto "raus mit dem Schotter, egal was es kostet" für politisch gefährlich.