Jahre nach Escobar

Südamerika Das 26. Internationale Poesiefestival von Medellín ist bemüht, weniger politisch zu sein
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 27/2016

Und dann ist es auf einmal still. Mehrere hundert Zuhörer bei der großen Abschlusslesung haben sich vom Betonboden erhoben und schweigen. Selbst das endlose Hupen der Autos, das Dröhnen der Busse, das Sausen der Metro scheinen leiser als sonst. Der Festivalleiter Fernando Rendón hat zu einer Schweigeminute für die Hunderttausende von Opfern des seit mehr als fünf Jahrzehnten andauernden Kriegs in Kolumbien aufgerufen. Kolumbien steht dank der Friedensverhandlungen mit der Guerilla vor einem Ende des seit Jahrzehnten andauernden bewaffneten Konflikts.

Auch das Lyrikfestival von Medellín entstand im Kontext dieses Kriegs: 1991 war die Stadt im Nordwesten Kolumbiens eine der gefährlichsten der Welt. Das Drogenkartell von Pablo Escobar bekämpfte den