Jeder ist ein Araber

Entfremdung Daniel Goetschs Roman "Ben Kader" führt in die Zeit des Algerienkriegs
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Es gibt kein richtiges Leben im Falschen. Eine Rezension mit dem berühmtesten Satz von Theodor W. Adorno anzufangen, ist immer schwierig. Nicht nur, weil der Meister aus Frankfurt mit der Zeile aus seiner Essaysammlung Minima Moralia eine folgenschwere Maxime begründet hat, deren bloße Erwähnung sofort Depressionen verursacht. Wenn die Gesellschaft als solche so falsch ist, dass ein richtiges Leben nicht möglich ist, was kann man da noch tun? Auch den Autor Adorno als Messlatte anzulegen, kann einem Nachwuchsautor nur schlecht bekommen. Aber was der 1968 in Zürich geborene Daniel Goetsch in seinen Romanen beschreibt, kommt einem doch wie eine Bildstrecke zu dem vor, was der Frankfurter Soziologe im Untertitel Reflexionen aus dem beschädigten Leben nannte.