Jeder ist seines Unglückes Schmied

Armut schändet Über die Zumutungen der "Minderleister"
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Beginnen wir in Belo Horizonte. Immer wenn ein guter Freund, der schon Jahre in Brasilien wohnt, auf Österreich-Besuch ist, muss er sich erst wieder daran gewöhnen, hier am Abend ungestört durch die Straßen schlendern zu können. In Belo Horizonte ist solches Flanieren praktisch unmöglich.

Was sagt uns das? Was zeigt uns die lateinamerikanische Millionenstadt? Eine Vergangenheit? Eine Parallelwelt? Die Zukunft? Ist es ausgeschlossen, dass sich bei uns ähnliche Zustände durchsetzen, die anderswo schon als Selbstverständlichkeit empfunden werden? Ich denke, die Schicht der Zivilisation ist dünn, und darunter liegen das nackte Leben und die nackte Gewalt. Und am gewaltigsten ist der Kapitalismus dort, wo die Gewalt überhaupt nicht mehr