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Nachruf Am 1. Dezember ist Christa Wolf gestorben. Erinnerungen von Egon Bahr, Helen Fehervary, Daniela Dahn, Jana Hensel, Wolfgang Thierse und Wenzel an die Jahrhundertschriftstellerin
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Einen Nachruf kann ich noch nicht schreiben

Christa Wolf ist eine große deutsche Schriftstellerin, nicht bloß eine ostdeutsche. Ich habe nicht in der DDR gelebt und finde keine Erklärung dafür, dass ihr persönlichstes Buch Ein Tag im Jahr in den bisher nur unvollständig gelesenen Nachrufen gar nicht vorkommt. 43 Jahre lang jeden 27. September zu beschreiben, den Alltag, Gedanken, Eindrücke festzuhalten, um dem Verschwinden der Realität ent­gegenzuwirken – da setzt sich ein Mensch der Selbstkontrolle aus, eigene Irrtümer und Entwicklungen zu dokumentieren.

Ich habe über sie und ihr Land dadurch mehr erfahren als durch ihre berühmteren Titel. Was bleibt ist eine Zeitgeschichte, die das beschreibt, was Westdeutschland bewegte und