Jung, wild und hilflos

Biografie Der Berliner Kommunist und Jude Werner Scholem ist kaum bekannt. Zu Unrecht, wie zwei neue Sachbücher zeigen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 44/2014
Man attestierte Scholem ein „bewegliches Naturell“
Man attestierte Scholem ein „bewegliches Naturell“

Foto: Privatarchiv Renee Goddard

Weimar-Buchenwald, 17. Juli 1940: Der SS-Hauptscharführer Blank ruft den Häftling Scholem aus der Kolonne Steineträger II zu sich. Beide gehen Seite an Seite. Plötzlich zieht Blank die Pistole. Es gibt keine direkten Berichte über die Tat. Auf der Schreibstubenkarte des 44-Jährigen findet sich der übliche Vermerk „auf Flucht erschossen“. Scholem trug das gelbe Dreieck und den roten Winkel, das Stigma des Juden und Kommunisten. Zudem war er Anhänger Leo Trotzkis. Wurde er Opfer der „roten Kapos“, wie ein trotzkistischer Mithäftling behauptete? Oder reichte es den SS-Schergen, dass er der Werner Scholem war?

In der BRD gehörte Werner Scholem zu den Vergessenen, er war der „unsichtbare Bruder“ des Religionsph