Kampagnen für den Papierkorb

Werbung Tchibo und Esso haben ihre Kampagne gestoppt, weil der Slogan einst über dem Eingang eines KZ stand. Solche Instinktlosigkeiten sind kein Einzelfall

1. Christina Aguilera als verrruchte Krankenschwester

"Naughty and Nice" - ungezogen und nett hieß die Kampagne für die US-Freizeitschuhmarke Skechers, für die Pop-Sternchen Christina Aguilera als Krankenschwester im Latex-Kostüm posierte. Gegen die Werbung protestierten Krankenpfleger-Organisationen. Die Direktorin des britischen "Centre for Nursing Advocacy" Sanday Summers sagte: "Die Werbung spielt auf die ewigen Stereotypen der verruchten Krankenschwester an, die unseren Beruf seit langem belasten." Die Werbung wurde gestoppt.

2. Sixt-Kampagne "Cabrio fahren"

Der Autovermieter Sixt hatte im Frühjahr 2007 mit deutlichen Verweisen auf den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr geworben. Auf einen Foto mit einem Militärjeep stand der Slogan: "Erlebe, was Kameradschaft bedeutet, zeige dem Feind seine Grenzen und fahre noch günstiger Cabrio als bei Sixt." Darunter fand sich ein Link: www.gehzurarmee.de. Wer darauf klickte, kam zum Sixt-Angebot für Jeeps und Cabriolets. Die Kampagne wurde im Mai 2007 gestoppt, nachdem bei einem Anschlag drei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan getötet wurden.

3. Kate-Moss-Kampagne von H

Der schwedische Modekonzern stonierte seine Kampagne mit dem Supermodel im September 2005 hektisch. Es waren Bilder aufgetaucht, die Moss zeigten, wie sie eine Line Kokain auf einer CD-Hülle vorbereitete. Eine Kampagne mit Moss sei nicht mit der Anti-Drogen-Politik von H vereinbar, lautete die knappe Begründung der Konzernsprecherin.

4. MTV-Werbung für die Zeichentrickserie "Popetown"

Gegen die Werbekampagne des Musiksenders für die Serie "Popetown" lief die katholische Kirche Sturm. Die Anzeige zeigte einen Jesus, der vom Kreuz heruntergestiegen im Fernsehsessel rumlümmelte. Die Überschrift lautete: "Lachen statt rumhängen". Der Werberat erteilte MTV wegen der Verletzung religiöser Gefühle eine Rüge, der Sender zog die Anzeigen zurück. Die Erstausstrahlung der britischen Serie bracht MTV im Mai 2006 aber die bis dahin beste Einschaltquote des Senders.

5. Polen-Werbespot von Media Markt

Für Aufregung in Polen sorgte im März 2006 ein Werbespot von Media Markt. In dem Spot tricksen polnische Fußballfans Mitarbeiter des Unternehmens beim Einkauf aus und ziehen sie bis auf die Unterhosen aus. Im Rahmen der Fußball-WM-Kampagne "Bester Fanausrüster aller Zeiten" sei das Klischee des diebischen Polen überzeichnet worden, um es als ungerechtfertigtes Vorurteil zu entlarven, erklärte ein Media-Markt-Sprecher. Die Erklärung half nichts, der Konzern stoppte die Werbung und entschuldigte sich.

6. Die Tchibo-Esso-Kampagne "Jedem das Seine"

Auf 700 Plakaten hatten Tchibo und Esso bis vor kurzem gemeinsam an Tankstellen für verschiedene Kaffeesorten mit dem Slogan "Jedem das Seine" geworben. Jetzt stoppten die Konzerne die Werbung. Der Zentralrat der Juden hatte gegen die "nicht zu überbietende Geschmackslosigkeit" protestiert. Der eigentlich von Cato stammende Satz "Jedem das Seine" stand auch am Tor des Konzentrationslagers Buchenwald. Ein Esso-Sprecher machte die Nachlässigkeit der Werbeagentur für den Faux-pas verantwortlich. Dabei hätte man es besser wissen können: 1998 bewarb Nokia mit der belasteten Formulierung austauschbare Handy-Gehäuse. Die Plakate wurden überklebt, nachdem unter anderem das American Jewish Commitee dagegen protestiert hatte. Kurz darauf konnte der Handelskonzern Rewe einen Prospekt nicht mehr stoppen, in dem es hieß: "Grillen: Jedem das Seine". Rewe entschuldigte sich öffentlich. Im Jahr darauf stoppte Burger King in Erfurt eine Handzettelaktion mit dem Slogan. Und 2001 waren Kunden entsetzt über eine Werbung für Kontoführungsmodelle der Münchner Merkur-Bank.


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