Kandidat der Verlierer

USA Auf dem Nominierungskonvent in Cleveland zeigt Donald Trump, dass er die Präsidentschaft genauso aggressiv gewinnen will wie die Vorwahlen bei den Republikanern
Ausgabe 29/2016
Projektionsfläche für die Ängste der ökonomischen Verlierer: Donald Trump
Projektionsfläche für die Ängste der ökonomischen Verlierer: Donald Trump

Foto: Joe Raedle/Getty Images

Obwohl gut 15.000 Journalisten nach Cleveland kamen zum Konvent mit den 2.500 Delegierten – die Donald-Trump-Show musste man sich nicht antun. Die Rhetorik ist längst bekannt. Los ging es mit dem Segen eines Predigers aus South Carolina, danach wurde es nicht viel besser. Der stimmgewaltige Pastor dankte „in the name of Jesus“ für Trump und stellte klar: „Unser Feind ist Hillary Clinton!“ Aus Sicht des nun offiziell gekürten republikanischen Präsidentschaftskandidaten ist es irrrelevant, was das liberale Amerika denkt über den Parteitag. Es ging in Cleveland darum, republikanische Abweichler in Donald Trumps Zelt zu zerren. So wurde das reaktionärste US-Parteiprogramm seit langem präsentiert, das Sehnsüchte bedient von rechtschristlich bis supernationalistisch.

Ob es klappt mit der großen Einheit, muss sich erst noch zeigen, denn prominente Republikaner fehlten. Der Konvent hat bestätigt, dass Trump auch künftig Wahlkampf machen will mit Angstmache vor „dem Anderen“. Monster drohten Amerika in Gestalt von Black Lives Matter bis hin zum islamistischen Terror. Wut hat man auf die Mexikaner und Chinesen, die amerikanische Jobs „gestohlen“ hätten. Und natürlich auf „Washington“. Trump will offenbar im November wie bei den Vorwahlen mit verdrossenen weißen Wählern gewinnen, die sich und ihr Land in eine politische und ökonomische Verliererrolle gedrängt sehen. Was diese Wähler letztlich am meisten vereinigt, ist Hass auf Hillary Clinton, die Personifizierung der Elite, die schuld sei an der Apokalypse.

Trump bleibt der starke Mann, der sagt, was ihm in den Kopf kommt. Nächste Woche treffen sich die Demokraten in Philadelphia. Und es ist ziemlich klar, was da passiert: Pro-gressive bejubeln die Rede der linken Senatorin Elizabeth Warren. Beobachter sezieren, ob Bernie Sanders genug Enthusiasmus an den Tag legt für Clinton, gefolgt von Mutmaßungen, wie viele von Bernies Leuten Hillary wählen werden. Die demokratische Kandidatin selber wird irgendwie und mehr oder weniger glaubhaft ein Bekenntnis ablegen zu dem, was Sanders „politische Revolution“ nennt. Die Fronten sind betonhart in diesem Wahljahr. Hillary Clinton hat aber die besseren Karten. Ihr politischer Einzugsbereich ist viel größer als der von Donald Trump.

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