Kapital schläft nicht

Nachtarbeit Seit 1871 war das Verbot von Arbeit zur Schlafenszeit eine zentrale linke Forderung – heute kommt sie in keinem Wahlprogramm vor. Warum?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 27/2021
Kapital schläft nicht

Illustration: Graphica Artis/Getty Images

Oft krank, ständig überarbeitet, früherer Tod: Als die SPD vor 130 Jahren in ihrem „Erfurter Programm“ die Forderung nach einem Verbot von Nachtarbeit aufstellte, basierte dies noch auf reinen sozialen Beobachtungen. Erst in den vergangenen Jahrzehnten konnten die schädlichen Auswirkungen nächtlichen Arbeitens auf die Gesundheit auch wissenschaftlich belegt werden. Verschwunden ist in der Zwischenzeit jedoch die Idee von ihrem Verbot. In den rauen Gewässern des globalen Konkurrenzkampfes wurde diese Urforderung der Arbeiterbewegung, die sich schon 1871 im ersten Dekret der Pariser Kommune fand, klammheimlich über Bord geworfen. Ist Nachtarbeit denn weniger geworden? Oder ungefährlicher? Oder: notwendiger?

Erst 2017 erhielten drei US-amerik