Dieses Buch hat eine Geschichte – und was für eine. Es dauerte mehr als vier Jahre, bis die erste Auflage von 1.000 Exemplaren verkauft war. Nur wenige Fachleute schätzten es. Beim deutschen Bildungsbürgertum fand es wenig Anklang. Die sozialistischen Arbeiter, für die es bestimmt war, nahmen es nicht zur Kenntnis. Es war für sie unbezahlbar und unlesbar. Heute dagegen wird es weltweit gelesen und wieder gelesen und in unzählige Sprachen übersetzt. Es erlangt Verkaufszahlen, an die andere Klassiker der Ökonomie und Sozialwissenschaften nicht reichen können.
Totzukriegen war Marx’ Kapital nie, auch nicht vom „Marxismus“. Jede größere Krise des Kapitalismus führt zu einer Marx-Renaissance, getrieben von der bösen Ahnung: Hatte der alte und oft für tot erklärte Marx vielleicht am Ende doch Recht? Denn um den modernen Kapitalismus, die moderne Industrie, die moderne Geld- und Warenökonomie und deren Entwicklungstendenzen geht es in seinem Hauptwerk. Um die Tendenz, sich über die ganze Welt auszubreiten und einen alles und jeden erfassenden Weltmarkt herzustellen wie um die Tendenz, mit schöner Regelmäßigkeit Wirtschafts- und Finanzkrisen zu erzeugen. Mit dem Globalisierungsschub der 1990er wurde Marx als Prophet des globalen Kapitalismus wiederentdeckt, mit der Finanz- und Wirtschaftskrise, die vor zehn Jahren begann, war er wieder da. Diesmal als Theoretiker der Krisen, die die Mainstream-Ökonomen nicht erklären konnten.
Vor 150 Jahren, am 11. September 1867, lieferte der Verlag Otto Meissner in Hamburg die ersten Exemplare aus. In diesem Wälzer – 796 Seiten in der Erstauflage – ging es um eine umfassende „Kritik der Politischen Ökonomie“, so der Untertitel. Dem ersten Band über den „Produktionsprozess“ des Kapitals sollten rasch weitere folgen, einer zum „Zirkulationsprozess“ des Kapitals und ein dritter: der eigentliche Höhepunkt des Ganzen, der den Gesamtprozess des Kapitals in seinen diversen Gestaltungen präsentieren sollte. Den Abschluss sollte ein vierter Band zur Geschichte der politischen Ökonomie bilden. Doch Marx scheiterte an seinem eigenen Vorhaben. Zu seinen Lebzeiten erschienen die Bände nicht mehr, erst sein Freund Friedrich Engels bearbeitete die nachgelassenen Manuskripte und gab 1885 den zweiten, 1894 den dritten Band des Kapitals heraus. Das Gesamtwerk umfasst mehr als 2.500 Seiten.
Ein glänzender Polemiker
Das Kapital galt damals und gilt bis heute als schwer lesbar. Auch unter den sogenannten Marxisten gab und gibt es viele, die daraus nur wenige Schlagworte und Kraftausdrücke kennen, weil sie die gründliche Lektüre scheuen. Dabei ist dieses Buch für einen unvoreingenommenen Leser durchaus spannend, denn Marx war ein glänzender Polemiker und Stilist. Sein kraftvolles Deutsch hat noch jeden in seinen Bann geschlagen, dem die blutleere Phraseologie der heutigen Sozialwissenschaften ein Graus ist. Allerdings muss man bereit sein, sich auf seine originelle Terminologie und seine eigenartige „genetische“ oder „Entwicklungsmethode“ einzulassen. Die steht bis heute im Ruf, eine zumindest schwierige, wenn nicht gar obskure Angelegenheit zu sein. Denn Marx bietet eine hochkomplexe Argumentation, deren Systematik sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Oft wird erst nach Hunderten von Seiten und vielen „Mittelgliedern“ klar, worauf der Autor hinauswill.
Im ersten Band zeigt Marx, dass der moderne Kapitalismus etwas ganz anderes ist als eine „Marktwirtschaft“. Märkte, Waren, Geld gibt es seit Jahrtausenden, die Analyse dieser Elementarkategorien reicht nicht, um die Eigenart des Kapitalismus zu erfassen. Marx beginnt mit dem, was jedermann weiß: Manche Geldbesitzer sind in der Lage, ihr Geld so auszugeben, dass es nach einer Weile zu ihnen zurückkommt, und zwar als vergrößerte Geldsumme. Wie aus Geld regelmäßig und in großem Stil mehr Geld gemacht werden kann, dies Geheimnis gilt es zu lüften – unter der starken Annahme, dass es im alltäglichen Waren- und Geldverkehr mit rechten Dingen zugeht und niemand auf die Dauer übervorteilt wird.
Marx bearbeitet das Problem der Verwertung von Werten in mehreren Schritten: erstens durch eine Analyse der Transaktionen auf dem Arbeitsmarkt, einem von allen anderen Märkten verschiedenen Markt, der ganz eigenen Regeln folgt. Zweitens durch eine Analyse der Produktionsprozesse in kapitalistischen Privatunternehmen. Was dabei herauskommt, ist nicht nur eine immer raffiniertere und effizientere Form der industriellen Massenproduktion von Waren, sondern zugleich eine hochintelligente Form der Anwendung und Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft. Kapitalistische Unternehmen sind erfolgreich bemüht, die Produktivität der menschlichen Arbeitskraft systematisch immer weiter zu steigern, um die Differenz zwischen dem Wert der „Ware der Arbeitskraft“ und der Wertschöpfung dieser Arbeit immer weiter zu steigern. Um diese Differenz, um den „Mehrwert“ geht es. Der erscheint am Schluss als „mehr Geld“, als Gewinn des Kapitals, durch ihn wird Geld zu Kapital, dank ihm kann ständig neues Kapital gebildet werden. Das ist aber erst der Anfang, die lange Ouvertüre seiner Analyse.
Marx sah, dass es selbst „guten Köpfen“ schwerfiel, sein Buch zu verstehen. Daher hat er unablässig daran gefeilt. Vom Kapital gibt es deshalb mehrere Fassungen, die den Forschungs- und Lernprozess des Autors dokumentieren. Zu den verbesserten Versionen gehören die zweite deutsche Auflage von 1872 und die erste französische Ausgabe von 1872 bis 1875. Für eine dritte deutsche Auflage und eine englische Ausgabe hatte er weitere Änderungen notiert.
Trotz aller Anstrengungen wurde Marx mit dem Riesenwerk nie fertig. Während er weiter mit dem „verdammten Buch“ kämpfte, trug er sich mit dem Plan, das Ganze, auch den bereits veröffentlichten ersten Band, vollständig umzuarbeiten. Sein Anspruch war hoch, sein Ehrgeiz immens: Es sollte ein „artistisches Ganzes“ sein, die wichtigste Sozialwissenschaft seiner Zeit „revolutionieren“ und eine umfassende Analyse wie schlagende Kritik der Phänomene des modernen Kapitalismus und der Dogmen der politischen Ökonomie liefern. Nicht zuletzt verfolgt er einen politischen Zweck: Mit seiner streng wissenschaftlichen Kapitalismuskritik wollte er der sozialistischen Bewegung zum ersten Mal ein solides theoretisches Fundament geben und der „falschen“ linken Kapitalismuskritik, die gegen die Macht des Geldes, die Profitgier der Kapitalisten, die Banker, die Übel der Industrie, des Marktes und der Konkurrenz wütete, den Boden entziehen. Um den Kapitalismus zu überwinden, so Karl Marx, müsse man ihn erst einmal verstehen.
Das Buch wurde nie fertig
Was im Kapital geboten wird, ist keine Wirtschaftsgeschichte, schon gar nicht eine Beschreibung und Analyse des britischen Industriekapitalismus im Viktorianischen Zeitalter. Marx entwickelt eine allgemeine Theorie des Kapitalismus. Nicht von Sozialismus oder Kommunismus ist die Rede, sondern nur vom Kapitalismus. Der Dreh- und Angelpunkt dieser Theorie ist die Dynamik, die dem modernen Kapitalismus eigentümlich ist. Im Blick auf sie, die den Kapitalismus zur „revolutionärsten“ aller historischen Wirtschafts- und Gesellschaftsformen mache, analysiert er die Entwicklungstendenzen – die Zukunft des Kapitalismus, nicht seine Gegenwart.
Sein methodischer Kunstgriff: Er entwirft eine Art kapitalistischer Utopie. Nehmen wir an, alle dem modernen Kapitalismus immanenten Tendenzen kommen voll und rein zur Entfaltung, können sich ungehindert, nur ihrer eigenen Logik folgend durchsetzen: Wie sieht diese rein kapitalistische Wirtschaft und Gesellschaft aus, wie funktioniert sie? Nun, sie wird eine vollständig kommodifizierte und monetisierte Welt sein, in der alles zur Ware gemacht wird und sämtliche ökonomischen Handlungen durch Geld vermittelt und bestimmt werden; sie wird durchkapitalisiert sein, sämtliche Produktion von Reichtum wird unter der Herrschaft des Kapitals stehen und die Arbeit in dieser Gesellschaft wird Lohnarbeit sein, die den Zwängen des Arbeitsmarkts unterliegt. Sie wird eine von Handel, Kredit, Banken und Finanzmärkten beherrschte Konkurrenzökonomie und -gesellschaft sein, die sich global, als Weltmarkt und kapitalistische Weltwirtschaft etabliert hat. Und sie wird jeden Fetzen Natur, jedes Stück Land, jede nutzbare Ressource angeeignet, privatisiert und in den kapitalistischen Wirtschaftskreislauf hineingezogen haben wie weiter hineinziehen. Die Geschichte der letzten 150 Jahre seit Erscheinen des Kapitals sind in weiten Teilen eine Geschichte der Realisierung ebendieser analysierten Entwicklungstendenzen.
Dann folgt der zweite Satz dieser seiner Utopie: Während sich der Kapitalismus seiner eigenen, immanenten Logik gemäß ausbreitet und entfaltet, sich die Reichtümer der Erde und die menschliche Arbeitskraft in all ihren Formen untertan macht, untergraben diejenigen, die nach der Logik dieses Systems handeln, zugleich dessen Grundlagen und Voraussetzungen. Das ist die Pointe der Marx’schen Kapitalismuskritik: Der Kapitalismus setzt eine selbstzerstörerische Dynamik in Gang, die ihn immer wieder in große und kleine Krisen stürzen, an Grenzen stoßen lassen und schließlich an sein historisches Ende bringen muss. Nicht zum Zusammenbruch – eine Katastrophentheorie bietet Marx, anders als etliche Marxisten behaupten, nicht –, aber in eine Periode der Erschöpfung und langen Stagnation. Darüber hatten sich schon Zeitgenossen wie der große liberale Sozialist John Stuart Mill Sorgen gemacht.
Für Ökonomen und Sozialwissenschaftler, die der heute herrschenden Lehre kritisch gegenüberstehen, ist Marx’ Kapital eine lohnende Lektüre, heute mehr denn je. Die derzeit in Deutschland dominierende philosophische Lesart von Marx, auch des Kapitals, ist dabei jedoch wenig hilfreich. Man sollte das Werk schon als systematischen Theorieentwurf ernst nehmen, statt sich auf einzelne, hochabstrakte Begriffe wie „Wertform“ oder „Fetischismus“ zu werfen, die nur im Kontext der gesamten Theorie ihren Sinn haben. Marx’ einzigartige – und gar nicht einfache – Verbindung von systematischer Theorie und empirischer wie historischer Analyse hat die Sozialwissenschaften entscheidend geprägt. Seit Marx wissen wir, dass von Alltagskategorien wie Wert, Preis, Geld, Kapital oder Markt wissenschaftlich sinnvoll nur die Rede sein kann, wenn sie als eigentümliche soziale Verhältnisse gefasst werden. Als komplexe Verhältnisse in Zeit und Raum, als soziale Prozesse, nicht als Dinge und deren Eigenschaften. Marx entwickelt den Begriff des „Mehrwerts“, der in die Alltagssprache eingegangen ist, um zu erklären, wie „arbeitsloses“ Einkommen entsteht und Kapital wie Vermögen gebildet werden kann. Er unterscheidet verschiedene Methoden der Mehrwertproduktion, um das umkämpfte Terrain der Lohnarbeit im modernen Industriebetrieb und die Dynamik der Ungleichverteilung des gesellschaftlichen Reichtums im Kapitalismus zu erklären.
Das Kapital bleibt ein imponierender Theorieentwurf, auch wenn er in vielen Punkten nie zu Ende geführt wurde. Für Sozialwissenschaftler, die ihr Geschäft ernst nehmen, sind die ungelösten „Marx’schen Probleme“ das eigentliche Erbe von Marx. Ganz so sah Marx selbst die unauflösbaren Widersprüche, in die sich seine Vorgänger, die klassischen Ökonomen, verstrickt hatten, als deren wichtigstes Erbe.
Kapitalismus als Religion
Das Kapital enthält keine Prognosen, nur wenige geschichtsphilosophische Passagen, dafür etliche „allgemeine Gesetze“, die meist hochabstrakt und mit vielen Einschränkungen formuliert worden sind. Marx hat keine „Verelendung“ der Arbeiterklasse behauptet, wohl aber eine wachsende Ungleichheit von Einkommen, Vermögen und Lebenslagen. Das Werk enthält keine geschlossene Krisentheorie, aber viele Elemente einer stimmigen Krisenerklärung. Zum berühmt-berüchtigten „Gesetz“ des tendenziellen Falls der Profitrate findet sich nur eine unfertige Skizze, keine stimmige Erklärung des gemeinten Phänomens. Marx präsentiert einen Komplex von Tendenzen und Gegentendenzen, ein Dokument seines unabgeschlossenen Forschungsprozesses, keineswegs sein letztes Wort. Schon gar nicht ist das seine „Krisentheorie“, wie die meisten Marxisten zu ihrem und Marx’ Schaden behaupten.
Die Späteren, Marx-Anhänger wie Marx-Kritiker, haben ihn vor allem als großen Wegweiser und Pionier gewürdigt. Joseph Schumpeter, Karl Polanyi, Piero Sraffa, ja selbst John Maynard Keynes – alle waren stark von Marx beeinflusst und haben ihm entscheidende Einsichten in die kapitalistische Dynamik zu verdanken. Keynes, dem eine „monetäre Theorie der Produktion“ vorschwebte, studierte Marx gründlich, wie wir heute wissen. Denn Marx versuchte, ganz anders als die Klassiker und Neoklassiker, den Zusammenhang von Wert, Geld und Kapital theoretisch zu fassen, und hatte über die Dynamik von Akkumulation, Sparen und Investition einiges zu sagen – in seinem wenig gelesenen zweiten Band. Schumpeter verdankte Marx’ Analyse der Dynamik der technologischen Revolutionen in der kapitalistischen Industrie die entscheidenden Ideen. Ihn faszinierte der zentrale Marx’sche Gedankengang: von der Möglichkeit der Anhäufung abstrakten Reichtums in einer reinen Geldökonomie, die zum ersten Mal eine end- und ziellose Bereicherung um der Bereicherung willen erlaubt, zur kapitalistischen „großen Industrie“, in der die Unternehmer und Manager alle vorhandenen Möglichkeiten systematisch nutzen, um die Effizienz der eingesetzten Produktionsmittel und Arbeitskräfte zu steigern, ständig auf der Suche nach neuen Kombinationen und Technologien, die Arbeit und Kosten sparen. Ohne es zu wollen, setzen sie damit einen Prozess von Entwertungen oder „Wertrevolutionen“ in Gang, der die kapitalistische Industrie immer weiter treibt. Bis heute.
Mit Marx lässt sich ebenso rational erklären, warum in unseren hochentwickelten Ökonomien die kapitalistische Dynamik lahmt. Warum ist das Produktivitätswachstum so niedrig? Der erste Band des Kapitals gibt einen Schlüssel für die Antwort darauf: weil die menschliche Arbeitskraft so billig geworden, durch politische Aktion so billig gemacht worden ist. Je billiger die Ware Arbeitskraft, je niedriger die Löhne, desto geringer der ökonomische Druck für Manager und Unternehmer, mehr produktives Kapital einzusetzen, um arbeitssparende technische Fortschritte zu realisieren. Marx zeigte das vor 150, Sraffa bewies es vor 50 Jahren.
Noch etwas hat das Kapital zu bieten, was wenige dort vermuten: eine Theorie der „Mystifikation“, der „verkehrten Welt“ des Kapitalismus. Marx beginnt damit zu Anfang des ersten Bandes, in einem kurzen Abschnitt zum „Warenfetischismus“. Wer die Sache bis zum Schluss verfolgt, bekommt eine veritable Theorie der ökonomischen Alltagsreligion des Kapitalismus geboten, in der alle verdrehten Vorstellungen des Alltagslebens, vom Geld, das „arbeitet“, bis zum Kapital, das „Wert schöpft“, in bunter Reihe und am rechten Ort zusammenkommen. Marx’ Ehrgeiz war es, zu zeigen, warum sich die Welt des Kapitalismus in den Köpfen der Beteiligten, also auch der Lohnarbeiter, notwendig ganz verkehrt darstellt. Das ist sein – fast – letztes Wort, bevor er im Kapital mit der Analyse der „Klassen“ beginnt, die er rasch abbricht. Wenn er Recht hat und sich jeder Kapitalismus zu allen Zeiten als verkehrte Welt darstellen muss, dann hat jede Linke mit emanzipatorischem Anspruch darin etwas zu knacken.
Kommentare 37
Zweifel sind angebracht!
Hat Karl Marx uns heute noch etwas zu sagen?
Wenn es um den Realsektor geht, mag einiges (weniges) auch heute noch zutreffen. Die «Sozialistische Kalkulation» hat jedenfalls gar nichts mit einer Marktwirtschaft zu tun, also auch nichts mit einer Sozialen Marktwirtschaft, die von der Schröder-Bande endgültig abgeschafft worden ist.
Beim Finanzsektor, der den Realsektor heute mehrfach dominiert, hat uns Karl Marx schon gar nichts zu sagen, weil sich der Finanzsektor wegen seiner Übergröße nur zu einem geringen Teil aus dem Realsektor alimentieren kann. Im Realsektor ist die Geldschöpfung ein Ponzisystem; der Finanzsektor schöpft seine Gewinne gleich mit.
Das Dilemma besteht heute darin, daß im Realsektor und im Finanzsektor das gleich (ungedeckte) Geld verwendet wird und die «Schöpfung» gleich mehrere Generationen in Haftung nimmt – das könnte auch Kidnäpping genannt werden.
"Warum ist das Produktivitätswachstum so niedrig? "
Ach so ?! Dann hatten die Gewerkschaften also nicht recht, als sie höhere Löhne unter dem Hinweis auf die ständig u. erheblich steigende Produktivität forderten und bekamen ?
Was haben denn die Gewerkschaften mit den Löhnen zu tun?
1. Der Euro wird eingeführt, um die Produktivität der Deutschen zu stoppen.
2. Hartz4 wird eingeführt, um die Produktivität der Deutschen zu retten.
3. Hartz4 gibt es 10 Jahre lang ohne Mindestlohn.
4. Nach 10 Jahren Hartz4 ohne Mindestlohn merken die die Politiker (auch schon), daß die Sozialkassen von den Unternehmen (vorsätzlich und gnadenlos) abgezockt werden.
5. Jetzt gibt es den Mindestlohn auch in der BananenRepublik Deutschland BRD.
Hier ein Vergleich dieser Minimallöhne:
https://www.boeckler.de/pdf/ta_abb_europa_2017_mldb_v0117.pdf
6. Da ist von Lohnautonomie der Gewerkschaften nix mehr übrig, das verhandeln die Parteioligarchen der diversen Koalitionen im Hinterzimmer.
Geldfetischisten
«Wer die Sache bis zum Schluss verfolgt, bekommt eine veritable Theorie der ökonomischen Alltagsreligion des Kapitalismus geboten, in der alle verdrehten Vorstellungen des Alltagslebens, vom Geld, das „arbeitet“, bis zum Kapital, das „Wert schöpft“, in bunter Reihe und am rechten Ort zusammenkommen.»
... und etwas Realität
Warum in die Vergangenheit schweifen,
sieh' das Dilemma liegt so nah.
Jou, Gewerkschaften haben nix mit Löhnen zu tun, der Mensch 6 Finger an jeder Hand (Gore, Özdemir und jetzt Precht ... ), und wenn destatis eine Jugenderwerbslosenquote von 19 % meldet, dann ist wohl knapp jeder 5. Jugendliche arbeitslos!
Hinsichtlich Realitätsverlust stehen Ihre Blasengötter a la Hankel & Co. den UFOisten aus Regierungen, Parlamenten und Medien in nichts nach.
Ich hoffe, du verdienst etwas mehr, als den Mindestlohn; irgend jemand muß ja schließlich die Schulden bezahlen :-)
" ... irgend jemand muß ja schließlich die Schulden bezahlen :-)"
So? Wer sagt das?
Sehen wir nicht häufig auch das Gegenteil?
"Hat Karl Marx uns heute noch etwas zu sagen?"
ich glaub nicht. Der sogeannten Kapitalismus ist doch längts ein auf staatlich subventionierten Krücken gehendes, neofeudales Tributsystem geworden, das sich an Eigentumsrenten und verschuldung anderer klammert.
Offensichtlich deine «Realitäten.»
Einen Schuldenschnitt hätten wir schon gleich nach der Bankenkrise gebraucht, das war vor fast 10 Jahren.
Das war der Hintergrund, den ich hier erläutern wollte. Karl Marx hatte die reale Wirtschaft in seiner Zeit und seiner Feudalgesellschaft beschrieben. Einzelne Elemente finden wir in allen Wirtschaften wieder. Die heutigen Probleme lösen wir aber nicht mit der Blauen Bibel von Karl Marx.
Schuldenschnitte können Viele jederzeit brauchen, nicht nur "vor 10 Jahren", - alles Binsen, was Sie da abliefern, die "jederzeit" zumindest bis zur Hälfte natürlich richtig sind.
Und ja, lieber widerspüchliche Realitäten als solche in Rechnung stellen, als Ihre "Gartenlaube"-Weisheiten.
Der Artikel preist ein Buch an, das dem Verständnis des Kapitals in drei Bänden auf die Sprünge helfen soll, sie 150 Jahre alt sind. Zumindest der erste Teil ist in seinem mäandernten Stil schwer lesbar und einem Verständnis nicht förderlich.
Wie anders, als mit bekannten «Realitäten,» die alle nicht auf meinem Mist gewachsen sind, könnte man dem begegnen?
"Wie anders, als mit bekannten «Realitäten,» die alle nicht auf meinem Mist gewachsen sind, könnte man dem begegnen?"
Zunächst muß man sich den Zahn ziehen, man könne irgendwo nachlesen, was die Realität ist.
Und dann geht man genau von dem aus, das auf dem "eigenen Mist gewachsen ist", also dem, was an Erlebtem zur Erfahrung verarbeitet werden konnte, - vom privaten Feld bis zu den öff. Meldungen, Statistiken u. den jew. Entwicklungen.
«Und dann geht man genau von dem aus, das auf dem "eigenen Mist gewachsen ist", also dem, was an Erlebtem zur Erfahrung verarbeitet werden konnte, - vom privaten Feld bis zu den öff. Meldungen, Statistiken u. den jew. Entwicklungen.»
Das reduziert sich denn meist auf Glaubensbekenntnisse dessen, was ich als wahr geglaubt habe, inklusive des gesamten bildungsbürgerlichen overkills, der mir aber nur in dieser Gesellschaft hilft, irgendwo im Himalaja nicht mehr.
ff.
Karl Marx hält dagegen, das sind ewige Wahrheiten; zumindest ist diese Meinung sehr verbreitet und darum gibt es auch immer wieder ein paar Erläuterungen, wie man sich durch diesen Text durchquälen sollte.
" ... ewige Wahrheiten" ja bzw. so'ne Art Naturgesetze, so hat KM das durchaus aufgezäumt, ohne zunächst methodische bzw. explizite Rechenschaft dazu abzugeben. Was sich rächt, denn sehr bald wurde dieses Korsett zu eng für seine Absichten, - und was als relative Disziplinlosigkeit zur sagenhaften Mäandrik des K-Werkes beigetragen hat.
Die Untersuchungsgegenstände wie Wert(e), Arbeit, Gerechtigkeit, Ausbeutung, Ware, Kapital, Geld usw. sind aber hochgradig Kultursachen, - d. h. sie sind zunächst nicht unveränderlich, und wenn überhaupt hier Gesetze gelten, dann solche der Kultur und ihrer Entwicklung, - Kulturgesetze eben. Deren Verständnis hilft dann noch am ehesten auch im (auch: Verhalten zum/Umgang mit dem ...) "Himalaya".
Hinsichtlich der ökonom. Kernaussagen projiziert Marx ganz als später Biedermeier die damals noch progressive Bürger-Idee von der Arbeit, die die relativ neue Bürger-Legitimität gegenüber der alten Aristokratie begründete, auf die Wertentstehung bei Waren in einem idealisierten Mittelalter, wo noch der "Schneider den Rock" näht, und dessen darauf verwandte Arbeitszeit (sowie die der Vorprodukte wie Tuch und Garn) den wesentlichen Kern von Waren-Wert und Warenpreis ausmacht, und buchstabiert die relativ neuen, kapitalgetriebenen Verhältnisse in ihren Differenzen zu diesem Mittelalter-Ideal aus, das es so nie gegeben hat.
im übergeordneten Sinn können wir natürlich trotzdem von Marx etwas lernen. Er hat uns zB nahegebracht, dass Geld ein Symbol für menschliche Beziehungen ist. Es würde uns allen gut tun diese Wahrheit zu realisiern , will heißen es uns jederzeit zu vergegenwärtigen zB. beim Kauf von Bananen oder eines Telefons, denn da sind ja Menschen wie du und ich dran beteiligt, ohne die wir diese Dinge nicht erwerben könnten .
Leider sind bestimmte Marxsche Kerninhalte vom Rausch der Geldverwertung längst weggebügelt worden und der führt und damit an der Nase herum anstelle einer Bewusstmachung der Zusammennhänge zu forcieren, .... zumal den der immer präsenten "dritten Person" in jeder Geldtransaktion , die an sich und als solche parasitär ist und nicht die eigentlich implizite Beziehung des Geldes darstellt.
Im Prinzip ja, aber die Kerninhalte von Marx sind in den nachfolgenden Theorien der VWL verarbeitet und ausprobiert worden. Der wesentliche Kern des Zusammenhangs von Produkt und der Ökologie von Produktion und Konsum ist mit den Nazionalstaaten «wegrationalisiert» worden – neudeutsch «geoutsourced in die verlängerte Werkbank.»
Die Erkenntnisse haben wir alle in den heutigen Wirtschaftstheorien enthalten und mit einer nachfrageorientierten Wirtschaft wären die Probleme aller Völker auch zu lösen; allerdings nur auf Kosten der virtuellen Finanzberge in den Steuerparadiesen.
Siehe oben beim Kommentar an Idog.
Den drei Blauen Bänden von Karl marx hätte eine Überarbeitung auf die Kerninhalte gut getan. Was wesentliche ökonomische Aussagen sind, habn die auch nachfolgende Ökonomen inspiriert und ist in deren Arbeit eingeflossen. Betrachten wir Das Kapital als eine Bibel – die auch einge Märchen enthält.
Eine Theorie eines offenen dynamischen Systems bedarf wegen der Verschiebungen in den Verhältnissen nach einer gewissen Zeit einer Revision. Gerade wenn die Marxsche Analyse der Gesellschaft als eines der Kapitallogik folgenden extrem dynamischen Systems richtig war, muß sie heute einer Reformulierung unterzogen werden, was also alles andere als eine Widerlegung ist. Vielmehr sind die Voraussagen einer Wirklichkeit, die zur Zeit der Formulierung der Theorie noch kaum im Ansatz erkennbar war, zB die Realabstraktion des Kapitals oder die weniger visionäre Beschreibung des Zwangs zur relativen Mehrwertproduktion, eine hervorragende Bestätigung dieser Theorie.
Die hier vorliegende Hommage an den großen Denker stellt klar und einfach einige Grundzüge seiner Theorie dar und räumt mit einigen der gravierendsten Fehldeutungen auf. Sich erneut/endlich mit dem Marxschen Originaltext „Das Kapital“ zu beschäftigen (ich halte die parallele Lektüre der „Grundrisse“ übrigens für sehr hilfreich), kann allerdings nur ein Vorschlag für wenige sein. So sollte, wer sich in der Sekundärliteratur auskennt (ich leider nicht) und dazu berufen fühlt, Empfehlungen aussprechen, wo man mit einer akzeptabel abbildungstreuen Zusammenfassung gut bedient ist. Vielleicht kann sich der Verfasser des Artikels dazu aufraffen, ich würde seinem Urteil trauen.
" ... akzeptabel abbildungstreue Zusammenfassungen" müssen nicht sekundär sein, es geht auch primär:
https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Angebote/titel=Kleine+%C3%B6konomische+Schriften+Ein+Sammelband+B%C3%BCcherei+des+Marxismus-Leninismus?zid=8f396ade54be03526b4285beaa728c1d
Mit den "Grundrissen" ist man hinsichtlich meiner obigen Kritik am "Kapital" I-IV dann auch besser dran, wikipedia kann ich mich in dieser Hinsicht anschließen:
"Interpreten wie Georg Backhaus, Helmut Reichelt und Gerhard Göhler konstatieren einen Prozess der Reduktion der Dialektik und der fortschreitenden Popularisierung bei der Darstellung der Wertformanalyse von den Grundrissen über die Erstauflage des Kapital hin zur zweiten Kapital-Auflage, wodurch Marx historisierenden und substanzialistischen Interpretationen Vorschub geleistet habe."
Zu erwähnen bleibt aber, daß diese "Historisierung und der "Substanzialismus" (HuS)bei ihm schon viel früher vorkommt, z. B. in der sehr überschaubar-kleinen Schrift "Lohnarbeit und Kapital" von Ende der 1840ger Jahre, die sehr kompatibel mit dem späteren "Kapital" (1860 ff) ist.Das sind also keine Spätphänomene einer Entwicklung, sondern existierte bei M. stets nebeneinander. M.E. lag einer der Gründe für diese Dopplung darin, daß die Höhen der "Grundrisse" nicht den POLITISCHEN und publizistischen Ertrag abwarfen, den Marx von sich, seiner Arbeit, seinem "Wirken" etc. erwartete/für geboten hielt, und den er aber mittels H. u. S. als politisch-inhaltliche Zuspitzung im ideologischen Korsett seiner Zeit noch herausdrücken konnte (wenn die Bürger unter anderem wg. "Arbeit", Produktiviät/Nützlichkeit zur polit. Legitimation gelangen, dann doch die Arbeiterschaft erst recht!?). Damit verliefen seine Stoßrichtungen zum großen Teil durchaus auch auf den tieferen ideolog. Schienen von "Die Gartenlaube" und Ebner-Eschenbach ("Krambamboli"), was die im wiki angesprochene, relative "Popularisierung" überhaupt erst möglich machte und mit den "Grundrissen" so nie möglich gewesen wäre, weil die das nicht hergeben.
" ... mit einer nachfrageorientierten Wirtschaft wären die Probleme aller Völker auch zu lösen; ..."
Nicht ganz:
Entweder ist "nachfrageorientiert" synonym/tautologisch zu"problemlösend" (rational-choice-Unterstellung auf Seiten der Nachfrage) und damit keine Lösung bzw. brauchbare Antwort, - oder es ist der klassische Gegensatz zw. angebots- und nachfrageorientierter Wirtschafts-, Fin.- u. Geld-POLITIK gemeint.
Denn jeder Nachfrageerhöhung muß ja ersteinmal nachgekommen werden KÖNNEN, - wenn sich nicht Hohlheiten einschleichen sollen, wie Inflation oder nicht mehr nur an Geld geknüpfte Zuteilungsverfahren wie Wartelisten usw. -, was im Rahmen von Grenzen, Regeln usw. über 4 Bereiche von je m.o.w. notw. Produktionsfaktoren mit unzähligen Untergliederungen und Elementen gar nicht so einfach bzw. selbstverständlich ist, denn da gilt ganz überwiegend die Engpaß- bzw. Kettenregel, daß das Ganze nur so stark wie das schwächste Glied ist, bzw. am Ende nur soviel rauskommt, wie der kleinste Engpaß halt maximal durchlässt. (Daher der große Umfang und die hohe, zentrale Bedeutung der ganzen "dispositiven Huberei" , der Verwaltungen, Leitungen usw., um die 1000 Einzelfaktoren gelungener Produktion zusammenzuführen und zu -halten.)Zum Zweiten muß auch jeder Nachfrageerhöhung nachgekommen werden WOLLEN, wozu ein kompetitives Umfeld mehrerer Anbieter, die strategisch (->"Werte"!) ihr Wachstum anstreben, in Marktanteilen und weniger an die nächste Dividende denken usw., zumeist ganz entscheidend beiträgt.
Fazit: Wer laut "Nachfrage!" ruft, sollte vom "Angebot" nicht nur murmeln ...
War das jetzt ein Exkurs in den Realsektor oder in den Finanzsektor?
Real-S. mit seinen Verstrebungen in den FS, weil die "Probleme aller Völker", von denen Sie sprachen, nur dann Probleme sind, über die ich/wir/Sie nachdenken sollten, wenn es Realprobleme sind, bzw. aus anderen Sphären, wie den FS, dahin durchschlagen.
Dilemma
Über die RealProbleme lohnt sich erst nachzudenken, wenn die Ursachen im Finanzsektor bereinigt sind, sonst wird das Symptompfuscherei.
Der Realsektor stagniert, der Finanzsektor ist hochinflationär und die feinen Leute des Finanzsektors kaufen sich die Politiker via Parteispende – da hilft auch ein verständlich geschriebener Marx nicht.
Ja, die „Grundrisse“ sind sperriger und skrupulöser als das „Kapital“. Allerdings erreicht die Werttheorie in letzterem eine Eleganz und Suggestivität, die sie in den tastenden Überlegungen der Grundrisse noch nicht hatte.
Zu der Darstellung von Wiki (ich will hier nicht diese öffentliche Enzyklopädie kritisieren, es ist eine nicht zu überschätzende Bildungseinrichtung) muß ich aber anmerken, daß Historisierung und Substantialismus Gegenbegriffe sind, richtig wäre es, von Historisierung und Materialismus zu sprechen. Indem Marx die genetische und die strukturale Betrachtung integriert und auf dem Materialismus beharrt, in dieser Gegenposition zu Metaphysik und Empirismus gleichermaßen, ist Marx einer der Begründer der modernen Geisteswissenschaften bzw einer Wissenschaft auf dem heutigen Stand des erkenntnistheoretischen Bewußtseins.
Ja, die „Grundrisse“ sind sperriger und skrupulöser als das „Kapital“. Allerdings erreicht die Werttheorie in letzterem eine Eleganz und Suggestivität, die sie in den tastenden Überlegungen der Grundrisse noch nicht hatte.
Zu der Darstellung von Wiki (ich will hier nicht diese öffentliche Enzyklopädie kritisieren, es ist eine nicht zu überschätzende Bildungseinrichtung) muß ich aber anmerken, daß Historisierung und Substantialismus Gegenbegriffe sind, richtig wäre es, von Historisierung und Materialismus zu sprechen. Indem Marx die genetische und die strukturale Betrachtung integriert und auf dem Materialismus beharrt, in dieser Gegenposition zu Metaphysik und Empirismus gleichermaßen, ist Marx einer der Begründer der modernen Geisteswissenschaften bzw einer Wissenschaft auf dem heutigen Stand des erkenntnistheoretischen Bewußtseins.
‚Hat Karl Marx uns heute noch etwas zu sagen?‘
‚Beim Finanzsektor, der den Realsektor heute mehrfach dominiert, hat uns Karl Marx schon gar nichts zu sagen, weil sich der Finanzsektor wegen seiner Übergröße nur zu einem geringen Teil aus dem Realsektor alimentieren kann. Im Realsektor ist die Geldschöpfung ein Ponzisystem‘
Deine Idiosynkrasien gegen Marx und den Kommunismus seien Dir unbenommen, aber das ist Quatsch. Ein Schneeballsystem ist ein parasitäres System, es benötigt eine Wirtsgesellschaft. Wenn die der Kapitalismus ist, ist er kein „Ponzisystem“, wenn der ein Ponzisystem ist, was ist dann die Gesellschaft?
Und das gilt nicht einmal für den Finanzsektor. Wäre der nur ein Ponzisystem, würde er in Kürze zusammenbrechen, es gäbe die wenigen Absahner und die vielen Geschädigten, aber es wäre wieder das Gleichgewicht hergestellt. Schurkereien a la Ponzi gibt es selbstverständlich, der Kapitalismus lädt ein zum Betrug, von der Werbung bis zu Absprachen, und manchmal kommt es zu mafiösen Strukturen. Das sind aber Degenerationen innerhalb des Kapitalismus, die nicht zum System werden können oder schlimmstenfalls den Kapitalismus zerstören. Idog meint, wir wären bereits soweit. Dem widerspreche ich, aber das ist ein mögliches Ende des Systems. Im übrigen muß man auch in diesem Fall den Kapitalismus verstanden haben, um die postkapitalistische Trümmerlandschaft richtig deuten zu können, auch dann hat Marx uns noch etwas zu sagen. Oder wer kann uns das besser erklären?
"Über die RealProbleme lohnt sich erst nachzudenken, wenn die Ursachen im Finanzsektor bereinigt sind, sonst wird das Symptompfuscherei."
Umgekehrt wird ein Schuh draus!
1. kennen Sie "die Ursachen" im FS offenbar nicht, sofern die für RPe dort überhaupt zu finden sind.
2. sind "Ursachen" seltenst die Ansatzpunkte zu Lösungen, wie gerade auch die Technikgeschichte zeigt. Flugzeuge verändern nicht die Schwerkraft-Ursache unserer ständigen Bodenhaftung usw. sondern nutzen Gegenkräfte wie Luftkissen, Bernoulli-Effekt und Rückstoß (Raketen).
3. Sagen Sie damit dem untersten Fünftel hier wie überall auf der Welt: Sorry, um Eure Probl. kann ich mich nicht kümmern, denn ich muß erst den FS abschaffen/bereinigen/sanieren, bevor für Euch was rausgucken kann, - wenn Ihr dann noch da seid. Bis dahin muß ich 4 mal täglich Flassbeck, Starbatty, Hankel, Pregetter & Co. hören, damit ich vergessen kann, dass ich ständig behaupte, aber nie liefere, z. B. die angeblichen Dumpingpreise deutscher Waren in Frankreich (Wir sind jetzt lange "nach der F.-Wahl", mein Lieber!).
4. Definieren Sie die Wirklichkeit so kontrafaktisch um, wie Marx eben auch 'ne Menge Murks - äh "Märchen" (IHRE Worte, oben!) enthält:Weder "stagniert" der Realsektor als solcher, noch ist der Finanzsektor als solches "hochinflationär", siehe vom Zinsniveau bis zum Aktien-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis).
"Und die feinen Leute des Finanzsektors kaufen sich die Politiker" bei weitem nicht mehr nur via Parteispende.
Umverteilung mit dem KreditWesenGesetz KWG
«Ein Schneeballsystem ist ein parasitäres System, es benötigt eine Wirtsgesellschaft.»
https://de.wikipedia.org/wiki/Verm%C3%B6gensverteilung#Verm.C3.B6gensverteilung_nach_Regionen
https://de.wikipedia.org/wiki/Verm%C3%B6gensverteilung_in_Deutschland#.C3.9Cberblick_Verm.C3.B6gensverteilung_2002.E2.80.932007
Völker hört die Signale!
Phantastisch. Mancher Text hier liest sich wie einige Passagen von Marx.
Aber noch unsinniger, unverständlicher und absolut sinnlos.
Ein Grund, weshalb der vielzitierte "Arbeiter" nie etwas damit zu tun haben wollte.
Theoretisieren im Glashaus auf irgend einem praxisuntauglichen Niveau. Wieso hatten sogenannte komm. Parteien 0,5%? Weil dieses lamentieren keinen interessiert. Diese Streitereien um Komma und Punkt einer Definition, einer Aussage, ist absolut kontraproduktiv und ideal geeignet, damit die ein oder andere Idee nie zur Realität wird. Vielleicht wäre es ein Fortschritt einfache Zusammenhänge einfach zu beschreiben und sich nicht bis zur Unverständlichkeit zu "versteigen".
Wer soll dies lesen und nachvollziehen? Manchmal glaube ich, dies liegt gar nicht im Interesse so mancher Schreiber.
Einige sind natürlich ausgenommen.
" ... daß Historisierung und Substantialismus Gegenbegriffe sind, ... "
ist so nicht richtig. Mit dem "genealogischen" Rekurs auf das (wie/von wo) Herkommen, der völlig ahistorisch und idealisierend auf einen winzigen Teil früherer Produktionsweisen reduziert und diese zum Maßstab macht, an dem die Differenz des (gar nicht so) "Neuen" dazu als Ungerechtigkeit (Mehrwertraub) ausbuchstabiert wird, mit diesem "Historismus" also, wird DIE EINE Wert-SUBSTANZ nämlich, die je verausgabte Arbeit(szeit) auf der Basis angeblich hist. Eigentlichkeit, Wahrheit usw. bloß SUGGERIERT, wie sie richtig schreiben.
" ... richtig wäre es, von Historisierung und Materialismus zu sprechen."Nein, die Zuschreibung von AZ als Wertsubstanz/Substanz des Wertes ist keine materielle Gegebenheit, sondern ein kultureller Akt, wie jede andere Wertzuschreibung auch. Wie für alles, auch das Kulturelle, gibt es da natürlich auch materielle Grenzen und Regeln, aber bei Weitem nicht beschränkt auf die AZ. So ist z. B. zu fragen, ob nicht der Wert von etwas, ob Arbeit oder dingliche oder bloß verdinglichte Ware, nicht auch wesentlich dadurch bestimmt ist, was/wieviel überhaupt jemand/einige/viele bereit (Willen) und vermöge sind (Können, Vermögen), für eine tolle Sache oder tolle Arbeit auszugeben/zu tauschen. Solche und andere Aspekte von Werten, Wertfindung und -schöpfung umgeht Marx zumeist bzw. entkräftet das nicht nachhaltig.
Wenn man es genau nimmt, ist der Wert als die objektivierte Form (AWL) des Tauschwerts die total entsubstantialisierte Substanz, eine Substanz, die es nur im Kapitalismus gibt und im philosophischen Sinne daher überhaupt keine Substanz ist (es ist reale Metaphysik oder Mystifikation).
Aber ich meinte in der Wiki-Kritik nicht den politökonomischen Fachbegriff, sondern die Marxsche Auffassung insgesamt, wenn man so will, seine philosophische, erkenntnistheoretische Ansicht. Die ist in der Kombination von Materialismus und Historismus gegeben. Übrigens, weil es im „Kapital“ ums Kapital geht, übernimmt Marx den Hegelschen Primat der Geltung vor der Genesis. Die Parallele vom „Kapital“ und Hegels Logik dürfte bekannt sein.
Ja, Metaphysik, die AWL, - die wird dann aber als objektives Einziges in Wertfragen zur Analyse des Kap'mus bzw. zur Konstruktion von Sozialismus verwendet, was beides schiefgeht.
Ist natürlich so'ne Sache, mitten im Diskurs zum Kapital-Werk mal eben "nicht den politökonomischen Fachbegriff" (->Substanz(ialisierung) zu meinen, aber gut, zumindest im Artikel gehts ja zunächst um den "ganzen" Marx.
Und ja, "die Marxsche Auffassung insgesamt, wenn man so will, seine philosophische, erkenntnistheoretische Ansicht ... ist in der Kombination von Materialismus und Historismus gegeben", aber was soll das weiters heißen? Hinsichtlich "Geltung und Genese" jedenfalls bleibt die Explikation der ersteren aus, während sie über das zweite suggestiv verschafft wird, - auch als "Mäeutik", die Sonderform einer nicht explizierten, unbemerkt angeleiteten "Genese", also der Art und Weise, wie wir zu Meinungen/Werten/Setzungen kommen.
Mit der (Eingangs-) Frage "Was ist der Arbeitslohn? - Wie wird er bestimmt?" " in 'Lohnarbeit und Kapital' setzt diese ungute Mäeutik schon ein, indem damit quasi suggeriert wird, es gäbe überhaupt "den" Lohn, und nicht vieles Verschiedenes, das wir alltagsmäßig und in unreflektiertem Heurismus gelegentlich so bezeichnen, als gäbe es etwas grundsätzlich Um- und Übergreifendes darin, zu dem das Phänomen abstrahiert werden könnte, ohne in Belanglosigkeiten und Binsen zu enden, als gäbe es eine Art "wesentlichen", stets gleichen Kern allen Lohnes mit hoher Relevanz für alle Lohnempfänger und -zahler.
Entsprechend verhaspelt man sich schon in den ersten Absätzen gnadenlos im unwissenschaftlich-unaufgeräumten Gestrüpp, z. B. indem dann plötzlich nur noch vom kapitalistischen Lohn die Rede ist, wo zuvor zunächst das heur. Gesamtphänomen angesprochen war: Arbeiter, Löhne etc. gibt's und gab's ja bei weitem nicht nur bei/von "Kapitalisten", was auf das "Was ist ... ?" und "Wie wird er bestimmt? " des AL nun wirklich JE Einfluß haben dürfte.
Ganz hanebüchen wird's dann beim Übergang von "Arbeit", die zunächst auch für das Arbeitsstück steht, hin zur "Arbeitskraft", die der K. angeblich warenmäßig "kauft" (aber seltsamerweise gar nicht als Aktivum in den Büchern hat, diese auch nicht als solche weiterverkaufen kann usw.)
Die Großschrift "Das Kapital" ist darin nicht besser, sondern nur ausgewalzter, immerhin.
"Das Kapital" ist eines der grundlegenden Werke der politischen Ökonomie. Es wird überall - auch wenn es mühevoll ist - gelesen, nur in Deutschland nicht. In Frankreich muß man bereits im ersten Studienjahre der Ökonomie Marx lesen, wie in vielen anderen Ländern auch.
Warum Marx an deutschen Hochschulen fast gar keine Rolle spielt, erschließt sich mir nicht! Vielleicht weil Deutschland als eines der reichsten Länder der Welt und neue europäische Großmacht glaubt, als letztes Land von der Krise getroffen zu werden?
Neben Marx kann es nur eine großen Ökonomen geben, den Briten John Maynard Keynes. Auch der wird kaum an deutschen Hochschulen gelesen. Statt dessen lenkt man die StudentInnen mit sinnlosen mathematischen Modellen von Nachdenken über die Wirtschaft ab. In Deutschland ist deshalb die akademische Öknomie zur reinen Ideologie, zur Religion verkommen. Armes Deutschland....