Kehraus

Leipzig Das 32. Internationale Dokumentarfilmfestival 1989 könnte das letzte seiner Art gewesen sein
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 43/2019

Es könnte das letzte Festival seiner Art gewesen sein. Ein Festival, das sich den Luxus leistete, eine großzügige Tribüne der internationalen Solidarität zu sein, und das gleichzeitig den kleinmütigen Mangel an nationaler Auseinandersetzung duldete. Das Blut der anderen schien uns wichtiger als der Dreck zu Haus. Wir hoben die Fäuste als Zeichen revolutionärer Gesinnung, Gesten, die zur Allüre wurden, stimmungsvoller Ersatz. In den letzten Jahren hoben sich keine Fäuste mehr, sie ballten sich, heimlich oder ganz offen. Die Droge internationale Solidarität verlor an Wirkung, nüchterner sah man das eigene Land. Aus der Sowjetunion drangen Filme durch, die aufstörten, uns zu Besinnung und Bilanz brachten. In den Blütentraum