Ob der Irak auf diesem Weg gewinnt, was ihm seit 2003 vorenthalten wird, bleibt offen: Eine Rückkehr zu staatlicher Souveränität verheißt das von der Regierung in Bagdad gerade mit 28 : 10 Stimmen abgesegnete Stationierungsabkommen mit den USA nur bedingt. Ein Abzug der US-Truppen bis 2011 steht unter dem Vorbehalt - wenn es die Sicherheitslage erlaubt. Und die kann sich weiter verschlechtern, weil das klerikale schiitische Establishment den Vertrag mehrheitlich ablehnt und daraus politisches Kapital schlagen will. Weniger Großayatollah al-Sistani, der aus Gewissenstaktik eine Zustimmung aufschiebt, um so mehr der wortgewaltige Prediger Muktada al-Sadr. Sein Ruf zum Aufruhr jetzt oder nie mag Rhetorik geschuldet sein oder der Wahrnehmung, dass die Zeit reif und günstig ist, als nationale Ikone des Aufbegehrens in Erscheinung zu treten und jeden Burgfrieden mit Premier al-Maliki zu ächten. Das Abkommen mit den USA könnte die Iraker insofern noch weiter von dem entfernen, was sie seit mehr als fünf Jahren ebenso entbehren wie ihre Selbstbestimmung - die Chance zum inneren Frieden. Und der ist für eine Restauration von Souveränität ebenso nötig wie ein Rückzug fremder Streitkräfte.
Kein Durchbruch
Geschrieben von
Lutz Herden
Redakteur „Politik“, zuständig für „Ausland“ und „Zeitgeschichte“
Lutz Herden studierte nach einem Volontariat beim Studio Halle bis Ende der 1970er Jahre Journalistik in Leipzig, war dann Redakteur und Auslandskorrespondent des Deutschen Fernsehfunks (DFF) in Berlin, moderierte das Nachrichtenjournal „AK zwo“ und wurde 1990/91 zum Hauptabteilungsleiter Nachrichten/Journale berufen. Nach Anstellungen beim damaligen ORB in Babelsberg und dem Sender Vox in Köln kam er Mitte 1994 als Auslandsredakteur zum Freitag. Dort arbeitete es von 1996 bis 2008 als Redaktionsleiter Politik, war dann bis 2010 Ressortleiter und danach als Redakteur für den Auslandsteil und die Zeitgeschichte verantwortlich.
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