Keine Angst vor dem Label „Sozialismus“

Interview Kshama Sawant, in Indien geboren, arbeitet heute als sozialistische Stadträtin in Seattle. Mit ihr kämpft eine wachsende Bewegung in den USA für 15 Dollar Mindestlohn
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 26/2015

Soziale Gerechtigkeit als Wahlkampfthema soll Hillary Clinton ins Weiße Haus bringen. Dass das funktionieren könnte, zeigt ein Blick auf Seattle im Nordwesten der USA. In der 640.500-Einwohner-Stadt sind mächtige Arbeitgeber wie Microsoft, Boeing und Starbucks zu Hause, zugleich aber regt sich Widerstand gegen die wachsende Ungleichheit zu Ungunsten vieler Arbeitnehmer. Schlagzeilen machte jüngst der Chef des Kreditdienstleisters Gravity Payments. Er verordnete allen 120 Mitarbeitern eine Lohnerhöhung auf mindestens 70.000 Dollar pro Jahr und senkte sein eigenes Gehalt um 90 Prozent. Vor allem aber konnte 2013 mit Kshama Sawant die erste Sozialistin seit 100 Jahren in Seattle eine Wahl gewinnen. Als Stadträtin bekommt sie 117.000 Dollar jährlich, nimmt ab