Die Ökodiktatur ist das Schreckgespenst der Liberalen. Der Verleger und Autor Herbert Lenz sagt dagegen: Verbote sind der einzige Weg, dass der Mensch auf seinem Planeten überleben kann.
der Freitag: Herr Lenz, unsere Gesellschaft tut sich schwer mit Verboten – das sieht man aktuell am Streit über die Dieselautos. Können uns Verbote voranbringen?
Herbert Lenz: Ein Fahrverbot wäre immerhin ein erster Stolperschritt in eine bessere Zukunft. Es nützt zumindest mal den Menschen, die zum Beispiel am Mittleren Ring in München den Dreck in der Luft einatmen. Aber es bleibt eine Zwickmühle.
Wie das?
Zunächst einmal mag es ja Menschen am Mittleren Ring geben, die selbst Dieselfahrzeugfahrer sind. Dann wollen sie natürlich kein Fahrverbot, auch wenn sie selbst unter der verschmutzten Luft leiden. Und dann ist die Autoindustrie sowohl gegen Fahrverbote wie gegen den Zwang, die Autos auf ihre Kosten nachrüsten zu müssen. Sie sägt damit den dürren Ast der Verbrennungsmotoren selber weiter ab.
So wird es vermutlich bei vielen Verboten ausgehen, dennoch fordern Sie etliche solche Zwangsvorschriften. Trauen Sie denn der Vernunft der Menschen nicht?
Wir haben nicht mehr die Zeit, eine Transformation zu erreichen, also die Menschen mit Information und Überzeugung dafür zu gewinnen, ihr Verhalten Schritt für Schritt freiwillig umzukrempeln. Ich bin ein Anhänger der Disruption, des Bruchs mit den Verhältnissen. Natürlich sind damit veränderte Rahmenbedingungen verbunden, und das ist ein euphemistisches Wort, ich meine damit auch Verbote. Ich weiß schon, dass die Leute dann gleich von Ökodiktatur schreien. Aber daran müssen wir uns gewöhnen, weil wir jetzt schon die Zukunft der Kinder, unserer Kinder und Enkel, verfressen und verheizen …
Zur Person
Herbert Lenz ist Autor und Inhaber der Komplett Media. Hier ist sein Buch erschienen: Zur Hölle mit uns Menschen: Warum wir mehr Verbote und ein neues Denken brauchen
Foto: Privat
Woran machen Sie das fest?
Die Menschheit braucht 1,6 Erden, um ihren Konsum zu decken. Wir nutzen jedes Jahr mehr Ressourcen, als die Erde uns im gleichen Jahr bereitstellen kann. 2017 war das Angebot rechnerisch am 2. August aufgebraucht, danach lebten wir auf Pump. Dieser Welterschöpfungstag liegt immer früher im Jahr.
Und wie wollen Sie das ändern?
Wir müssen endlich weg vom Mythos des Menschen, der sich alles untertan macht, hin zur Erkenntnis, dass wir Teil eines Ganzen sind. Darum gefällt mir das Bild vom Raumschiff Erde. Wir begreifen uns als Astronauten, wir sitzen alle auf unserem Raumschiff, und zwar als Crew, nicht als Passagiere. Wir haben keine Billigtour gebucht, sondern wir haben Verantwortung.
Und zu dieser Erkenntnis wollen Sie die Menschen praktisch zwingen.
Ich bin ja nicht der Einzige: Stephen Emmott schreibt in seinem Buch Zehn Milliarden von einem „beispiellosen Notfall planetaren Ausmaßes“. Er denkt genau wie ich: Wenn wir globale Katastrophen verhindern wollen, müssen wir dringend etwas Radikales tun, und zwar wirklich: tun.
Haben Sie denn Hoffnung, einen Konsens über den notwendigen Zwang herzustellen?
Das wird nicht einfach, klar. Aber ich halte mich dabei zum Beispiel an ein Zitat der Chefin der Börse in Saudi-Arabien. Sie hat über die Gleichberechtigung der Frauen in ihrem Land gesagt: Ist nicht realistisch, aber nötig.
Das heißt aber, die Menschen werden hineingeworfen in ein neues System, das wird zu Verwerfungen führen.
Oft wird es ja eine Rückbesinnung auf Bewährtes sein. Banales Beispiel: Coffee to go. Diese vielen Pappbecher hat es vor zehn Jahren gar nicht gegeben. Da haben wir Coffee to sit gemacht, wir sind ins Café gegangen, haben den Kaffee aus einer Porzellantasse getrunken, und dann sind wir aufgestanden und weitergegangen. Aber dann hat sich der Gedanke verfestigt, man müsse auch unterwegs konsumieren können. Und so verbrauchen wir jeden Tag Millionen von diesen Bechern, und die müssen dann nach einmaligem Gebrauch eingesammelt und entsorgt werden.
Darum gibt es oft Rabatt, wenn man den eigenen, wiederverwendbaren Becher mitbringt.
Wenn Sie den Menschen sagen, Ihr müsst bitte weniger Becher benutzen, werden Sie feststellen, dass dieser Appell nicht viel bringt. Ganz anderes Szenario, viel erfolgreicher: Diese Pappbecher dürfen schlicht nicht mehr hergestellt werden.
Sie wollen auch bei der Lebensmittelproduktion eingreifen.
Ja, ich fordere zum Beispiel, dass von den 60 Millionen Schweinen in Deutschland 30 Millionen rausmüssen. Wir essen ja gar nicht so viel Fleisch, wir exportieren die Hälfte auch noch – so als ob Deutschland das ideale Land wäre, um Schweine zu halten. Wir haben das Futter gar nicht, das holen wir aus Brasilien, mit der Folge, dass dort der Regenwald für riesige Sojaplantagen abgeholzt wird.
Mit welcher Ihrer Forderungen sollte man anfangen?
Zurück zum Dieselverbot. Mein Wunsch wäre: weniger Autos. Und andere Autos, nicht diese mit 300 PS, wo 50 PS auch reichen würden. Das Auto ist ein Transportmittel, um von A nach B zu kommen. Aber wir haben ein Statussymbol daraus gemacht, so werden sie beworben und verkauft von den deutschen „Premiumherstellern“. Und als unmündige Konsumenten fallen wir auch noch auf diesen Mist herein. Da sieht man eine kognitive Dissonanz: Wir erkennen, dass wir diese PS-Zahlen gar nicht brauchen, und kaufen doch solche Autos. Deswegen ist meine Forderung, wir müssen den Menschen helfen – wir müssen ihnen das verbieten.
Bisher sprechen wir über Verbote oder Regeln, die mehr oder weniger schon im politischen Dialog sind.
Bitte machen Sie mich nicht harmloser, als ich bin. Es geht auch darum, alle Rohstoffe zu verstaatlichen, alle Waffen zu verbieten, große Agrar- und Lebensmittelkonzerne zu zerschlagen, den Verbrauch von Energie und Wasser zu besteuern und die Gehälter zu begrenzen – der oberste Chef darf nur noch das Zehnfache des kleinsten Angestellten verdienen.
Eine eindrucksvolle Liste. Aber Ihr Buch enthält auch einige Ideen, die darüber weit hinausgehen. Sie präsentieren diese wie Szenen aus einem Science-Fiction-Roman. Als würden Sie sich nicht ganz trauen.
Sie meinen die Szene mit der Sitzung in Sydney im Jahr 2052?
Genau. Was passiert da?
Da trifft sich wie heute ein Parlament, nur eben eine Weltregierung, und diskutiert darüber, das Renteneintrittsalter zu erhöhen, auf 70 Jahre. Und es hat sich schon ein Jahrzehnt zuvor auf eine Begrenzung der Kinderzahl auf zwei pro Frau und ein Lebensaustrittsalter geeinigt. Das Ziel ist, die Bevölkerungsdichte, die Population auf dem Raumschiff Erde zu kontrollieren.
„Lebensaustrittsalter“?
Das heißt konkret, die Gesellschaft einigt sich auf einen Termin, an dem jeder sein Leben beenden muss. In der Fiktion liegt es bei 78 Jahren, und die Debatte ist, es auf 80 Jahre zu erhöhen, weil sich die Bevölkerungszahl auf dem Planeten stabilisiert hat.
Ihre Fiktion enthält noch ein weiteres Aufregerthema: die Weltregierung. Das ist der gemeinsame Nenner der Ängste der Ultrakonservativen, beim Leugnen des Klimawandels oder dem Kampf gegen Flüchtlinge und Political Correctness. Eine solche Weltregierung kann ja nur sozialistisch sein.
In meiner Fiktion gibt es immer noch Privateigentum und Unternehmen, die nach Gewinn streben. Der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, beileibe kein Sozialist, sagt, wir müssten die Infrastruktur für die nächste Stufe der Zivilisation bauen, um die Stammesfehden hinter uns zu lassen. Es ist die Perspektive – nicht nur von mir, das wäre ja völlig vermessen –, dass wir uns gemeinsam als Homo sapiens verstehen, als eine Art auf diesem Planeten, die nur zusammen überleben kann. Da dürfen natürlich auch die Konservativen mitreden.
Kommentare 42
Ja, es braucht nicht nur ein radikales Umdenken, sondern auch Handeln in Sachen Mobilität, Ernährung, Wirtschaft, Geburtenregelung ... Wir sehen es ja gerade an der Debatte um einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr, den es als funktionierendes Projekt übrigens schon in einigen Städten gibt, im europäischen Maßstab, wie sehr wir uns lieber am Bestehenden orientieren, statt darüber hinaus zu denken. Wir müssen umsteuern, das wird uns nicht erspart bleiben, und daraus können wieder andere Lebensqualitäten entstehen, die sich nicht allein quantitativ bemessen lassen.
Das einzige, was mich an dieser Fiktion stört, und zwar nachhaltig, ist das "Lebensaustrittsalter" - so etwas zu praktizieren, bedeutete für den einzelnen eine anhaltende seelische Grausamkeit, und ich frage Sie, soll dann Mensch sich selbst die Spritze geben oder erledigt das wer verschwiegen im Hintergrund? Menschen, wie andere Lebewesen auch, leben unterschiedlich lang, niemand weiß, wann Schluß ist, es sei denn, es ist ein terminiertes Todesurteil verhangen worden, doch das gibt es bei uns glücklicherweise nicht.
"Die Erde können wir nur mit Entschlossenheit retten, ..."Und wenn wir das geschafft haben sollten, die Erde vor uns zu retten, was ich stark bezweifle, wer rettet dann uns vor uns?
Ich will noch kurz die Welt retten und 148 Mails checken, dann bin ich bei dir...gute Vorschläge von Herrn Lenz. Es bleibt ein wesentliches Problem:
Nur wer setzt diese Verbote machtpolitisch durch?
Der jetzige vorherrschende Typus in Politik und Wirtschaft (vorwiegend von sich selbst überzeugte Männer) zeichnet sich durch folgende Haupteigenschaft aus:
Hohe verbale Offenheit bei gleichzeitig stark ausgeprägter Handungsstarre! Schön, dass wir mal wieder darüber gerdet haben, bis zum nächsten Kongress, Symposium, Workshop, Interview.
In Zeiten von Davos und zu Ihrem Kommentar immer noch lesenswert: Arthur Koestler: The Call-Girls, 1972.
eine recht ferne welt-regierung kann ganz anders sein als sozialistisch!
und mit verboten herrschen,
die ökologische besserung nur imaginieren!
das zu erkennen: brauchts kein neues denken
und in die ferne schweifen muß man auch nicht!
und wichtig-daherkommende predigten/bücher
sind auf ideen-haltigkeit zu überprüfen!
>>…soll dann Mensch sich selbst die Spritze geben oder erledigt das wer verschwiegen im Hintergrund?<<
Variante 1: Morgens um fünf klingelt es. Zwei Männer stehen vor der Tür, ohne Sense, aber in dieser Funktion. Du wirst in ein etwas versteckt am Stadtrand liegendes Gebäude transportiert. Dort darfst Du Dir ein Abschiedsmahl wünschen, mit Delikatessen, die Du Dir bislang nie leisten konntest. Auf Wunsch ist ein Pfarrer oder Imam zugegen, der Dir erbauliche Worte auf den Weg ins Nichtmehrsein mitgibt. Sowas kann Bestandteil der Leitkultur werden.
Variante 2: Jäger mit auf biometrischen Daten beruhenden Identifikationsmodulen an der Waffe schiessen diejenigen ab, die das Limit erreicht haben. Passanten schauen weg, wenn der Schuss fällt, denn sie möchten nicht daran erinnert werden dass es sie auch mal treffen wird.
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Die Leichen werden, sortiert nach Fettgehalt, der industriellen Verwertung zugeführt.
>>Und wenn wir das geschafft haben sollten, die Erde vor uns zu retten, was ich stark bezweifle, wer rettet dann uns vor uns?<<
Die Rettung der Natur des Planeten wäre ein erster Schritt in die Überlebensfähigkeit der Menschheit. Es müsste nicht der Letzte sein.
>>…eine recht ferne welt-regierung kann ganz anders sein als sozialistisch!<<
Es könnte die zum Erbrechen bekannte Oligarchie sein, die sich Reservate mit sehr angenehmen Lebensbedingungen einrichtet. Und den Rest der Menschheit als rasch nachwachsenden Rohstoff betrachtet. Im Prinzipe haben wir das ja: Die Olis sind zur Zeit dabei, nach dem gewonnenen Klassenkampf ihre Herrschaft zu optimieren…
@DENKZONE8 Da bin ich ganz bei Ihnen. DANKE fuer den Kommentar. Da lehne ich gleich das Gesamtpaket incl. Buch ab.
@GELSE Da ist ja sehr troestlich, dass ich bei Variante 2 mit meinem Bauch sicher noch etwas zur Aufbesserung meiner oekonomischen Lebensbilanz nach oben reissen kann. Da sollte ich mir unbedingt noch etwas anfuttern. Wenn mit so einer Debatte provoziert werden soll, muesste das fuer beide Seiten gelten duerfen,obwohl mir das eigentlich ein Graeuel ist so etwas Dummes geschrieben zu haben.
>>Da lehne ich gleich das Gesamtpaket incl. Buch ab.<<
Dass resourcenverschleissende & krankmachende Konsum- und Produktionsweisen schnell und effizient beseitigt werden müssen ist schon richtig. Das folgt einfach der Erkenntnis, dass wir grottenschlecht in die Natur des Planeten integriert sind.
Die Frage ist nur: Wie kommen wir dahin? Durch einen Weltputsch der sich für obervernünftig Erklärenden? Durch eine Weltwahl, in der alle mit den bekannten Methoden mitmischen?
Ich plädiere dafür, König Jigme Khesar Namgyel Wangchuk zum Weltherrscher zu ernennen. Der hat sich wenigstens schon in Bhutan bewährt. Allerdings bestünde die Gefahr, dass er kurz seiner Inthronisierung von Konsumterroristen erschossen würde.
Die industrielle Verwertung gölte für beide Varianten: In nicht ferner Zukunft werden 10 Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Eine Hochrechnung geht sogar davon aus, dass das Bevölkerungswachstum erst bei ca. 12 Mrd. zum Stillstand kommt. Die sterben alle irgendwann, und das Land wird für Siedlungsflächen und Landwirtschaft gebraucht: Kein Platz mehr für Friedhöfe. Und so viele Leichen in Krematorien zu verbrennen verbraucht zuviel Energie. Deswegen gehe ich davon aus, dass die industrielle Verwertung des Rohstoffes Leiche eh irgendwann kommen wird.
@GELSE
Ja, sicher bin ich auch fuer die Schonung der Umwelt, - wer nicht?
Ich aergere mich aber ueber diesen Punkt mit dem Lebensaustrittsalter. Ich wollte damit ausdruecken, dass ich demjenigen, der ueber so etwas diskutieren moechte, gar nichts abkaufe. Dir hingegen kaufe ich das mit der Notwendigkeit der Verbesserung der Produktionsweisen auf mehr Umweltvertraeglichkeit sofort ab, auch wenn ich diesen Kauf eigentlich gar nicht benoetige, weil mir das schon vorher bewusst war.
erinnert mich an diesen Film
@GELSE
Ja, kommen kann Vieles. Deshalb stimme ich aber keiner Oekodiktatur. zu.
Diesen Film habe ich damals auch gesehen. Ich habe mich gegruselt und geaendert hat sich nichts. Ueber Verbote und Einsicht wird man nicht viel erreichen. Aendern wird sich erst etwas, wenn es nicht mehr anders geht...und dann kann der Horror von jedem Science Fiction noch uebertroffen werden. Das ist schon wahr. Insofern koennte diese Provokation mit dem Lebensaustrittsalter doch einen gewissen Sinn haben. Ich bin ja auch schon drauf angesprungen. Wenn man das aber hier so unkommentiert veroeffentlicht, dann provoziert eine Provokation eben.
>>Ich aergere mich aber ueber diesen Punkt mit dem Lebensaustrittsalter.<<
Das wurde ja immer wieder mal diskutiert, im Zusammenhang mit der "Überalterung". Weil aber die Arbeit immer weiter rationalisiert wird, ist eine Mitversorgung der Alten durch arbeitende Jüngere sozialverträglich gestaltbar, wenn man die Jüngeren nicht in Arbeitslosigkeit und Billiglohn zwingt.
Dringend erforderlich ist ein Stopp des Bevölkerungswachstums und längerfristig eine Reduzierung der Menschenzahl: Wenn es statt den derzeit ca. 7,5 Milliarden Menschen nur 750 Milionen gäbe könnten alle sehr komfortabel leben ohne den Planeten zu zerstören.
@GELSE
Ich hatte gedacht, dass wir da auf derselben Wellenlaenge funken. Wir sind da aber grundlegend anderer Meinung.. Ich kann mir auch einen Planeten mit 10-15Mrd. Menschen vorstellen. Das geht. Man muss es nur richtig anpacken. Mit mir als Koenig der Welt wuerde das laufen.
>>Mit mir als Koenig der Welt wuerde das laufen.<<
Gut, dann setze ich mich dafür ein, dass Du Weltkönig wirst. Ich wäre schon bei 7,5 Mrd. überfordert.
Nein Spass beiseite. :) Ich wollte nur ein wenig meine Anspannung herausnehmen. Ich habe aber tatsaechlich ein anthrozentrisches Weltbildund kein oekozentrisches.. Natuerlich ist Famiienplanung sehr sinnvoll und auch bei der chinesischen Einkind-Politik habe ich noch ein gewisse s Verstaendnis. Bei Letzterem sollte man aber unbedingt schon sehen welche Ungerechtigkeiten, dass gegenueber den Maedchen und Frauen das gebracht hat. Vielleicht bin ich selbst auch ein Unfall gewesen, auch wenn ich sicherlich gebliebt worden bin und wohl auch noch gebliebt werde. Ich bin aber gegen dieses grundsaetzliche Bestimmen, wieviel Menschen die Erde haben darf und wie alt diese werden duerfen. Da halte ich mich nicht nur als Deutscher lieber zurueck.
.. denn wer wil das bestimmen...?? Ich ganz bestimmt nicht und ich kann mir da auch keinen vorstellen, von dem ich eine solche Entscheidung akzeptieren wuerde, selbst wenn es Weltgesetz wuerde. Ausser meinem Ja zur Familienplanung bin ich da so ein bisschen wie der Ppast eingestellt.
>>Ich bin aber gegen dieses grundsaetzliche Bestimmen, wieviel Menschen die Erde haben darf und wie alt diese werden duerfen.<<
Wie alt Menschen werden dürfen: Da sind wir uns einig. Viele erreichen heute das das theoretisch erreichbare Alter nicht, bedingt durch Kriege, Mangelernährung, krankmachende Ausbeutung, Luftvergiftung, Strassenunfälle* … Ich bin gegen diese von Menschen gemachten gewaltsamen Begrenzungen der Lebenszeit.
Die Menschenzahl, die langzeitig auf dem Planeten gut leben kann wird durch die Eigenschaften des Planeten bestimmt. Wobei „leben“ unterschiedlich definiert werden kann. Wenn ich schreibe: „750 Millionen können sehr komfortabel leben“, dann meine ich das so. Mir ist auch klar, dass die 10fache Zahl unkomfortabel überleben kann und die 15-fache extrem prekär. Die Differenzen fangen oft schon bei der Ernährung an: Nur satt, oder gesunderhaltend ernährt oder sogar genussvoll essen? Das ist ein wesentlicher Unterschied, der mit dem Begriff Lebensqualität beschreiben werden kann.
Ein weiteren Anstieg der Erdbevölkerung bei gleichzeitig abnehmender Landwirtschaftsfläche und heute schon in manchen Gegenden sehr knapp gewordenen Wasserressourcen befürworten nur diejenigen, die sich auf der „Wohlstandinsel“ sicher fühlen. Ich bin froh, dass ich schon so alt bin und wahrscheinlich die wirklich gewaltigen Kämpfe um Land und Wasser nicht mehr mitbekommen werde.
Übrigens bin ich überzeugt, dass es dem Land, in dem wir leben, sehr gut täte wenn wir nur halb so viele wären. Das wäre immer noch die 5-fache Bevölkerungsdichte von Schweden, knapp über der französischen Dichte. Die Länder mit der höchsten Lebensqualität sind nicht die am dichtesten besiedelten, sondern eher solche mit geringerer Besiedelungsdichte.
*1,25 Mio. Tote pro Jahr.
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>>Da halte ich mich nicht nur als Deutscher lieber zurueck.<<
Sind da nicht Äpfel und Tollkirschen durcheinander geraten? Eine Zahl, die vom Planeten gut leben kann ohne ihn zu zerstören hat nichts rassistischen Genoziden zu tun und nichts mit einer Politik, die den Einen für 10 Kinder das Mutterverdienstkreuz verleiht und die Anderen zwangssterilisert.
@GELSE
Danke fuer die Antwort. Ich glaube, da sind wir uns im Grundsaetzlichen doch einig. Jetzt habe ich keine Einwaende. Es gibt Nuancen in den Meinungen, die nicht so ganz harmonieren, aber das muss aus meiner Sicht ja nicht alles ausdiskutiert werdden. Das ist ja ein Meinungsforum hier, und kein Ringelpietz mit Anfassen im Stile von "Piep, piep. piep, wir haben uns alle lieb." - wie ich das leider manchmal noch missverstehe. So wie das in dem letzten Kommentar bei mir angekommen ist, respektiere und akzeptiere ich Deine Meinung aber voll und ganz.
Die Zustandsdiagnosen sind ziemlich eindeutig, die Folgenabschätzungen nicht ganz so, aber doch überwiegend pessimistisch. Und das schon seit vielen, vielen Jahren.
In den 1990er Jahren habe ich nach der Lektüre der "Dune"-Romane von Frank Herbert notiert, dass der ökologische Kollaps mit demokratischen Mitteln wohl nicht zu verhindern sein wird. Allerdings ist das ein sehr unbehaglicher Gedanke, ebenso unbehaglich wie die Ansichten des Herrn Lenz.
Seit einiger Zeit bewegt mich die Frage, ob wir Menschen wirklich eine moralische Verpflichtung haben, den Planeten und die anderen darauf lebenden Geschöpfe vor uns zu schützen. Der australische Philosoph Peter Singer ("Praktische Ethik") denkt, dass das so ist. Angesicht der Geschichte unserer Spezies vermute ich aber, dass uns dieser moralische Anspruch insofern überfordert, als daraus folgen würde, dass wir nicht nur aktiv unsere Freiheitsansprüche beschränken, sondern auch auf einen Teil der UN-kodifizierten Menschenrechte (Art. 3, 13, 17, 21, 25) verzichten müssten.
Schrader: “Aber ich halte mich dabei zum Beispiel an ein Zitat der Chefin der Börse in Saudi-Arabien. Sie hat über die Gleichberechtigung der Frauen in ihrem Land gesagt: Ist nicht realistisch, aber nötig.“
Natürlich stellte sich die Frage, wer eine vernünftige und nicht-korrumpierbare Weltregierung stellen sollte, welche die notwendigen Maßregeln ergreifen und durchsetzen könnte.
Aber endlich spricht es mal jemand aus: Es ginge nur mit Verboten. Die demokratische Idee ist vielleicht tatsächlich die beste zur Organisation gesellschaftlichen und politischen Lebens. Aber eben gänzlich ungeeignet zur Lösung so gewaltiger Probleme. Wenn man die Menschen z. B. über das Autofahren abstimmen ließe, würde die Mehrheit nichts am status quo ändern wollen.
Die Frage nach der Machtbasis bleibt freilich. Die Ein-Kind-Politik Chinas ist ein gutes Beispiel. So etwas geht nur mit entsprechenden Machtverhältnissen. In westlichen Staaten undenkbar.
Korrektur: Die zitierte Aussage freilich von Herrn Lenz.
“(...) dass wir nicht nur aktiv unsere Freiheitsansprüche beschränken, sondern auch auf einen Teil der UN-kodifizierten Menschenrechte (Art. 3, 13, 17, 21, 25) verzichten müssten.“
Ja. Aber begründbar und im Sinne eines hohen und hochzuschätzenden Zieles. Sofern Auslegungen persönlicher Freiheit dazu geeignet sind, nachhaltig die Lebensqualität aller Menschen zu beeinträchtigen, müssten sie einschränkbar sein. Und tatsächlich ist so etwas Alltag: Das gesellschaftliche Leben ist geregelt. So gibt es z. B. Tempolimits. Angesichts derer könnte man auf die Idee kommen, sie als Beschränkung persönlicher Freiheit anzuklagen.
Wow. Irrsinniger Ökofaschismus im Weltrettungsmodus. Schlage als nächstes Interview für diese Rubrik keinen geringeren als den großen Denker Erich von Däniken vor.
Ja, ein großer Teil der Linken verschließt anscheinend die Augen vor der Wirklichkeit.
Die Grünen, weil sie ihr Image „Wir sind die Guten“ nicht gefährden wollen; die Linken vielleicht, weil sie sich als besonders ‚unrechts‘ darstellen wollen.
Für die Anhänger der "offenen Grenzen für alle" in der Partei „Die Linken“, ist es momentan allerdings etwas schwierig sich der Wirklichkeit zu stellen, weil sie dann zugeben müssten, dass Lafontaine und Wagenknecht der Realtät weit näher sind als sie - und es vollkommen absurd war sie in die rechte Ecke zu stellen.
Ich hoffe, dass die Linke – jetzt, wo selbst die Kanzlerin weiß, dass es Armut in Deutschland gibt - so schlau ist, und die Gunst der Stunde nutzt eine Sammlungsbewegung gegen Armut ins Leben zu rufen: Anhebung der Mindestlöhne auf 12.-€, Mindestrente 1200.-€, Anhebung des Regelsatzes HartzIV von 410.-€ auf 600.-€ inkl. Gleichstellung der Geflüchteten... Und es sollte eine gerechte Formel entwickelt werden, nach der die oberen Einkommensbezieher und Vermögenden eine Fairnessabgabe, oder Rückgabesteuer, zu entrichten hätten, aus der die soziale Korrektur finanziert werden könnten ...
Einen prominenten Mitstreiter für einen 12.-€ Mindestlohn hätten wir schon:
„…. Olaf Scholz (SPD) hat sich für eine deutliche Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro pro Stunde stark gemacht. Wer Vollzeit arbeite, dürfe auch im Alter nicht auf staatliche Hilfe angewiesen sein, ...“ hier
oh, da bin ich wohl im falschen Blog , sorry
da hat sich aber ne menge seitdem verändert:
erstens wars ja damals ne parole, der PdL wähler abzugraben.
zweitens ist er jetzt groko-minister und für sowas nichmehr zu haben.
+ die alters-armut gilt eh als : nicht abwendbar.
Man sollte Scholz dennoch beim Wort nehmen - denn die Sachlage hat sich ja nicht geändert.
ach, was die kanzlerin so weiß!
die hat einen großen kopf und viel zu bedenken.
da kommt mal das eine hoch und anderes rutscht wieder ab!
in ihrem hirn-kastl ist ständig betrieb!
wenn man es statisch sieht: hat sich für betroffene nix geändert.
aber scholz ist doch politiker. in bewegung.
und wer sich bewegt, dem bewegt sich auch der horizont!
(alte nomaden-weisheit! )
Es wird für ihn nicht so einfach sein, seine vernünftige Forderung zu revidieren. Aber er wird schon eine geschmeidige Ausrede finden - dennoch finde ich, dass man ihn beim Wort nehmen sollte.
Ich habe ja auch geschrieben "vielleicht ist die Demokratie ..." und darauf fast schon ein Plädoyer für eine vernünftige Diktatur abgegeben.^^ Nachdem wir die Demokratie nun also weggetragen haben (NB: nur noch einmal schlafen und wir werden wohl wissen ob GroKo oder nicht) - was machen wir nun?
Das ist doch gar nicht die Frage. Wo Gott doch seit längerem tot ist, fällt Lenz ja auch nichts weiter ein, als sich eine allmächtige Weltregierung herbei zu imaginieren.
In einer demokratisch verfassten Welt müsste die Beschränkung von Freiheits- und Menschenrechten von einer Mehrheit getragen werden, und das setzt gemeinsame Überzeugungen und gemeinsame Zielvorstellungen voraus. Aber es hapert doch genau daran, dass unsere individuellen, regionalen, nationalen, ethnischen, ökonomischen, weltanschaulichen usf. Überzeugungen, wie es scheint, vorerst nicht unter einen Hut zu bringen sind.
In den von mir erwähnten "Dune"-Romanen (geschrieben in der Hochphase des Kalten Krieges) ist es ein kaum noch menschenähnlicher, nahezu allmächtiger "Gottkaiser" mit prognostischen Fähigkeiten, der mit eiserner Faust die Menschheit gegen deren Willen vor der Selbstvernichtung bewahrt.
"Das ist doch gar nicht die Frage."
Was meinen Sie mit "das"? Dass man über die Durchsetzbarkeit radikaler Brüche gar nicht erst nachzudenken braucht? Aller Erfahrung nach haben Sie damit wohl recht. Nur habe ich auch nicht gesagt, dass das einfach mal so mit einem Federstrich möglich wäre.
"In einer demokratisch verfassten Welt müsste die Beschränkung von Freiheits- und Menschenrechten von einer Mehrheit getragen werden, und das setzt gemeinsame Überzeugungen und gemeinsame Zielvorstellungen voraus."
Nun, als die Allgemeinen Menschenrechte formuliert wurden, ging dem auch keine internationale Volksbefragung voraus. Vorausgegangen war die bis dahin vielleicht umfassendste menschengemachte Tragödie der Geschichte. Und bis heute werden auch in der "demokratisch verfassten Welt" die Menschenrechte nicht allgemein erfüllt. Und man kann, ja muss, doch zumindest einmal feststellen, dass gerade Freiheiten auch neu umrissen werden müssten, wenn eben ihr schrankenloser Vollzug im Widerspruch zu den existentiellen, vitalen Interessen einer Mehrheit, ja sogar der Menschheit an sich, steht.
:)
Eine Weltregierung könnte zum Beispiel entscheiden, dass Zigarettenschachteln Warnhinweise wie "Rauchen kann tödlich sein" tragen müssen. Und entscheiden, dass solche Hinweise auf Schnapsflaschen und Automobilen nicht anzubringen sind.
Apropos Erich von Däniken. Der Mann könnte vielleicht erheblich dazu beitragen, eine adäquate Problemlösung sozusagen anzubahnen. Weil ja ein behaupteter irreparabler Selbstvernichtungsdefekt der kollektiven Menschennatur das verhängnisvolle und logische Resultat hätte, selber gar keine GUTE Supergewalt auf die Beine stellen zu können, um das Abwenden eines kollektiven Selbstmordes der Menschheit zu erzwingen, bleibt nur eine Möglichkeit: Die Gewaltapparate vernunftbegabter Götter und/oder Aliens müssen her. Ihr Auftritt Erich v. D.