Kette der Verhängnisse

Barockwrack Kurt Drawerts „Dresden – Die zweite Zeit“ ist mehr eine Autoethnografie im Mantel des Stadtschreibers, des berufsmäßigen Fremden, in der früheren Heimatstadt
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Dresden, 1986
Dresden, 1986

Foto: imago images / Bernd Friedel

Kurt Drawert war einer der unnachgiebigsten Autoren im Nachwende-Umgang mit der DDR. Spiegelland. Ein deutscher Monolog (1992), Haus ohne Menschen. Zeitmitschriften (1993) oder Privateigentum (1989) lauteten seine Titel, und alle insistierten sie darauf, zur Sprache zu bringen, was verdrängt oder richtig zu benennen, was in voreiliger Versöhnung harmonisiert wurde. Das ließ ihn gewichtig, zugleich anstrengend und pedantisch erscheinen, und obgleich er mit zahlreichen Literaturpreisen behängt wurde und kaum jemand ein schlechtes Wort über ihn verliert, ist es, als hätten ihn diese Ehren mehr aus dem literarischen Diskurs heraus- als hineingeleitet. Jetzt, eine Generation nach der deutschen Einheit, kehrt er noch einmal zu seinen Anfängen zurück.

Drawer