Kettensägenmassaker

Polemik Christian Baron will die Verachtung aufdecken, mit der Arbeiter heute oft betrachtet werden. Eine gute Idee, ein schlechtes Buch
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 46/2016

Wenn Linke zusammenkommen, spielen sie oft ein eigenartiges Spiel. Es heißt „Wer ist der Bessere?“ und besteht darin, herauszustellen, um wie viel konsequenter und authentischer man links ist als der Rest. Gewonnen hat, wer am schnellsten alle anderen nervt.

Christian Baron hat dieses Spiel oft verloren. Sein Buch Proleten, Pöbel, Parasiten will der Frage nachgehen, „warum die Linken die Arbeiter verachten“. Baron ist selbst ein Arbeiterkind, aufgewachsen in Kaiserslautern, der Vater alkoholkranker Möbelpacker, die Mutter früh an Krebs erkrankt und verstorben. Er wächst mit drei Geschwistern bei der Tante auf, und ihr (sowie einigen engagierten Lehrerinnen) verdankt er seinen Aufstieg, der ihn über Abitur und Studium zum Feuilletonisten