Selbst in Zeiten, in denen die Politik gewohnt ist, ständig mit Milliardenbeträgen zu hantieren, ist eine Summe von 500 Millionen Euro keine Kleinigkeit. 500 Millionen Euro, soviel soll der Tarifabschluss für die 220.000 Beschäftigten in den Kindergärten die Städte und Gemeinden kosten. Das ist eine Summe, die sich sehen lassen kann. Dieser Meinung sind zumindest die kommunalen Arbeitgeber. Die Gemeinden, so die Botschaft, sind zwar arm; aber für eine angemessenere Bezahlung der Erzieherinnen gehen sie gerne an die Grenzen des finanziell Machbaren.
Wenn man allerdings die 500 Millionen Euro auf die rund 12.000 Kommunen in diesem Land hochrechnet, dann kommt man auf eine durchschnittliche monatliche Belastung von weniger als 3.500 Euro pro Gemeinde. Anders gesagt: Für die allermeisten Kommunen ist der Tarifabschluss ohne weiteres zu finanzieren. Es handelt sich also mitnichten um einen Kraftakt sondern um einen vergleichsweise niedrigen Preis, den die Arbeitgeber für die Lösung eines monatelangen harten Tarifkonflikts zahlen.
Die Gewerkschaften sprechen ihrerseits zwar von einem Teilerfolg. Doch unter dem Strich sind sie gescheitert. Denn diese Einigung bedeutet nichts anderes als eine Vertagung des eigentlichen Problems. Auch nach diesem Tarifabschluss hat sich nichts Grundsätzliches an der Unterbezahlung geändert: Wer in einer Kita arbeitet, verdient nach wie vor weniger als ein Bediensteter der Müllabfuhr. Es ist eine bittere Erkenntnis, dass die Politik zwar bei jeder sich bietenden Gelegenheit gerne eine bessere Kinderbetreuung einfordert, dafür aber möglichst keinen Cent zusätzlich ausgeben möchte.
Es wird auf Dauer so nicht gehen. Man kann nicht einerseits das bundesweite Angebot an Kitas ausbauen wollen und andererseits an den Menschen sparen. Wer eine moderne Familienpolitik betreiben will, muss auch bereit sein, den Preis dafür zu zahlen.
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