Montags und dienstags sind die Kinder bei Mama, am Mittwoch bei Papa, dann wieder bei Mama. Und zweimal im Monat ist Papa-Wochenende. So läuft das heute immer noch bei nicht wenigen getrennten Eltern. Aber das wollen die meisten gar nicht. Zumindest wünschen sich 66 Prozent der betroffenen Mütter und Väter einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach zufolge, dass sie ihre Kinder zu gleichen Teilen betreuen: halbe-halbe.
Doch das sogenannte Wechselmodell ist so etwas wie eine Tretmine: Irgendjemand geht immer hoch. BefürworterInnen wird vorgehalten, die rechtefordernde Väterlobby zu stärken. Obwohl sich viele Trennungsväter geschickt um den Unterhalt herummogeln. KritikerInnen müssen sich anhören, sie würden den Müttern – häufig alleinerziehend – in den Rücken fallen. Dabei sind es meist sie, die die Kinder in die Kita bringen, sich auf Elternversammlungen langweilen und dafür sorgen, dass der Sohn regelmäßig zum Zahnarzt geht.
Dann gibt es Eltern, die weit voneinander entfernt wohnen. Geschiedene, die sich bis aufs Messer zoffen. Mütter, die sich vom brutalen Partner gelöst haben. Arbeitslose Väter, die sich das Wechselmodell finanziell nicht leisten können.
Alles irgendwie aufgeheizt an der Trennungselternfront. Und doch hat der Bundesgerichtshof im Februar 2017 entschieden, dass ein paritätisches Wechselmodell gerichtlich angeordnet werden kann. Ein Aufschrei ging durch die Republik: ein einziges Modell für all die unterschiedlichen Elternleben? Das dürfte zu unendlichen Gerichtsprozessen führen. Selbst die trennungserfahrene Mutter und SPD-Familienministerin Katarina Barley ist da unsicher: Wie kann man unendlichen Streit vermeiden und Kinder vor zusätzlichem Stress bewahren?
Das Zukunftsforum Familie (ZFF) in Berlin hat eine Idee, die so schlicht wie einleuchtend klingt: Einzelfallentscheidung. Das ZFF „warnt davor, die Bedürfnisse aller Trennungseltern gleichzusetzen“, heißt es in einem Forderungspapier, das der Familienverband in den nächsten Tagen veröffentlicht und das dem Freitag vorab vorliegt. Gleichteilige Betreuung gegen den Willen von Mutter und Vater gesetzlich anzuordnen, hemmt die Kommunikation der Eltern, statt sie zu fördern, so das ZFF. Darüber hinaus sollten getrennte Eltern von der Arbeit freigestellt werden können. Sie brauchen mehr Geld für die doppelten Kinderzimmer und Steuererleichterungen. Bedenkenswerte Vorschläge, die Debatte kann beginnen.
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