Hamburger Hafen, ein nasskalter Morgen. Die Klimaaktivist*innen vom „Aufstand der letzten Generation“ blockieren Teile des wichtigsten kommerziellen Hafens des Landes. Zuvor hatten sie ihre Autobahnblockaden – bekannte Protestform, neu ist aber die kostengünstige Taktik des Sich-mit-Super-Glue-auf-die-Straße-Klebens – unterbrochen und der Bundesregierung ein Ultimatum gestellt: „Wir fordern Sie auf, bis Sonntagabend mindestens einen verlässlichen Zeitplan zu verkünden, bis zu dem Sie das Essen-retten-Gesetz in den Bundestag einbringen werden.“ Dabei geht es um ein Gesetz, das Supermärkten verbieten soll, vollkommen essbare Nahrungsmittel einfach wegzuschmeißen. Obwohl: Darum geht es nur im vordergründigen Sinne. Eigentlich geht es um alles: um die Zukunft des Planeten. Um eine Wirtschaftsform, die alles im Überfluss produziert und dabei mit Vollgas ins Chaos rattert. Und um die Pflicht, diese Wirtschaft zu unterbrechen, zu blockieren: auf der Autobahn, im Hafen, überall dort, wo der CO2-ausschüttende Alltag ohne diese Blockaden vor sich hin fließen würde, bis es zu spät ist.
Angesichts der erheblichen, gesellschaftlich durchaus anerkannten Gefahrenlage (sogar der latent trumpesque Politclown Boris Johnson sprach beim Klimagipfel in Glasgow davon, dass die „Zukunft der Zivilisation“ auf dem Spiel stehe), könnte man jetzt meinen, dass ein paar Minuten später zur Arbeit doch überhaupt nicht ins Gewicht fallen. Dass die aufgeklärten Bürgerinnen und Bürger der moralischen Supermacht, des Klimaretters Deutschland, in der Lage wären, kindliche Wutanfälle im Dienste des langfristigen kollektiven Interesses zu unterdrücken – und vielleicht den aufopferungsbereiten Aktivist*innen ein bisschen Applaus zu spenden. Nach einem Vierteljahrhundert praktischer Erfahrung in sozialen Bewegungen kann ich zumindest diese Radikalisierung des Protests nur abfeiern – schließlich gehörte ich zu den Tausenden Aktivistinnen, die angesichts des in jeder Hinsicht unzureichenden und übrigens verfassungswidrigen Klimapakets der vergangenen Bundesregierung vor der Frage standen, ob wir uns bis zum Weltuntergang von der Politik abwenden – oder die Aktionsformen eben radikalisieren sollten.
Ist so eine Aktion legitim?
Weltuntergang oder Durchbrechung des klimazerstörenden Wirtschaftssystems? Außerhalb der Klima-Bubble stellt sich diese Frage offenbar nicht, da wurden die Blockaden zur „Erpressung Deutschlands“ hochstilisiert – ungeachtet der Tatsache, dass Unternehmen üblicherweise genau dasselbe tun, wenn es um Arbeitnehmerrechte oder Unternehmenssteuern geht. Aber hier geht es ums Klima – und nicht um Profite einzelner Unternehmen.
Dass die Sabotage eines Wirtschaftssystems legitim sein kann, das in Hochgeschwindigkeit eine Klimakatastrophe produziert, lässt sich aus dem Grundgesetz herleiten: „Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist“, lautet Artikel 20. Leider wird dieser Artikel derzeit auch von Leuten zitiert, die meinen, der Schutz der Kranken und Älteren dieser Gesellschaft komme einer Diktatur gleich. Diese Instrumentalisierung hebelt jedoch nicht den Verfassungsartikel aus, sondern erinnert lediglich daran, ihn mit sehr viel Bedacht zu nutzen: Es kann nicht einfach jeder daherkommen und sagen, er habe jetzt das Recht zum zivilen Ungehorsam, weil er eine bestimmte Politik als ungerecht empfindet. Doch anders als der Klimaprotest haben Querdenker für ihren imaginierten Widerstand gegen eine imaginierte Diktatur weder die gesamte Wissenschaft noch das Bundesverfassungsgericht hinter sich.
Die Bedrohlichkeit unseres derzeitigen Wirtschaftssystems ist wissenschaftlich dermaßen fundiert belegt, dass wenig Spielraum zur Interpretation bleibt: Klimaschutz findet derzeit schlicht nicht in ausreichendem Maße statt. Wenn dies so bleibt, haben zukünftige Generationen keine Lebensgrundlage mehr. Das sagt sämtliche Klimawissenschaft, das hat auch das Bundesverfassungsgericht festgestellt – jene Karlsruher Richter, die auch über Artikel 20 wachen.
Es wurde so oft aufgeschrieben, dass ich es eigentlich gar nicht wiederholen mag, denn Sie, liebe Lesende, haben es ganz sicher schon oft genug gehört: Die bisherige Politik der Bundesregierungen fällt hinter die Ziele des Pariser Abkommens zurück. Das bedeutet: Sie entscheiden sich dafür, die Atmosphäre weiterhin dermaßen zuzumüllen, dass Menschen weltweit und auch hierzulande um ihre Habe, Gesundheit oder gar ihr Leben gebracht werden. Dass Konflikte um immer knappere Ressourcen wie Ackerland, Wasser und die seltenen Erden, die so wichtig für alle computerbasierten Technologien sind, dramatisch zunehmen werden. Dass diese Entwicklungen massive Migrationsbewegungen auslösen könnten, die – die reiche Welt war ja schon immer eine wohlstandsverwahrloste Hölle der Moralheuchelei – hierzulande dann wiederum von Faschist*innen instrumentalisiert werden könnten.
Wir reden aber nicht bloß von der weiteren Eskalation einzelner gesellschaftlicher Konfliktlagen: Wir reden vom möglichen Ende dessen, was wir landläufig als „menschliche Zivilisation“ bezeichnen. Ich könnte hier noch mal aufschreiben, dass der Weltklimarat – ein wissenschaftlicher Konsens, dessen Prognosen aufgrund der politischen Einflussnahme fossiler Staaten eigentlich eher ins Konservativ-Vorsichtige tendieren – voraussagt, dass das in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Limit mit allergrößter Wahrscheinlichkeit schon 2030 überschritten wird. Ich könnte ausmalen, was das Reißen dieses Limits bedeutet: irreversible Schäden an Ökosystemen, von denen das Überleben von Abermillionen Menschen abhängt. 2040 schon soll mit großer Wahrscheinlichkeit dann das Zwei-Grad-Limit überschritten werden. Jenseits dessen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das globale Klimasystem von einem stabilen in einen instabilen Zustand „umkippt“, auf über 50 Prozent. Das bedeutet, dass die Welt gerade mit dem Klimasystem russisches Roulette spielt – mit einer Kugel, aber nur zwei Kammern. Oder in den Worten Hans Joachim „John“ Schellnhubers, des Gründers des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung: „Ich sage Ihnen, dass wir unsere Kinder in einen globalen Schulbus hineinschieben, der mit 98 Prozent Wahrscheinlichkeit tödlich verunglückt.“
Das Problem ist: Als Leserin dieser Zeitung wissen Sie das alles längst! Das gilt womöglich nicht für die gesamte Bevölkerung, wohl aber für Zeitungslesende. Sie haben es also schon gelesen, und entweder denken Sie, dass es womöglich doch nicht so schlimm kommen wird – entgegen aller Klimaforschung –, oder Sie setzen darauf, dass die Bundesregierung unter grüner Beteiligung es schon reißen wird (entgegen allen Berechnungen) – oder Sie halten sich gerade innerlich beide Ohren zu und singen: Lalalalala. Sie tun also, was Menschen laut Verhaltensforscherinnen so tun, wenn sie etwas nicht wahrhaben wollen.
Die einzige Variable, mit der der Ausstoß von Treibhausgasen derzeit wirklich korreliert, ist nicht Klimapolitik – sondern ist die Entwicklung der Weltwirtschaft. Wächst diese, steigen die Emissionen. Schrumpft diese, fallen sie. Das sind keine Prognosen, das sind die Zahlen der vergangenen Jahre. It really is that simple.
Der Klimaschutz ist also eine gesellschaftliche Gesamtaufgabe, aber es ist festzustellen, dass die bisher vorliegenden Mechanismen – eine aktivistische Bewegung organisiert kleinere Blockaden plus größere Demonstrationen, die verschieben die Mehrheitsmeinung, worauf irgendwann die Regierung reagiert – nicht oder nicht mehr funktionieren. Denn das wurde ja jahrelang versucht, und Klimaschutz findet ja trotzdem nicht statt. Wenn das so ist, dann muss „die Gesellschaft“ sich die Frage stellen, wie sie mit dieser in jederlei Hinsicht nicht zufriedenstellenden Situation umgeht. Da Klimaschutz notwendig ist, die bisher damit beauftragten Stellen ihn aber nicht umsetzen (er also nicht stattfindet), wer wird ihn dann machen, und wie?
Wer sich in den vergangenen Jahren nicht die Ohren zugehalten hat, sondern sich durchliest, was sämtliche Klimaforschung so sagt, und merkt, dass alle geschriebenen Artikel, alle gelaufenen Demonstrationen, ja selbst: alle durchgesessenen Kohlegruben-Besetzungen nicht zu einer Politik führen, die die CO2-Emissionen angemessen senkt, also: anti-kapitalistisch in die Wirtschaft eingreift, dann gibt es nur eine Folgerung. Jetzt ist die Zeit der Pflicht zum Widerstand gekommen.
Die Gewalt der Mitte
Das Recht auf Sabotage an fossilem Produktionseigentum – also Braunkohlebagger, Gaskraftwerke, oder Autofabriken, globaler Handel – lässt sich, dieser Meinung sind inzwischen viele Klimaaktivisten, als legitime Notwehr (Paragraf 32 des Strafgesetzbuchs) definieren. Einen Schritt weiter gedacht bedeutet dies: In der eskalierenden, schon jetzt Menschenleben zerstörenden Klimakrise das Wirtschaftssystem nicht zu sabotieren, stellt im Grunde eine Art unterlassener Hilfeleistung (Paragraf 323c Strafgesetzbuch) dar.
Stellen Sie Sich das mal so vor: Sie laufen des Nachts durch eine dunkle Gasse und werden angegriffen; die Polizei ist nirgendwo zu sehen, dafür komme ich des Wegs. Wenn ich Ihnen jetzt nicht zur Hilfe eilen würde, würde ich mich doch zutiefst unethisch, würde ich mich falsch verhalten. Ich würde es später bereuen.
Klingt vermessen, sagen Sie? Nicht wirklich, glauben wir. Während die Eskalation der Klimakrise beginnt, wissen der Energierkonzern RWE oder der Autokonzern VW, dass das weitere Verbrennen fossiler Brennstoffe einen bloß zeitlich vermittelten, aber kausal doch ganz direkten Angriff auf unsere Habe, unsere Gesundheit oder gar, wie im Ahrtal gesehen, unser Leben darstellt. Ihre fossile Produktion kommt einem Angriff auf die Menschheit gleich. Sie sind die Angreifer in der Gasse.
Und die Polizei? Sie tut vielleicht so, als würde sie kommen. Die Bundesregierungen tun so, als stellten sie den Klimaschutz ins Zentrum. Doch die Zahlen zeigen: Klimaschutz findet nicht statt. Stattdessen greift die Polizei den Angreifern noch unter die Arme, etwa durch die Pendlerpauschale, den viel zu spät angesetzten Kohleausstieg oder die Verhandlungsposition der Bundesregierung, wenn es in Brüssel um Schadstoffgrenzwerte für Autos geht.
Was mich endlich zur Frage bringt: Glauben Sie, dass friedliche Sabotage fossilen Produktionseigentums in der eskalierenden Klimakrise legitime Selbstverteidigung geworden ist? Sollte Ihre Antwort „Nein“ sein, kann ich das verstehen. Sachen kaputtmachen: Das passt einfach nicht zu Ihnen, das machen „die Extremen“, ob rechts, links oder islamistisch, das macht man unter rechtschaffenen Bürgerinnen und Bürgern, das macht man „in der Mitte der Gesellschaft“ nicht.
Dummerweise sind es aber nicht die Ränder, die die Welt extrem zerstören – sondern eben genau die Mitte der Gesellschaft, die Sie als so friedfertig empfinden.
Kommentare 7
schön, sie haben recht mit allem was sie sagen. wer wird sabotieren? wahrscheinlich die, die vorher schon durch demonstrieren u blockieren aufgefallen sind. + ein paar neu hinzugekommene freunde. fast alle diese leute sind den behörden bekannt. wenn des nachts, falls es nach den ersten sabotageaktionen überhaupt noch möglich sein wird, ein fossiles produktionseigentum teilzerstört wird, dann wissen die behörden doch vorher schon wer es war. sie wissen es jetzt schon wer es sein wird. dementsprechend wird stimmung gegen die saboteure gemacht werden, werden staatsschützer u bezahlte verräter in den gruppen ein u aus gehen und die handelnden wandern ins blech. einer der schlimmsten fehler des militanten widerstands gegen die unrechtmässigkeit politischer entscheidungen, ist der glaube an die solidarität der mitte der bevölkerung. die bürger.innen sind nicht solidarisch mit einem phänomen welches ihre gemütlichkeit angreift. solange wie die mitte glaubt, es ginge ihr gut, und es werde ihr auch in 30 jahren noch gut gehen, solange schreiben sie autonummern auf, fotografieren sie fahrradfahrer, schlagen sie blockierern ins gesicht und fühlen sich im recht dabei. wenn ihr buch über sabotage erscheint und in jedem buchladen frei verkäuflich sein wird, dann ist das im kalkül der herrschenden politik. wir können schreiben was wir wollen, wie schön, dass wir es -d ü r f e n-, aber geben sie sich nicht der illusion hin dass ein paar kaputte bagger oder suvs die gier nach geld u macht und den wunsch nach bequemlichkeit, gemütlichkeit u das wissen um die eigene, vom gesetz bestätigte, rechtschaffenheit ankratzen könnten."wir haben keine chance, aber wir nutzen sie" ? um bei dem beispiel mit dem schulbus zu bleiben: die eltern der den schulbus besteigenden kinder werden denen, die versuchen sie daran zu hindern, die fresse polieren. so schauts leider aus.
Ich bin Jahrgang 66, habe Kinder, bin Oma, zahle Steuern, bin bei XR und da nicht die einzige in meinem Alter und wenn es irgendwie geht setze ich mich auf die Straße und mache bei Demos mit und übe mich im zivilen Ungehorsam. Ich habe die ganz klare Botschaft nach außen, dass meine Generation der Entscheider die Hauptverantwortung trägt, wie es um den Planeten steht und meine Generation hat eine moralische Verantwortung für Entscheidungen, die der nachfolgenden Generation ein Leben ermöglicht. Ja, es gibt die Machthungrigen und Gemütlichen, da kenne ich einige, aber wer, wenn nicht wir? Es gibt auch die anderen und wenn mensch die Zusammenhänge so klar sieht und erkennt, dann sollte mensch sich hinter die zukünfitge GEnerationen stellen, es ist die einzige Change und aus meiner Sicht gibt es da gar keine Entschuldigung, ein Versuch ist es wert, es geht um nichts gerigeres als um die Zukunft der künfitgen Generationen. Letztendlich gilt der Spruch, dass wir die Welt von unseren Kindern erben und nicht umgekehrt. Ich habe Respekt, Achtung und empfinde Solidarität vor und mit jedem jungen Menschen, der auf die Straße geht, sich engagiert und auch vor zivilem Ungehorsam nicht zurückschreckt, um für seine und übrigends unser aller Zukunft zu kämpfen. Und ich feiere jeden Ü50, der mit blockiert und demonstriert und auch zu ZU bereit ist. Es gibt sie schon die, aus der Mitte, die dabei sind und es werden jeden Tag mehr.
Muss man als linker Journalismus darüber schreiben, weil es der Arbeitgeber vorgibt obwohl dies alles schon aus der Zeit gefallen ist und unser denken wie handeln durch den Kriegsausbruch jetzt anderen Anforderungen geschult sei?
Zum einen erlebt der Begriff Cancel Culture seine neue Wirklichkeit und keiner erkennt auch das wir keinen Sinn für Klimabedürfnisse der Alten Art haben werden, da wir alle versuchen werden wirtschaftliches, wie auch alltägliches Leben im gewohnten Wohlstand aufrecht zu erhalten.
Warum schreibt man nicht über steigende Rohstoffpreise, steigende Lebensmittelpreise und anderes was sich neu formt, was keine grüne Transformation, wie auch Klimaschutz über das drohende Gespenst von neuer Armut möglich werden lässt.
Ich bin für realitätsfremde Aktivisten+*innen wie auch Wissenschaften+*innen als Innenausbau von unserem Gehirn, um uns in neue träumende Phantastereien zu verleiten.
Selbst wenn ich geistig hinter dem Mond leben sollte und damit steigende Aktien habe, verstehe ich mehr von der jetzigen Gemengelage, wie dieser praktizierte Journalismus.
Die laufende, fortschreitende, weltweite zusätzliche Erschließung fossiler Ressourcen stoppen!
Das Bundesverfassungsgericht anrufen!
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"Während die Eskalation der Klimakrise beginnt, wissen der Energierkonzern RWE oder der Autokonzern VW, dass das weitere Verbrennen fossiler Brennstoffe einen bloß zeitlich vermittelten, aber kausal doch ganz direkten Angriff auf unsere Habe, unsere Gesundheit oder gar, wie im Ahrtal gesehen, unser Leben darstellt. Ihre fossile Produktion kommt einem Angriff auf die Menschheit gleich."
Ich lese in diesen Tagen, die Quelle habe ich derzeit nich parat, dass die großen Konzerne, "als gäbe es (bereits?) kein Morgen", global Hunderte von Milliarden in die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder pumpen. Auch subventioniert von diversen Staaten. Statt das ehemals schwarze Gold im Boden zu lassen.
Wie und auf welche Ebene kann dieser Irrsinn gestoppt werden? Global?
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Aktivisten des zivilen Ungehorsam, bereits mit Strafen/Bußgeldern geahndet, sollten, mit juristischer Hilfe versehen, rasch den recht kurzen Gang durch die justiziellen unteren Sach-Instanzen beschreiten mit dem Ziel der Anrufung des Bundesverfassungsgerichts, das ja seit dem März-Beschluss von 2021 als "Partner" eines wirkmächtigen Klimaschutzes angesehen werden kann.
In einer solchen Verfassungsbeschwerde könnten die Fragen der Anwendung des Artikel 20 Absatz 4 des Grundgesetzes, der Nothilfe, des übergesetzlichen Notstands einer Beantwortung zugeführt werden.
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https://www.bundestag.de/webarchiv/textarchiv/2013/47878421_kw50_grundgesetz_20-214054
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Die Einführung einer Klimaverfassungspopularbeschwerde?
Bemerkenswerterweise bejaht das BVerfG ohne großes Federlesen die Beschwerdebefugnis aller beteiligter natürlicher Personen (Rn. 96 ff.). Bundesregierung und Bundestag hatten in ihren Stellungnahmen die individuelle Betroffenheit der Beschwerdeführerenden verneint. Eine über die „bloße eigene Betroffenheit hinausgehende besondere Betroffenheit, die die Beschwerdeführenden von der Allgemeinheit abheben würde“ (Rn. 110) verlangt das BVerfG hingegen explizit nicht.
von Andreas Buser, in:
DIE FREIHEIT DER ZUKUNFT
https://verfassungsblog.de/die-freiheit-der-zukunft/
"Versorgungssicherheit geht vor Klimaschutz!" Soweit aktuell Herr Spahn! Das sagt alles! Die "Gaus`sche Glocke" und die "Mitte der Gesellschaft", nicht neu! Diese Denke ist nun aber gleichzeitig die Herzkammer der Demokratie, Mehrheiten entscheiden. Der klimabedingte Leidensdruck muss noch wesentlich steigen, es muss richtig weh tun, jetzt, im Alltag. z.B. Trinkwassermangel, die Rationierung, Wasserfassen am LKW, dafür in der Schlange stehen müssen. Was glauben sie was da los ist? Hinter all dem "Weiterso" der Politik steht die blanke Angst vor sozialen Aufständen, wie sie das Unsichtbare Komitee seit 2010 beschreibt und Malu Dreyer als "Totalaufstand" bezeichnet. Sie werden es wohl -klassisch- "Schicksal" nennen.
tja, die "mitte der bevölkerung" ist natürlich ein schwammiger ausdruck. ich meinte einfach so etwas wie: die meinung der mehrheit. sie, bea66, gehören vielleicht von ihren sozialen verhältnissen aus gesehen zur mitte der gesellschaft, aber von ihren politischen ansichten aus gesehen, sind sie links, progressiv, radikal (im positiven sinn), aufgeklärt, aktiv, verantwortungsbewusst und kritisch. damit gehören sie qua definitionem nicht zur politischen mitte. die politische mitte geht eben nicht zum ankleben auf die autobahn, und sie mag es gar nicht, wenn ihr vorgeworfen wird, sie unternehme zu wenig in bezug auf eine lebenswerte zukunft für mensch u natur. die politische mitte hat bestenfalls so etwas wie verständnis für zivilen ungehorsam, lehnt diesen aber als handlungsmöglichkeit für sich selbst aus verschiedenen gründen ab. z.t. wg der rechtslage, z.t. aus faulheit, z.t. aus angst vor verletzungen und zum grössten teil aus furcht vor veränderung. je grösser die masse ist, desto stärker muß die energie zum anschub sein, damit die masse sich bewegt. schlimmstenfalls neigt die politische mitte, je nach temperament, auch leicht einmal zum hass und zur wut auf alles was nicht so ist, wie es der meinung der mitte nach sein sollte. ich bin nicht gegen eine beteiligung am zU, aber wenn die aktionen so illegal sind, dass im falle der festnahme des zivil ungehorsamen eine längere haft droht, dann, so denke ich, sollten die, die über solche aktionen nachdenken, dabei berücksichtigen welchen bekanntheitsgrad sie bereits in den akten der behörden geniessen. sich bei blockaden von den behörden registrieren lassen und anschliessend zur teilzerstörung fossilen produktionseigentums zu schreiten, erhöht die gefahr der inhaftierung recht deutlich. zwischen der entscheidung zum sich einreihen beim festkleben und dem illegalen zerstören fremden eigentums sollten gründliche überlegungen zur art u weise der veränderung der eigenen handlungen anstehen. hut ab vor der letzten generation, aber sabotage ist eine andere nummer. wohin blinder aktionismus führen kann, können sie am scheitern vieler gut gemeinter projekte zur änderung der politischen verhältnisse sehen. ich bin nicht ihr opponent wenn es um aktionen zum klimawandel geht, aber ich bin gegen allzu lautes geschrei wenn es zu meiner längeren inhaftierung führen würde.
ich stimme der aussage ihres einleitenden satzes vorbehaltlos zu. A)
allerdings ist es so, dass die mineralölkonzerne mitnichten immer mehr geld in die erschließung pumpen."...wollen die großen Ölkonzerne nun auf teurere Expansionsvorhaben und die aufwändige Suche nach neuen Ölvorkommen verzichten, stattdessen lieber sparen und Geschäftsteile verkaufen." 15.3.22handelsblatt
die erschließungen werden von staaten nicht nur subventioniert, sondern immer mehr ganz und gar übernommen. warum? 1. hat ein staat keine aktionäre die dumme fragen stellen.2. kann ein staat nicht so einfach verklagt und belangt werden wie ein industrieunternehmen.3. völkerrechtswidrige unternehmungen rufen zwar große empörung hervor, wenn sie bekannt werden, lassen sich aber nicht so einfach abstellen.
die nächste fußball wm findet in Katar statt. soweit ich weiss, hat die brd dagegen keine einwände trotz diverser probleme mit Katar.
B)
den feind mit seinen eigenen mitteln schlagen!den gang durch die instanzen antreten!so aussichtsreich sich das anhört, so hoffnungslos ist es in der wirklichkeit.
in der Pressemitteilung Nr. 31/2021 vom 29. April 2021 des bundesverfassungsgerichts https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/bvg21-031.html
heisst es u.a.:
"...hat der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts entschieden, dass die Regelungen des Klimaschutzgesetzes vom 12. Dezember 2019 (Klimaschutzgesetz <KSG>) über die nationalen Klimaschutzziele und die bis zum Jahr 2030 zulässigen Jahresemissionsmengen insofern mit Grundrechten unvereinbar sind, als hinreichende Maßgaben für die weitere Emissionsreduktion ab dem Jahr 2031 fehlen. Im Übrigen wurden die Verfassungsbeschwerden zurückgewiesen..."
...wurden die verfassungsbeschwerden zurückgewiesen...!!!
wahrscheinlich muss mensch jurist sein, oder zumindest auf dem weg dahin, um sich durch diese mengen an aussagen, kommentaren u einschätzugen zu den kommentaren, gerichtsurteilen, beschwerden und kommentaren zu den beschwerden und urteilen zu den anträgen mit ungebremster aufmerksamkeit durchzuarbeiten. zu einem umfassenden verständnis darüber, was das bundesverfassungsgericht zu leisten in der lage ist, wäre es sicherlich höchst dienlich. allein, ich kann es nicht. schon aus rein zeitlichen gründen nicht. ich muss mich also auf ein paar grundsätzliche überlegungen beschränken.
eigentlich nur das: lässt sich der klimawandel per gerichtsbeschluß stoppen? wer das ernsthaft glaubt, hat einen an der waffel. nichtsdestotrotz machen solche beschwerden sinn. sie geben den beteiligten richtern und sachbearbeitern gelegenheit über die politischen grundsätze einer als demokratie verkleideten plutokratie nachzudenken. ausserdem geben sie den klagenden klarheit über die systemimmanenz der juristerei. aber es käme einem wunder gleich, wenn dadurch tatsächlich dem verantwortungslosen treiben des globalen kapitals einhalt geboten werden würde. selbst wenn das oberste gericht eine metamorphose zum klimaschutzgericht duchleben würde, würde das nicht den globalen wahnsinn aufhalten. der staat schafft den staat nicht ab. das kapital schafft das kapital nicht ab. ungerechtigkeit schafft keine ungerechtigkeit ab.