Kollektive Unschuld

Deutsche als Opfer Anmerkungen zu Funktion und Intention der neuen Debatte um Flucht und Vertreibung
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Der Spiegel hat nicht unbedingt immer recht. Gewiss aber in diesem Fall: "... die Zeiten, in denen es schlicht als ungebührlich galt, nicht allein das vom NS-Terror der Welt zugefügte, sondern auch das selbst erlittene Leid zu diskutieren, gehen nun offenkundig zu Ende." Endlich, so war in den vergangenen Wochen nahezu unisono in der bundesdeutschen Presse zu lesen, sei das Tabu gebrochen, endlich könne über "die Deutschen als Opfer" geschrieben, gesprochen und getrauert werden. Im neuen deutschen Opferdiskurs ist nach einigen Irrungen und Wirrungen sowie Umwegen der Projektion in den letzten Jahren damit der Gegenstand unzweideutig benannt: die Flucht und Vertreibung der Deutschen.

Freilich wolle man nicht den Nationalsozialismus verschweigen und gewiss auch ganz offen