Der Deutsche Ethikrat gerät zusehends in öffentliche Kritik. Anhand seiner vielfachen Kehrtwendungen in Sachen allgemeine Impfpflicht wird kritisiert, er sei in seinen Empfehlungen an die Politik seinerseits der Politik gefolgt. Das wiegt schwer, steht bei der allgemeinen Impfpflicht doch viel auf dem Spiel: die körperliche Unversehrtheit derer, die zu einer Impfung verpflichtet werden sollen. Hier wäre von ethischer Orientierung mehr Distanz zur Politik verlangt. In Konsequenz dieser Verstrickungen hat Jürgen Kaube in der FAZ nun die Existenzfrage gestellt: Brauchen wir dieses Beratungsgremium überhaupt, wenn seine Empfehlungen doch keinen Mehrwert gegenüber der politischen Meinungsbildung bieten?
Ja, wir brauchen den Ethikrat. Seine Stellungnahmen können auch künftig eine wichtige Aufgabe in öffentlichen Debatten über komplexe und folgenschwere ethische Probleme übernehmen: Impfpflicht, Triage, Suizidbeihilfe, pränatale Selektion, Eingriffe in das menschliche Erbgut. Doch zeigt sich an der Politisierung seiner aktuellen Ad-hoc-Empfehlungen, dass der Ethikrat um einen Selbstklärungsprozess über die konkrete Ausgestaltung seiner Politikberatung nicht herumkommt. Knackpunkt ist sein Umgang mit dem Pluralismus der Weltanschauungen. Als der Rat 2007 gegründet wurde, wurde gesetzlich festgelegt, dass seine Zusammensetzung die Vielfalt bestehender ethischer Perspektiven und Haltungen abzubilden habe. In seiner konkreten Beratungspraxis geht das oberste ethische Beratungsgremium auf unterschiedliche Weise mit seiner pluralistischen Zusammensetzung um. Hieran entscheiden sich das Verhältnis seiner Stellungnahmen zur Politik und ihr Wert für die Öffentlichkeit.
In politische Meinungsbildung verstrickt sind die Empfehlungen, die der Ethikrat während der Pandemie zum Umgang mit Impfungen erteilt hat: von der Aufhebung der Grundrechtseinschränkungen für Geimpfte bis zur allgemeinen Impfpflicht. In diesen Statements gibt der Rat den Anschein, mit einer Stimme ethisch eindeutige Entscheidungen zu vertreten. Im pluralistisch zusammengesetzten Ethikrat muss der Konsens ausgehandelt werden, wie im konkreten Einzelfall grundlegende ethische Prinzipien – der sozialen Gerechtigkeit, individuellen Autonomie, Nichtschädigung – gegeneinander abzuwägen sind. Solche Konsensfindung ist genuin politisch.
Sie steht als solche im Widerspruch zu dem Anspruch, allgemeingültiges ethisches Wissen zu vermitteln. In der letzten Empfehlung wurde der Anschein eines Konsenses nur mehr in der Überschrift seiner Presseerklärung erzeugt: „Deutscher Ethikrat empfiehlt Ausweitung der gesetzlichen Impfpflicht“ – hinter der sich unterschiedliche Positionen verbargen, die eine Impfpflicht für alle Erwachsenen oder aber nur für vulnerable Erwachsene verlangten oder ganz ablehnten. Wenn der Ethikrat mit seinen Empfehlungen an die Öffentlichkeit tritt und Handlungsanweisungen gibt, agiert er nicht als ethischer Aufklärer, sondern politischer Akteur. Er verleiht der Mehrheitsmeinung die Aura alleiniger ethischer Legitimation.
Plurale Statements wahren dagegen Distanz zur Politik und leisten ethische Aufklärung. Diese alternative Politikberatung hat der Ethikrat bereits geleistet – etwa in seiner eindrucksvollen Stellungnahme zu Eingriffen in die menschlichen Keimbahnen von 2019. Darin glättet er die Differenzen in seinen Reihen nicht, sondern macht sie fruchtbar. Er tritt als plurale Versammlung auf, die sich mit einem äußerst komplexen, hoch umstrittenen Thema auseinandergesetzt hat – ohne zu einer gemeinsamen Haltung zu gelangen. Vielstimmig stellt er die unterschiedlichen Positionen zu ethisch brisanten Themen gleichberechtigt dar und macht sie in ihren normativen Vorannahmen und Konsequenzen durchsichtig. Damit kann der Ethikrat dem Gesetzgeber zwar keine klaren Richtlinien geben. Er kann jedoch Größeres: die Öffentlichkeit in einer mündigen Auseinandersetzung über ethische Streitfragen unterstützen. Solch eine Politikberatung brauchen wir – nicht zuletzt angesichts der ethischen Herausforderungen, die der Klimawandel bringen wird. Sie trägt dazu bei, dass wir in der Öffentlichkeit aus pluralen Perspektiven reflektiert über den Umgang mit ethischen Problemen von existenzieller Tragweite streiten können.
Kommentare 13
Einen Ethikrat, der Regierungspolitik absichert, braucht nur die Regierung.
Hoffnungen verstehen!?.
Oh, Welt der Menschen und ihr Moral ethisches erzählen, um angewandte Gewalt als legitim anzusehen.
Erzählt uns von einem richtig orientierten handeln, um Fortschritte in Arbeit und auf anderen Gebieten als weiße geistige Errungenschaften in unserer Kultur zu erleben, Sie an Kalendertagen zu zelebrieren, dies als Rituale der Hoffnung dann zu verstehen, obwohl wir nur seit dem Mittelalter einzig Wege erobern, um mit religiöser Unterstützung Handel Krieg und Ausrottung zu vollziehen.
Das ist ethisch, das ist moralisch der richtige Weg und der Grundsockel unserer Zivilisation, einer kolonialen Kultur, die auch die Philosophie im altgriechischen Sinn unterstützt, da Sie selber Hoffnung als neuen Horizont nicht versteht und wie bei uns allen, im hoffen darauf, nur private Interessen an Statussicherung und Wohlstand ausleben wollen.
All unser bestreben auf ein Klima ohne Fortschritt an Wachstum, was ja Ausbeutung hin zu neuer Gewaltausübungen heißt, lässt sich durch unsere Zivilisation als Kultur nicht verwirklichen.
Menschen müssen ausgegrenzt behandelt werden, damit die Praxis der Ungleichheit im zivilen sozialen Alltag auch seine gelebte Erfahrung, wie auch als stabile Sicherheit beim orientieren, sich weiterhin als Leitkultur bewahren kann. Das ist der Energieerhaltungssatz unserer Art aus zu leben.
Wir alle tragen Finsternis in unseren Herzen, die einzig Fortschritte an neuer Gewalt verschönert, um in diesem Licht steinzeitliches denken neu zu erlauben, neue Wege damit zu begehen, um Ressourcen für Arbeit und Industrie von anderen zu berauben und mit dem berauben auch diese anderen gleich zu töten.
Welche Hoffnungen hegen wir in uns, wenn wir das G als Genozide Ausgrenzungen für das zivile soziale Leben in Klassifikationen mit 1, 2, oder 3 und einem beweglichen + begehen?
Scheinbar braucht unser sozial ziviles verstehen in seiner Kultur dies kirchliche religiöse synodale verstehen, damit der zu erwartende Klimaschock ertragbar sei, über neue sortierte Menschengruppen zur modernen Sklavenhaltung bei Arbeit, Sport und Spiel unsere Ignoranz zu beleben, da dies ja inwendig Glücklich macht. Wir brauchen Untermenschen, wir brauchen Menschen die als Tiere gelten, um uns selber besser darstellen zu können.
Also hat sich seit dem Mittelalter im praktischen ausleben von Kultur nichts geändert und das finstere in uns beherrscht weiter unser denken, wie handeln auf diesem Planeten, um als Mensch würdig zu sein.
Moin, moin ~ Merci (!).
Moin, werter Autor ~
ich glaube, da sitzen Sie einem 'Bären' auf, die Vorsitzende dieses 'Ethikrats', Buyx, macht ihren 'Job' im Sinne der wirtschaftlichen 'Eliten' bzw. 'Profiteure' und deren 'Helfers-Helfer' in Politik, Main-Strem-Medien (MSM) etc., ganz so wie es 'vd574' zuvor beschrieben hat, und von daher kann ich 'vd574' nur Recht geben, dass die Menschheit in ihren 'Führern' sich nicht sonderlich von denen des Mittelalters und vielen Zeiten davor verhält ...
Schade eigentlich, dass wir dies - obwohl wir das 'Alles' eigentlich 'wissen' können, uns nicht davon 'befreien' und dieses sogenannte 'Eine Prozent' mit ihren 'Komparsen' in die 'Wüste' schicken - zumindest solange bis diese Menschulein nicht bereit sind tatsächlich auch 'Menschen' werden zu wollen ...
HerzLichsT ut Ostfreesland ~
Ethische Politikberatung traut sich jeder Zeitungsredakteur zu. Der Ethikrat ist verzichtbar, ähnlich wie der Normenkontrollrat. War mal gut gemeint, hat aber nichts gebracht.
stimmt die corona sache war furchtbar. man hatte das gefühl, die buyx hat ne profilierungssucht. andere sachen waren aber sehr hilfreich, zb die empfehlungen zu seltenen krankheiten- verweise ich immer am sozialgericht drauf, weil die richterschaft ja dazu tendiert, betroffene nicht für voll zu nehmen. aber der ethikrat bestätigt die probleme, die personen mit einer seltenn erkrankung haben.
Danke für das Antworten.
Oh mein Tanzbär philosophiert im der Freitag Kreuzworträtsel:
Kann es sein das Licht unsichtbar ist und nur durch absorbieren von Körpern sichtbar wird?
Ein Geist erlaubt sich so durch das sichtbar werden von Farbspiegelungen Inspirationen zu berechnen.
Wie verhält sich das dann mit unserem Auge und dem zusenden von Licht-Farbspiegelungen an das Gehirn?
Ich sehe Licht im dunkeln und kann denken und wahrnehmen. Nur im Kino sagt uns die Taschenlampenszene, dass stimmt nicht und will uns Angststress vermitteln.
Dann sage ich mal ganz frech, dass dunkle ohne Körper sichtbare ist das Licht, die dunkle Materie oder Energie, die 95%, die wir uns nicht erklären können.
So gesehen geht es meinem Bären im Kopf ganz gut.
Moin, lieber 'Tanzbär' ~
ebenfalls 'Danke-schön' und ich stimme Dir / Ihnen gerne zu (!) ...
Unsichtbares Licht, unsichtbare Gedanken, unsichtbarer Geist, unsichtbare Grundlage von Materie, unsichtbar ... Tja, was bedeutet wohl 'unsichtbar' bzw. was kann es alles bedeuten: Woher kommtdas Licht, die Gedanken, Geistiges ... (?!?) Wohin gehen diese, wofür stehen sie, haben sie Aufgaben o.Ä., ..., und natürlich warum das 'ALLES' (?!?) ...
Ich möchte jetzt gar nicht 'Antworten' darauf geben ... Nur ein paar 'Anregungen', mit denen ich mich schon lange beschäftige:
Licht, Gedanken, Geistiges bzw. erst einmal 'Nicht-Materielles' ist zuvor da und danach 'verwandelt' auch ... Sie 'schaffen, erzeugen fortwährend das 'Materielle' - zumindest solange wie dies 'nötig' ist um ihnen etwas 'hinzuzufügen', was zuvor nicht da war - ..., und im jeweiligen 'jetzt', der jeweiligen Gegenwart ist es an uns Menschen daran 'mitzutun' ...
Allet Leewe & Juhde ut Ostfreesland ~
Danke und finde das als eine gute Antwort.
»Wenn der Ethikrat mit seinen Empfehlungen an die Öffentlichkeit tritt und Handlungsanweisungen gibt, agiert er nicht als ethischer Aufklärer, sondern politischer Akteur. Er verleiht der Mehrheitsmeinung die Aura alleiniger ethischer Legitimation.«
Gibt er HandlungsANWEISUNGEN oder HandlungsEMPFEHLUNGEN? Doch wohl letzteres. Deutungen, Interpretationen. Die Mehrheitsmeinung benötigt keine Legitimation, ihre Durchsetzung funktioniert über soziale Mechanismen, die beißen können.
Ein Ethikrat zur moralischen Absicherung der herrschenden Politik hat etwas von Militärseelsorge und Feldgottesdienst...
Eine wichtige Betrachtungsweise der Ökologie, und der Systemwissenschaften generell, liegt im Beschreiben und Erkennen von 'Qualität versus Quantität' in den Funktionen und Beziehungen der Parameter.
Im Prinzip gilt diese Abwägung auch für viele Bereiche des täglichen Lebens, und auch beim Prozess einer Entscheidungsfindung.
Legen wir dieses Wortpaar einmal zur raschen Analyse des realen, repräsentativen Parlamentarismus an, wie er die letzten Jahrzehnte im Bundestag vom Vorschein kommt, erhalten wir schnell dieses Ergebnis:
Quantitativ:
Unabhängig von der Anzahl (total) der gewählten Repräsentanten, verkörpert die numerische Anzahl der Gewählten, z.B. nach Berufs- und Einkommensgruppen (ergo Sozialisation), nicht die quantitativen Elemente der entsprechenden Bevölkerungspopulation (sub-total).
Qualitativ:
Es gibt keinerlei qualitative Kriterien zur Eignung eines parlamentarischen Repräsentanten. Qualitative Merkmale werden - quasi durch die Seitentür - über die Anzahl der erzielten Wählerstimmen vermutet und anerkannt, ohne dass es dafür verifizierbare Indikatoren gibt.
In keinem wissenschaftlichen Modell hätte ein Versuch mit einem solchen Versuchsansatz auch nur den Hauch einer Chance.
Kein(e) Privatmann/frau würde nach solch einem Prinzip auch nur eine Armbanduhr kaufen.
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Beides, die quantitativen und die qualitativen Aspekte in den institutionalisierten parlamentarischen Prozessen müssen erheblich verbessert werden.
Dazu gehört auch der gesicherte (nachhaltige) politische und gesellschaftliche Impakt von Philosophie und Ethik, auf der qualitativen Seite.
'Rat', wie wir ihn kennen, reicht da nicht.
Das muss, besonders im Zusammenhang mit den Fragen der Anpassung an den Klimawechsel und der sogenannten ‚Klimagerechtigkeit, aber auch im Interesse der Akzeptanz unserer gesamten Mitwelt, erheblich verbessert werden.
Erheblich. Verbessert. Werden.
Der Ethikrat besteht nahezu ausschließlich aus Hochschullehrerinnen und -lehrern. Eine Gruppe, die staatliche Zuwendungen gewohnt ist und darüber hinaus die Möglichkeit hat, weitere Geldquellen zu erschließen, ohne deshalb mit ihrem Berufsethos in Konflikt zu geraten.
Es dürfte den Mitgliedern dieses Gremiums nicht leicht fallen, sich in die Wertevorstellungen der reinen Arbeitskraftverkäuferinnen hineinzufinden, um in diesem Soziotop Möglichkeiten ethischen Verhaltens bereitzustellen.
Nehmen wir das Mitglied Prof. Dr. theol. Kerstin Schlögl-Flierl. Sie ist außerdem seit 2016 Beraterin der Bischöflichen Unterkommission "Bioethik" der Glaubenskommission (I) der Deutschen Bischofskonferenz. Es würde mir sicher schwerfallen, von Frau Schlögl-Flierl ethische Leitlinien zu übernehmen, nicht zuletzt deshalb, weil Theologie, also Glaubenslehre, keine Wissenschaft ist.
bei seltenen krankheiten hat der ethikrat die politik gerade nicht abgesichert. sondern klar und deutlich gesagt, dass die politik zu wenig tut ich füge noch an, alles worauf das bmg verweist, sind fremde federn, zb datenbanken wie orpha.net werden von frankreich finanziert. auf eu ebene haben wir die seltsame situation, dass die brd die europäischen arbeitskreise mitfinanziert, aber es mangels nationaler gelder es keine teilnehmenden zentren gibt. naja brd halt peinlich wie immer, hauptsache die sparknute schwingt über alles was nicht partei und ministerium und anschlussverwendung ist.