Kontinent der Bäume

Gastkommentar 7.000 Kilometer lang soll Afrikas grüner Gürtel sein

Vor einem Jahr Juni entstand in London ein Fonds für den Regenwald im Kongobecken, der Congo Basin Forest Fund (CBFF). Das Startkapital, zweimal 200 Millionen Dollar, wurde zu gleichen Teil von Großbritannien und Norwegen gestiftet, zehn zen­tralafrikanische Länder zogen nach und wollen die Biodiversität der Region schützen (mit noch mehr als 10.000 Pflanzen-, mehr als 1.000 Vogel- und mehr 500 Säugetierarten). Immerhin ist der Regenwald im Kongobecken das zweitgrößte Waldökosystem und wird - nach dem Amazonas - gern als zweite Lunge der Erde zitiert. Das Biotop Kongobecken gewährt Nahrung und Lebensraum für 50 bis 55 Millionen Menschen. Und weil es sich um eines der noch wenigen geschlossenen Regenwaldflächen der Erde handelt, wird die Region zugleich als Kohlenstoffdepot und Klimaregulator geschätzt.

Tatsache ist aber, dass dieser Regenwald bald nur noch eine Erinnerung sein könnte, weil ein galoppierender Holzeinschlag, eine expandierende Agrarproduktion und ein vordringender Bergbau dem Revier zusetzen. Eine Schubumkehr bei der laufenden Entforstung im Kongobecken ist dringend notwendig.

Noch immer leben wir in dem Gefühl, unsere Wälder seien zwar bedroht, aber unerschöpflich. Wir können uns nicht vorstellen, sie aussterben zu sehen, wie auf der karibischen Hispaniola-Insel, auf Haiti oder in der Dominikanischen Republik. Besonders auf Haiti hat der Kahlschlag eine Bodenerosion ausgelöst, die ein armes Land weiter verarmen lässt und mehr denn je Unwettern aussetzt.

Vielleicht sollte Afrika einen "Tag des Baumes" dem Pflanzen neuer Wäldern widmen (womöglich eine ganz Saison zur Baumpflanzung) und Umweltschutz als Unterrichtsfach einführen, denn ohne umweltbewusste Bildung wird es auch künftig kaum sachkundige Umweltminister auf unserem Kontinent geben, die eine Ahnung haben, was zu tun ist. Leider gilt, dass die Generationen, von denen die Umwelt zerstört wird, zumeist nicht diejenigen sind, die darunter zu leiden haben - es sind die Nachgeborenen, die mit den Schäden konfrontiert sind.

Was Afrika daher braucht, ist nicht nur der Erhalt vorhandener Wälder, sondern ein Engagement für massive Aufforstungen auf dem gesamten Kontinent. Wir können das ohne weiteres selbst zustande bringen, wenn wir begreifen, wie falsch es beispielsweise ist, Naturwälder zu opfern, um expansiv Baumplantagen anzulegen. Das raubt unseren Kindern und Enkeln nicht nur den Wald, den sie zum Überleben brauchen, sondern auch das Wasser für die Landwirtschaft. Sie können es sich sparen, Wasserkraftwerke zu bauen, weil die Flüsse ausgetrocknet sind. Afrika gilt bereits heute als wasserärmste Erdregion. Deshalb können wir es uns einfach nicht leisten, Wasserläufe zu opfern. Deshalb verdienen die Anstrengungen des senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade Respekt und Aufmerksamkeit. Er fördert einen mächtigen grünen Gürtel von der Hauptstadt Dakar am Atlantik quer durch den Kontinent bis nach Djibuti am Roten Meer. Damit soll der Vormarsch der Sahara-Wüste aufgehalten werden. Um es mit den Worten von Wade auszudrücken: "Dieses Projekt besteht aus der Aufforstung eines 7.000 Kilometer langen und fünf Kilometer breiten Grün-Streifens quer durch die Sahara. Mit der Regeneration von Biodiversität planen wir dem Planeten eine neue grüne Lunge zu verschaffen, und somit gegen den Klimawandel anzukämpfen. (...) Wir haben über den Verlauf dieses Gürtels entschieden - jedes Land, das von ihm durchzogen wird, hat die Verantwortung für die Bepflanzung seines eigenen Territoriums übernommen."

Wangari Maathai ist Friedensnobelpreisträgerin 2004. Seit 2006 ist die Kenianerin Goodwill-Botschafterin für den Kongo-Regenwald

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