In seinem neuen Roman Magical Mystery lässt Regener einen alten Bekannten erzählen: Karl Schmidt, der Künstler, der am Ende von Herr Lehmann einen Nervenzusammenbruch erleidet, verläßt die betreute WG und geht mit ein paar Ravern als gute, drogenfreie Seele auf Tour. Die Blogger Goedzak und Calvani wollten es genauer wissen und trafen den Schriftsteller in der Freitag-Redaktion. Michael Angele drückte auf den Türöffner.
Goedzak: In den Rezensionen zu Ihrem Roman heißt es nun, dass Sie einen Schelmenroman geschrieben haben. Und ich habe geglaubt, das Wort kennt heute kaum noch jemand.
Sven Regener: Da wir hier beim Freitag sitzen: Peter Paul Zahl, Die Glücklichen. Ein Schelmenroman! Stand sogar auf dem Cover.
Goedzak: Danke für den Tipp! Dann stieß ich auf den Text von Leander Haußmann über Herr Lehmann, im Spiegel von 2001 ...
Regener: Der hat damit angefangen, der Schelm!
Goedzak: Ja, der sagte als Erster, Herr Lehmann ist Simplicissimus, und sein Dreißigjähriger Krieg ist der Alltag. Das stimmt. Ich muss gestehen, dass ich Schelmenromane mag, ich lese die Klassiker und suche immer neue Schelmenromane, finde aber selten welche. Und nun stellt sich die Frage, ob Karl Schmidt da reinpasst, ist er ein Lazarillo von Tormes?
Regener: Nee, das glaube ich nicht. Aber vielleicht kann man trotzdem von einem Schelmenroman sprechen. Der Simplicissimus ist einer, der nie die Absicht hatte, in eine Armee zu gehen, und der dann versucht, heil durch den Krieg zu kommen. Ich glaube, dass die Außenseiterposition hier wichtig ist. Dass der Schelm jemand ist, der eine ganz andere Agenda vertritt als die anderen. Während in meinem Roman alle nur versuchen, mit dieser bescheuerten Magical-Mystery-Idee von Raimund und Ferdi irgendwie klarzukommen, hat sie für Karl Schmidt eine ganz andere Bedeutung.
Goedzak: Die Tumbheit ist ohnehin oft eine Maske oder ein Kostüm, ein Narrenkostüm.
Regener: Ja, aber diese Tarnung benutzt Karl nicht einmal. Er ist ja zunächst ein Objekt, das Objekt von sozialpädagogischer und therapeutischer Arbeit. Das musste Karl Schmidt nach seinem psychischen Zusammenbruch wahrscheinlich lange Zeit auch sein. Dann entscheidet er sich, nicht in den Zug nach Uelzen, sondern nach Berlin einzusteigen. Uelzen bedeutet lückenlose Betreuung, festes Programm. Berlin dagegen bedeutet, er muss selber rausfinden, wie er leben will und wie das hinzukriegen ist. Zum ersten Mal nach fünf Jahren.
Michael Angele: Schelm wird er ja auch durch seine Reinheit. Er hat Abgründe, klar, aber er ist kein böser, sondern ein elementar guter Mensch: Karl Schmidt will, dass es auch den anderen gut geht.
Regener: Ja, viel mehr als Frank Lehmann.
Angele: Er hat etwas Unverdorbenes. Deshalb finde ich zum Beispiel die keusche Kussszene im Roman stimmig.
Carmen Calvani: Es gibt doch auch unverdorbene Küsse! Sie haben ja einen ziemlich sinnlichen Stil. Jeder weiß, wie man Suppe isst, aber Sie beschreiben, wie die Nudeln wie ein Vorhang aus der Suppe gezogen werden. Ihr Buch zu lesen, war wie Chili-Schokolade zu essen. Und dann gab es eben die Stelle, an der ich auf Pappe gebissen habe: als Karl und Rosa sich das erste Mal küssen. Sie schreiben nur: „Und dann küssten wir uns.“
Regener: Weil – und das ist ganz wichtig – ich die Perspektive der Ich-Erzählung so gerne mag, weil sie einen zusätzlichen Filter einbaut. Ich bin nicht gerne der allwissende Erzähler. Es muss realistisch sein, wie Karl erzählt und was er erzählt. Es gibt ja Dinge, die er nicht aufs Tapet bringt. Man weiß, wie zornig er auf seine Mutter zurückschaut, da müssen also Sachen passiert sein, von denen er einfach nicht erzählt. Ich habe mir Karl als einen Menschen vorgestellt, der selbst in diesem Redeschwall, in dem er die Geschichte erzählt, etwas Kontrolliertes hat. So jemand würde uns doch nicht sagen: „Und ich schob ihr meine Zunge rein“. Ich kenne die beiden Personen an dem Punkt schon. Ich habe sie vor Augen. Über hunderte von Seiten bin ich mit denen zusammen, und ich kann mir als Leser vorstellen, wie so ein Kuss zwischen den beiden aussieht. Wenn ich das zu dem Zeitpunkt in dem Buch nicht kann, dann hat der Roman versagt.
Calvani: Es gibt ziemlich am Ende des Buches fast noch mal den gleichen Satz, da heißt es dann: „Und dann küsste sie mich.“
Regener: Eben. So würde Karl Schmidt uns das erzählen.
Calvani: Sie nicht?
Regener: Es gibt in diesem Buch keinen, der nachfragt. Ich verstehe, dass man sagt: Das fehlt mir. Das tut mir dann leid, aber wenn man sich das nicht vorstellen kann, dann nützt einem auch die Beschreibung nichts. Es gibt eine wahnsinnig schöne Szene in diesem Johnny-Cash-Film, wo June Carter sagt: „Es tut mir leid, dass ich Sie enttäuscht habe.“ Das möchte ich hier auch sagen.
Calvani: Da kann ich dann auch sagen: Ich weiß doch auch, wie man eine Suppe isst.
Regener: Nein, das ist was anderes. Es geht hier um etwas Spezielles, es geht im Roman um eine Art von Suppen, mit denen Karl Schmidt keine Erfahrung hat. Das ergibt einen Sinn, sonst fände ich es sehr eitel, seitenweise zu beschreiben, wie jemand eine Suppe löffelt.
Calvani: Ich habe den Roman eher als Entwicklungsroman gelesen. Zu Beginn hat Karl überhaupt niemanden, dem er sich so verantwortlich fühlt, dass er mit ihm oder ihr bespricht, was er vorhat. Und am Ende gibt es Rosa, mit der er über seine Zukunft spricht, nämlich was sie davon hält, wenn er nach Berlin zieht.
Regener: Er fragt Rosa aber nicht, was sie davon hält, sondern er fragt sie, ob das ein Problem wäre. Das ist typisch Karl Schmidt. Er fragt nicht: Was hältst du davon? Er will nicht ihre Meinung wissen, er fragt, ob es ein Problem wäre. Das sind zwei ganz verschiedene Dinge. Wenn man nach einer Meinung fragt, will man, dass der andere urteilt. Wenn man fragt: Wäre das für dich ein Problem?, ist das eine ganz andere Sache. Im Grunde genommen fragt er: Würdest du es so verstehen, dass ich dir auf die Pelle rücke, wenn ich nach Berlin ziehe?
Calvani: Das ist der gleiche Punkt. Er könnte schließlich auch egal finden, ob sie denkt, dass er ihr auf die Pelle rücken will. Tut er aber nicht. Will sagen, ich sehe darin eine Entwicklung der Figur.
Regener: Da wäre ich jetzt gar nicht drauf gekommen. Aber das stimmt.
Calvani: Da sehen Sie mal, wie plastisch die Figuren für mich sind! Welche ist Ihnen denn am nächsten?
Regener: Ich bin allen nah.
Calvani: Allen?!
Regener: Allen. Es ist, wie wenn man sich aufspaltet in 20 Persönlichkeiten. Alle haben auf eine Weise Recht und natürlich auch Unrecht.
Calvani: Ich bin als Leserin sehr viel parteiischer.
Regener: Das finde ich völlig in Ordnung, das ist sogar der entscheidende Punkt. Als Leser hat man dieses Recht. Das ist ein Ausdruck dafür, dass das Buch funktioniert. Wenn man merkt, den mag ich und den nicht, dann haben diese Figuren ihre eigenen Charaktere. Das finde ich toll.
Calvani: Und Sie mögen jeden gleich?
Regener: Ich liebe sie alle ganz besonders. Ich liebe sie nicht alle gleich. Alle gleich lieben, klingt so: Die sind alle irgendwie okay. Nein, ich liebe sie alle ganz besonders, weil man Liebe nicht quantifizieren kann. Wobei ich sagen muss, es gibt Figuren, denen bin ich näher.Es ist im Grunde genommen wie im Film, da gibt es Hauptrollen, Nebenrollen, Kleindarsteller und da gibt es Statisten.
Calvani: Auch beim Film sind mir manchmal die kleinen Rollen näher als die großen.
Regener: Ja, aber selbst bei diesen Rollen sind mir manche näher, das heißt aber nicht, dass ich sie mehr liebe. Nehmen Sie Dave. Da wird schon ziemlich deutlich, dass die anderen den nicht mögen. Er ist ein Kleingartenspießer, wie er im Buche steht. Jede Firma hat so einen, der ist dafür da, die Rechnungen rechtzeitig nachzuprüfen. Diese Menschen halten auf eine ganz komische Art den Laden zusammen, und sind oft ganz furchtbare Leute. Auch Dave, trotzdem liebe ich ihn natürlich. Was wäre denn dieses Buch ohne ihn? Es ist doch total toll, dass Karl Schmidt mit der Zeit mitbekommt, dass er diesen Job von Ferdi nur bekommen hat, weil die anderen einfach keinen Bock haben, Dave dabei zu haben. Es wäre natürlicherweise Daves Job gewesen: immer nüchtern bleiben, nüchtern Auto fahren und sogar noch nüchtern Platten aufzulegen. Das ist doch toll, dass es so eine Figur gibt. Man braucht die doch. Ich lasse Ferdi über Dave richten. Er hasst ihn mehr als alle anderen. Ich muss mich darum nicht kümmern.
Goedzak: Am besten hat mir an dem Buch die Plastizität der Sprache gefallen. Ich habe überlegt, woran es liegt, dass man in jeder Szene soviel sieht, als würde man es erleben oder als Film sehen, obwohl die Sprache eher lapidar ist.
Calvani: Sie ist sehr kompakt, aber sinnlich.
Goedzak: Ja, du meinst sicher das Gleiche. Es liegt daran, dass im eigentlichen Sinn kaum beschrieben wird. Ich habe irgendwann zählen wollen, wie viele Adjektive vorkom- men. Ich habe fast keine gefunden. Es ist ganz wenig Beschreibung, aber ganz viel Erzählen von Geschehen. Und da reicht es mir dann auch, dass, wenn sich zwei küssen, dies nur mit „Sie küssen sich“ dargestellt wird.
Regener: Freut mich, dass ich Sie nicht enttäuscht habe! Wenn man anfängt, über so ein Buch nachzudenken, trifft man ja viele Entscheidungen. Man überlegt sich, aus welcher Perspektive es geschrieben werden soll, wie der Held sprachlich so drauf ist, wie sehr er sich selbst stilisiert, wie sehr er versucht, sich in ein bestimmtes Licht zu rücken, wie ehrlich er zu sich selber ist, im Erzählen. Aber eben auch in der Beschreibung der Dinge. Und letztendlich ist es so, und das ist vielleicht auch der Vorteil der Ich-Erzählung, dass von Anfang an deutlich wird, dass dieser Typ sich nicht lange damit aufhält, seinen Eisbecher „Monteverdi“ zu beschreiben. Offensichtlich ist der groß genug, um sich dahinter zu verstecken. Das ist ja echt fantastisch in so einer Eisdiele! Die Leutebestellen wirklich enorme Eisbecher! Noch Ananas oben drauf und ’n Schirmchen, wie in Die nackte Kanone dieser eine Drink. Die sehen wirklich alle so aus! Haben alle Farben der Welt und Liköre und so einen Kram. Und dann muss Karl einfach nur sagen, ich hab mich nicht hinter dem Eisbecher versteckt, wie ich das bei Werner getan hätte, und man kann sich schon vorstellen, was das für ein unglaubliches Teil ist. Manchmal reicht das. Und ich glaube, dass es darauf ankommt, dass man sich als Leser am Anfang daran gewöhnt, dass man sich den ganzen Scheiß denken muss. Dass man keine Beschreibung von Ferdi bekommt. Hat der Haare auf dem Kopf? Hat er keine? Hat er lange oder kurze? Man weiß es nicht. Raimund Schultes fehlende Haarpracht in der Eingangsszene wird nicht vermerkt, ist uninteressant. Karl Schmidt bemerkt einfach nur, dass er ihn an den Haaren nicht erkannt hätte, weil die Kokserfrisur aus den Achtzigern weg war.
Goedzak: Es gibt doch in Creative-Writing-Empfehlungen den Spruch: „Show, don’t tell!“
Regener: Ja, umgekehrt ist es so, dass man lernt, wie man Dinge beschreibt, wie man die Adjektive setzt. Das Problem ist, dass ich auch als Leser immer defizitär gewesen bin. Zum Beispiel Dashiell Hammett, den ich liebe, der sehr lakonisch ist, dessen Beschreibung der Leute, „eng zusammenstehende Augen“ etc., aber mir kaum hilft, einen Typen vorzustellen. Denn da denke ich immer gleich an jemanden, der aussieht wie mein Onkel Paul oder so ähnlich. Den setze ich dann selber da ein.
Goedzak: Aus dem, was die Figuren tun, wie sie handeln, entsteht ja auch ein Bild von ihnen. Mich haben Sie gleich am Anfang damit gekriegt, dass ich lesen konnte, wie Karl als Hausmeister in dem Kinderheim agiert. Wie er Stühle repariert oder mit dem – wie heißt das Ding, das Klo-Ding?
Regener: Pümpel.
Goedzak: Mit dem Pümpel rumläuft und spontan die Installation vor dem Sekretariat arrangiert und meint, der Pümpel wäre etwas...
Regener: ...too much, ja.
Goedzak: Oder diese Szene mit dem Jungen, der ausbüxen will, und der Alligatorenfütterung. Kleine, banal klingende Handlungen, die man miterlebt und die auch die Figuren lebendig werden lassen. Ist das ein ausgeklügelter Stil?
Regener: Das ist auch Lebenserfahrung. Ich hab mal als Hilfshausmeister in einem Kinderheim in Lüneburg gearbeitet, als Zivildienstleistender. Die Kinderheimszenen im Roman sind diesem Heim nachempfunden. Die Alligatoren gab es da und ich musste sie füttern. Auch die beiden kleinen Affen, die vom Tiertherapeuten kastriert werden, damit sie vor den Kindern keinen Sex haben können, gab es wirklich, so einen Scheiß kann man sich nicht ausdenken. Die Welt hält unglaublich viele Dinge bereit.
Goedzak: Neben der Handlung liest man lange Dialoge, es wird unglaublich viel gelabert. Kunstvoll gelabert.
Regener: Ja, das ist ausgedacht und komponiert. Wenn Olivier Messiaen eine Oper über Franz von Assisi macht, die sechs Stunden dauert, und davon allein zwei Stunden nur Vogelstimmen imitiert werden, dann ist schon klar, dass er ziemlich besessen ist von Vögeln. Und es ist auch klar, dass es was anderes ist, wenn ich jetzt die Amseln vom Tonband einspiele, oder ob ich sie von einer Oboe oder so darstellen lasse. Natürlich überlegt er sich dann ganz genau, wie er die Amseln in die Oper bringt. Das hat zwar sein Vorbild in der Natur, aber es ist nicht dasselbe. Ich kann mir solche Dialoge ausdenken, weil ich so ein Freak bin, der den ganzen Tag mit sich selber redet oder besser streitet.
Angele: Dieses literarische Labern ist für mich schwer auf den Begriff zu bringen. Es ist schon auch ein Gelaber, das zwischendurch gewaltig nervt, der Roman hat da auch ein paar Längen, finde ich, das aber auch Wahrheiten transportiert. Nehmen wir diesen Ausdruck „kon- taktstoned“. Das ist Jargon, der eine Welt trifft. Es gibt einige dieser Ausdrücke.
Regener: Die Leute singen ihr Lied, sie singen von sich selbst. Sie sagen: „Hallo, hier bin ich! Ich bin nicht scheißegal! Ich habe auch was! Ich bin Schöpfi! Und ich sage dir eins: Ich habe mich damals nicht ‚Frankie, der Waldspecht‘ genannt, weil ich ein Idiot war, sondern weil ich die Sachen aus dem Wald echt liebe. Wie diese Pilze, deshalb will ich die Suppe mit Pilzen!“ Ich liebe das!
Angele: Ja. Und gleichzeitig ist „Frankie, der Waldspecht“ auch bescheuert.
Regener: Ich finde, das ist ein herrliches Pseudonym für einen DJ!
Angele: Wie auch der Name des Labels „Bummbumm“. Bescheuert und trifft den Kern der Sache.
Regener: Man muss sich mal überlegen, da kommen 20.000 Leute in so einer Halle zusammen, weil da Bummbumm-Musik aufgelegt wird und ihnen das Freude macht. Das ist nicht irgendein Scheiß, das ist eine ganz große Tat. Und es gibt nur ganz wenige im Moment in der Kunst – und die Kunst beeinflusst unser gesellschaftliches Leben sehr stark –, bei denen so was möglich ist. Die Raver haben etwas zustande gebracht, was man nur ganz selten hinkriegt. Deshalb ist Karl Schmidts Perspektive als jemand, der das verpasst hat, so angenehm. Weil er so erzählen kann, dass man das ganz nackt mitbekommt. Ich verstehe gar nicht, warum dieses Rave-Ding einerseits eine so große Bedeutung haben und auch ein so enormes Medienecho erzeugen konnte, aber wie alles in der Kunst auch so unglaublich viel Ablehnung erfahren hat. Aber wichtig ist, dass der Grundrespekt für so etwas wie Techno durch so einen Roman, durch das individuelle Erleben des Helden eine Aura bekommt.
Angele: „Laberflash“ ist auch gut, der findet sich auch bei Rainald Goetz, von dem ja nicht nur das Buch Loslabern stammt, sondern auf eine ähnliche Weise über Rave geschrieben hat wie Sie, indem er die Leute labern lässt, und das gar nicht wertet, sondern im Grunde genommen die Form der Erzählung ist.
Regener: Rave von Goetz ist ein wunderbares Buch, aber es ist ein ganz anderes Buch. Sagen wir mal so: Wenn man zum Beispiel den „Hallen-Mogul“ Wolfgang Nöth kennt, weil man seit 30 Jahren Musik macht und auch in München immer, dann kann man das auch noch mal ganz anders deuten. Dann hat das etwas von einem Schlüsselroman. Ich glaube aber, dass Rave wirklich ein Buch über Rave ist, deshalb heißt es ja auch so, das ist ein ganz anderer Ansatz. Ich habe kein Buch über Rave geschrieben.Magical Mystery ist ein Buch über einen Ex-Verrückten, der nach wie vor einen Sprung in der Schüssel hat und versucht zurück ins Leben zu kommen und nach dem nächstbesten Strohhalm greift, was jetzt nun ausgerechnet der Rave-Strohhalm ist, weil sich kein anderer bietet. Die Geschichte wird en passant erzählt. So wie die Neue Vahr Süd auch kein Buch über die Bundeswehr ist, obwohl es zu großen Teilen in der Bundeswehr spielt.
Angele: Ja, das habe ich begriffen.
Regener: Begreifen ist nicht so wichtig, wir sind doch hier, um zu reden. Ich habe mal ein Buch mit Germar Grimsen gemacht, auf dem hinten nur draufsteht: „Was wollen wir? Nichts. Reden.“ Ein starker Satz, oder?
Sven Regener wurde 1961 in Bremen geboren. Seine musikalischen Wurzeln liegen im Kommunistischen Bund Westdeutschland, bekannt wurde er als Kopf von Element of Crime. Seit seinem Debüt Herr Lehmann kennt man ihn auch als Bestseller-Autor. Last but not least hat Regener in der Urheberrechtsdebatte die Stimme erhoben
Read and Meet ist ein Projekt aus der Freitag-Community. Das Gespräch mit Sven Regener ist das zweite aus dieser Reihe, das wir erst im Freitag abdrucken und dann auf unserer Website online stellen.
Die Langfassung gibt es im Blog von Calvani.
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