Krisenkiller Ökologie

Windräder Wieder einmal wird der Klimaschutz wegen der Wirtschaftsflaute zur Randexistenz verdammt. Dabei sorgen erneuerbare Energien heute mehr denn je für Arbeitsplätze

Bei der Eröffnung der Hannover Industriemesse hat Bundespräsident Köhler vor Wochenfrist klare Worte zum Klimaschutz gefunden wie sonst nur der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore. Der Schutz des Weltklimas sei die wichtigste Aufgabe der Menschheit im 21. Jahrhundert. Am Montag sagte Angela Merkel auf derselben Messe, mit Erneuerbaren Energien, Energie-Effizienz und allen neuen Technologien zum Klimaschutz könnten in Deutschland Hunderttausende neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Am Dienstag legte sie in Brandenburg den Grundstein für das erste Hybrid-Kraftwerk der Welt, mit dem die Erneuerbaren Energiequellen Windkraft, Biogas und Wasserstoff kombiniert produziert und problemlos gespeichert werden können, auch wenn der Wind nicht weht.

Zugleich erschien in dieser Woche eine Studie der Unternehmensberater von McKinsey, die prognostiziert, dass Technologien zur Energie-Effizienz eine Triebfeder der deutschen Wirtschaft beim Job-Aufbau sein und bis 2020 mindestens 850.000 Arbeitsplätze schaffen können. Für die deutsche Wirtschaft in der Tat eine große Chance, aus der Krise herauszufinden. Weshalb wird sie nicht konsequenter genutzt?
Zu den energieintensiven Branchen, die von mehr Energie-Effizienz profitieren können, zählt die McKinsey-Studie den Transport- und Verkehrsbereich ( zum Beispiel Elektroautos), die Gebäudetechnik (besser gedämmte Altbauten), den Maschinen- und Anlagenbau (effizientere Technologien), die Informationstechnologien (weniger Stromverbrauch) sowie die Energieerzeugung selbst ( Wind, Sonne und Bioenergie statt Kohle und Öl).

Die Studie weist auch auf die ökonomischen Gewinne hin, die eine ökologische Energieversorgung bringen wird: „Nach unseren Berechnungen können deutsche Unternehmen und Haushalte im Jahr 2020 ein Einsparvolumen von 53 Milliarden Euro gegenüber dem heutigen Niveau erreichen.“ Um das von seiner ganzen Tragweite der zu erfassen, muss man ergänzen, dass damit 25 Prozent der gesamten heutigen Energiekosten eingespart werden könnten. Klimaschutz ist also kostengünstiger als die bisherige Klimazerstörung. Und Klimaschutz ist kein Arbeitsplatz-Killer, sondern der Arbeitsplatz-Knüller im 21. Jahrhundert.
Warum beschäftigen sich Unternehmen und private Haushalte dann nicht stärker mit Energie- und Klimafragen? Weshalb wird die jetzige Wirtschafts- und Finanzkrise in dieser Hinsicht nicht viel mehr als Chance begriffen? Wir sollten endlich verstehen, umweltfreundlicheres Wirtschaften ist intelligentes Wirtschaften. Die Verbände der Erneuerbaren Energien haben auf der Hannover Messe angekündigt, dass schon in elf Jahren in Deutschland die Hälfte der gesamten Stromproduktion ökologisch erfolgen könne. Hier wird die Chance der Krise konkret.

Als Journalist setzt sich Franz Alt vehement für mehr ökologisches Bewusstsein und eine solare Weltrevolution ein. Seine Bücher und Arbeiten wurden mehrfach prämiert, unter anderem mit dem Adolf-Grimme-Preis, der Goldenen Kamera, dem ersten Deutschen Solarpreis 1994, dem Europäischen Solarpreis 1997, dem Umwelt-Online-Award und dem Umweltpreis der Deutschen Wirtschaft 2004.

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