Da hat sich der Autor einmal so richtig ausgekotzt und zieht über die her, die immer noch für den kubanischen Kampf ums Überleben und für Fidel Castro, die Hoffnung und Stimme für viele Unterdrückte, Sympathie und Anteilnahme haben. Ich bin durchaus dafür, dass wir, was in Kuba passiert, kritisch, aber solidarisch sehen. Aber "rangermäßig aufgemotzt und Bauernburschen-Dialekt" geht m. E. zu weit. Empörend finde ich, wenn Fidel Castro als Caudillo mit überlangem Überleben bezeichnet wird. Das klingt wie ein Vergleich mit dem Faschisten Franco. Schade um die Seite 11. Dort hätte ich mir eine differenzierte Betrachtung über die Politik der EU gegenüber Kuba gewünscht.
right>Hugo Köser, Bremen
Auf LKW-Schläuchen und Flößen, aus Latten hastig gezimmert, (einzelne gewiss wohl auch per Schiffs- oder Flugzeugpiraterie,) so seien in den Neunzigern 35.000 Kubaner übers Meer aus Castros Hölle geflohen, so Klaus Laabs flammende Anklage. Wie viele Tausende ertranken, bleibe "ihr Geheimnis im nassen Grab". Laabs vergisst nur zu erwähnen, dass es nicht der bärtige Tyrann und seine "Pappnasen" waren und sind, die ihre Landsleute an der Übersiedlung nach Miami hindern, sondern die USA selber. Wer nämlich von den US-Behörden ein Einreisevisum bekommt, kann ungehindert legal aus Kuba ausreisen, und seit langem fordert Kuba von der US-Regierung, nennenswert Ausreisewillige aufzunehmen. Die USA wünschen jedoch keine Masseneinwanderung aus Kuba, so wenig wie aus Haiti oder Mexiko. Ganz anders bei Flugzeug- und Schiffsentführern; sie kommen meist vorläufig auf freien Fuß, dürfen in den USA bleiben, werden überaus milde bestraft. Allerdings hindert das die Bush-Regierung keineswegs an der offiziellen Verlautbarung, jede weitere Flugzeug- oder Schiffsentführung aus Kuba in Richtung USA werde als "Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA" betrachtet - eine unverhüllte Kriegsdrohung, auf deren Hintergrund auch das schreckliche Todesurteil zu sehen ist. So viel zur Kennzeichnung eines Pamphlets, mit dessen Veröffentlichung der Freitag in konsternierender Weise seinen guten Ruf aufs Spiel setzt.
right>Bernd Dauer, Willstätt
Eine einseitige Berichterstattung ist niemals gut, auch wenn es um eine noch so gute Sache geht: Es ist zwar zutreffend, dass Kuba seit der Revolution von 1959 ein hohes Maß an sozialen Grundrechten entwickelt hat, namentlich die kostenlose Schulbildung sowie die medizinische Versorgung auf der Insel. Andererseits darf jedoch nicht vergessen werden, dass jegliche oppositionelle Tätigkeit immer noch hart bekämpft und bestraft wird - mithin mit dem Tode. Zwar sind die USA, wie der Autor richtig bemerkt, an erster Stelle, wenn es um die Kritik an Menschen- und Freiheitsrechten auf Kuba geht (die sie selbst oftmals ebenso nicht achten), es stimmt einen trotzdem nachdenklich, eine einseitig affirmative Parteinahme für Fidel Castro, als den quasi letzten Aufrechten unter den umliegenden kapitalistischen Ländern zu positionieren. So klug und von der Idee unwidersprochen richtig die Ideale der kubanischen Revolution gewesen sind, so hat sich in der über 40jährigen Herrschaft Castros doch eine bedenkliche gesellschaftliche Starre und politische Lethargie auf das Land gelegt, welche Unzufriedenheit nicht nur unter den Flüchtenden wachsen lässt.
right>Reinhard Schütte, Berlin
Einerseits ist es verständlich, dass man traurig ist, wenn jemand, mit dem man gern ein Glas Rotwein trinkt und der als potenzieller Übersetzungsauftrag gilt, inhaftiert wird. Aber die kubanische Bevölkerung und ihre Regierung haben andere Probleme als Herr Laabs - und es geht wirklich nicht um die Schwierigkeiten, einen Wunschfilm auf arte oder im ZDF zu platzieren.
Die 44 Jahre des Krieges, den die USA gegen Kuba führen, sind gut dokumentiert. Die Ressourcen, die dabei eingesetzt wurden und werden, sind inzwischen größer als die Mittel für covert operations, die von den Amerikanern gegen andere Länder geführt wurden - die militärischen Coups gegen Guatemala 1954, in Brasilien 1964 oder gegen Chile 1973, gegen Grenada 1983, gegen Nikaragua und El Salvador in den achtziger Jahren
1998, nach zehn Bombenanschlägen auf Hotels in Havanna, präsentierte Kuba dem FBI seine Informationen über die terroristische Aktivitäten, die von Miami ihren Ausgang nahmen, in der Hoffnung, dass die schlimmsten Gruppen wieder "unter Kontrolle" gebracht würden. Das Ergebnis war, dass die zehn kubanischen Agenten, die diese Information in Florida gesammelt hatten, durch das FBI verhaftet und danach zu drakonischen Strafen verurteilt wurden, zwei davon zu lebenslänglich.
Laabs´ politische Hetze gegen die kubanische Revolution gehört wirklich nicht in eine Zeitung, die sich links orientiert. Wer so etwas lesen will, hat Hunderte anderer Möglichkeiten.
right>Jan Ralske
Was der DDR die Mauer war, ist Kuba das Meer. Die "Republikflüchtigen" Kubas suchen in Miami ein besseres Leben. Wie Honecker ließ Castro Gorbatschow mit Glasnost und Perestroika abblitzen. Das Debakel, in das Gorbatschow hineintappte, war voraussehbar. Wie diejenigen, die für eine bessere DDR demonstrierten, hat Kuba seine Dissidenten mit aufrechtem Gang, aber die sind blind oder gleichgültig, was die Folgen sind. Nur die Perspektive Kubas ist unvergleichbar: Einst das Bordell der USA, wird es das nach Castro wieder sein, nur zivilisierter.
right>Kay Müller, Boiensdorf
Der Ton gegenüber Kuba wird rauer. Die großen Blätter wie der Spiegel - und nun wieder einmal auch der Freitag - schießen sich auf das ewige Ziel der Bacardi-Erben und der Batistianos von Florida ein: die kubanischen Revolutionäre. Diesmal ist neben Fidel Castro Kulturminister Abel Prieto dran. Die "Pappnase". Übrigens: Solche Begriffe versprechen nicht gerade eine emotionsfreie Debatte, aber die will Laabs ja auch nicht, von "frisch entfachter lange(r) Wut" getrieben. Will sie der Freitag? - Was die stete Wiederholung des schönen Wortes "Pappnase" soll, weiß Laabs natürlich: Irgendetwas wird schon hängen bleiben. Auf diesen groben Klotz gehört ein grober Keil.
Wovon man lebt, darf ja im Kapitalismus allgemein nicht gefragt werden. Also auch nicht bei "unabhängigen Presseagenturen" wie der von Rivero, nicht bei "christlichen Befreiungsbewegungen", die es in Kuba geben soll, wie deren angeblichen Jugendorganisationen. Wovon leben diese Leute, diese "Politiker", diese "Dissidenten"? Darüber kein Wort. Dass de facto der US-Staatshaushalt die "Hilfe für unabhängige Journalisten" in Kuba trägt, die CIA sie koordiniert, eine solche Information könnte ja schaden. Also wird sie verschwiegen. Dass die 75 Leute größtenteils Hausausweise der US-Interessenvertretung in Havanna hatten, dort ein und ausgingen, Geld, Technik und "unabhängige" Informationen erhielten - es wird verschwiegen. Dass sich der oberste US-Vertreter selbst rühmte, in Kuba die Opposition aufzubauen und zu einen - es wird verschwiegen!
right>Volker Wirth, Berlin
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