Eine knallrote Kuh steht auf dem Dach, ein rotes Kälbchen liegt daneben und beide Figuren tragen das gleiche weiße Kreuz wie die Schweizer Flagge, die über ihnen weht. Damit haben sich die Attraktionen allerdings schon fast erschöpft. Wie schon in den letzten Jahren nimmt die Schweizer Botschaft ihren Nationalfeiertag zum Anlass, sich in Berlin den deutschen Nachbarn zu präsentieren und Imagepflege zu betreiben. Doch diesmal fällt das „Fest“ deutlich bescheidener aus als gewohnt.
Gummi-Euter für die Gäste
Die meisten Gäste, unter denen viele Exil-Schweizer sind, kommen regelmäßig zu dem Fest am ersten August, und haben deshalb etwas anderes erwartet. „Und wegen so etwas bin ich jetzt hergekommen“, beschwert sich ein Mann direkt bei Botschaftsrat Heinrich Maurer, der hinter dem Tourismusstand Broschüren verteilt. Er ist nicht der einzige. Ziemlich viele Leute wollen von Maurer wissen, wieso es denn nichts zu essen gebe, nichts umsonst und keine besseren Attraktionen. Im letzten Jahr zum Beispiel, da wurden echte Ziegen durchs Brandenburger Tor getrieben. Das mit den Ziegen habe für einige Furore gesorgt, gibt Maurer zu, da sei es ja auch nicht so leicht mitzuhalten. „Wir machen ja nicht nichts, wir machen nur etwas anderes in diesem Jahr“, sagt er. Maurer versucht den Gästen wiederholt zu erklären, dass es diesmal ein kulturelles Rahmen-Programm gibt, im Berliner Radialsystem treten für mehrere Tage Schweizer Künstler auf, dort könnten sich die Besucher dann auch eine Bratwurst holen. Doch die Leute sind wenig einsichtig, sie wollen ein Volksfest spendiert bekommen, genau wie in der Vergangenheit.
Klischees in den Köpfen
Frau Paul wird unterbrochen von einer Dame, die ungeübt ins Alpen-Horn pustet, es klingt wie ein kranker Elefant. Eine Familie tanzt mit ihren Kindern zwischen den Holzkühen über den vertrockneten Rasen. Die Plastik-Kuh gibt weiter fleißig Milch statt Wasser. Alle wirkt so sauber und stilisiert, man will ja schließlich nur spielen mit den Klischees und eigentlich sogar damit aufräumen. Aber mit welcher Art von Imagepflege wären hier mehr Sympathien zu holen gewesen? Die Berliner hätten gerne lebendige Kühe gesehen, soviel ist klar. Und sie fühlen sich nicht genug willkommen. Vielleicht kann die Schweiz ja im nächsten Jahr Greencards verteilen. Oder einfach ein paar Buletten, das hält den Berliner bei Laune.
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