Kunst nach Chemnitz

Manifest Kunst ist immer politisch, sagen Ina Wudtke, Thomas Kilpper und Dieter Lesage. Sie sehen in ihr ein wichtiges Korrektiv
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 37/2018
Radikalität können sich nur die wenigsten leisten
Radikalität können sich nur die wenigsten leisten

Foto: after the butcher

Der Kunstraum in Zeiten politischer Polarisierung

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In seinem 2004 erschienenen Buch Malaise dans l’esthétique behauptet der Philosoph Jacques Rancière, dass die Kunst Anfang des neunzehnten Jahrhunderts von einem repräsentativen Regime, das sie bis dahin bestimmt hatte, befreit wurde und dass die Politik seitdem einem repräsentativen Regime entspricht. Während die Kunst formal frei wurde, wurde die post-revolutionäre, demokratische Politik einer repräsentativen Disziplinierung unterworfen. Ein doppelter Regimewechsel. Die Kunst wurde der Bereich der Radikalität par excellence, während die Politik Repräsentation betreiben sollte. Man könnte den Eindruck haben, dass diese Arbeitsteilung zwischen Kunst und Politik heute dazu füh