Lacht ihr nur

USA Donald Trump kandidiert erneut. Die Demokraten tun sich schwer, darauf eine Antwort zu finden
Ausgabe 24/2019
Ein paar Millionen Stimmen weniger verkraftet Donald Trump
Ein paar Millionen Stimmen weniger verkraftet Donald Trump

Foto: Nicholas Kamm/AFP/Getty Images

Wenn sich Donald Trump im November 2020 erneut um das höchste Staatsamt bewirbt, kann er durchaus gewinnen. Im weißen Amerika hat er haufenweise Fans. Wegen der Besonderheit des Wahlmodus mit dem Electoral College braucht er keine Mehrheit der Wählerstimmen, um zu siegen. Den ersten großen Schritt zur zweiten Amtsperiode hat der 72-Jährige bereits getan, indem er innerparteiliche Kritiker eingeschüchtert hat. Was heute in den USA allein zählt, ist Nähe zum Mann an der Macht. Folglich können die Republikaner auf Vorwahlen verzichten. Bei den Demokraten hingegen drängen sich rund zwei Dutzend Anwärter vor die Fernsehkameras, ihr Portfolio reicht vom demokratischen Sozialismus bis zum Bekenntnis, „die Mittelschicht nicht verunsichern“ zu wollen.

Wer die politischen Zustände verstehen will, kann sie nicht nach den üblichen Kriterien analysieren wie Interessensgruppen, Klassenkonflikte, Geldgeber und Machtkonstellation. Trump liefert seinen Wählern Konkretes, indem er die Gerichte umbesetzt, sich strikt gegen Abtreibung wendet und Steuern senkt. Zugleich ist Politik mehr denn je Glaubenssache. Man glaubt an Trump oder nicht, akzeptiert seine Realität oder nicht. In der Welt des Präsidenten sind Medien bekanntermaßen der Feind des Volkes, und Sonderermittler Robert Mueller hat nichts Negatives zu Tage gebracht.

Ein tiefer Graben liegt zwischen weißen Amerikanern, besonders der älteren Generation, und dem Rest. Trump gibt vielen Weißen das Gefühl, auf ihrer Seite gegen eine Zukunft zu stehen, in der sie unter die Räder kommen und Privilegien verlieren. Und er hat die Opposition erschöpft. Witze in den Comedy Shows über seinen schlecht sitzenden Anzug beim Dinner mit der britischen Königin wirken abgestanden. Dieser Präsident stürzt das Land von einer vermeintlichen „Krise“ in die nächste, sei es mit angedrohten Handelszöllen gegen Mexiko, der Verhängung des Ausnahmezustandes, um eine Grenzmauer zu finanzieren, dem Gepolter gegen die NATO, Kriegsdrohungen gegen den Iran, das Aussageverbot für einen Klimaexperten im Außenministerium, vulgären Beschimpfungen. Demokraten können da nicht mithalten. Es gibt gute Argumente, ein Amtsenthebungsverfahren würde Trump schaden, und gute Argumente, dass es ihm nützt und seine Leute noch mehr zusammenbringt. Der kommerzielle Medienapparat sabbert bei Trumps Tweets wie der Hund beim Pawlowschen Experiment.

Überdies ist die demokratische Wählerschaft ein kompliziertes Gebilde, lange nicht so beweglich wie die Republikanische Partei. Das Bildungsbürgertum ist dabei, untere Einkommensschichten, Schwarze und Latinos, identitätspolitisch ausgerichtete ethnische und LGBT-Verbände, Feministinnen, hoffentlich die Gewerkschaften und junge Amerikaner. Bei den Kongresswahlen 2018 haben die Demokraten gewonnen, weil ihre Kandidaten entschlossen gegen Trump antraten und gleichzeitig auf Wahlkreise zugeschnittene Programme vorlegten. Und jetzt soll ein Kandidat die diversen Strömungen unter einen Hut bringen?

Staaten statt Stimmen

Ben LaBolt, Pressesprecher von Barack Obamas Wiederwahlkampagne 2012, hat im Magazin The Atlantic Sorgen angemeldet. Trump mache seit dem Amtsantritt 2017 Wahlkampf, um mit seiner Basis in Kontakt zu bleiben. Obama habe das mit dem Mobilisieren seines Anhangs genauso getan. Trump führe zudem ganz gezielt Wahlkampf in den entscheidenden „Schlachtfeldstaaten“, in denen sich beide Seiten Chancen ausrechnen. Anderswo ist schon jetzt alles klar. Kalifornien und New York wählen demokratisch; Alabama, Mississippi, Wyoming, ziemlich der gesamte Süden republikanisch. Nur gut ein Dutzend Bundesstaaten, darunter Michigan, Wisconsin und Pennsylvania, gilt als ergebnisoffen. In diesen drei Staaten hat Trump 2016 mit knapp 80.000 Stimmen Vorsprung gewonnen.

Wenn am 3. November 2020 der demokratische Kandidat bzw. die Kandidatin gewinnen will, kommt es darauf an, dass in den entscheidenden Staaten genug Wähler demokratisch wählen. Dass, wie zu vermuten ist, Trump 2020 ein paar Millionen weniger Stimmen erhält, wird nicht entscheidend sein. 2016 lag sein Ergebnis fast drei Millionen Stimmen unter dem von Hillary Clinton.

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