Landeshauptmann in Übersee

Kommentar Schwarzeneggers triumphaler Triumph und Österreich

Einen absurderen Wahlkampf als den kalifornischen hat Österreich noch nie erlebt. Kronen-Zeitung, Politik, Stammtisch, alle machten mobil für unseren Mann in den USA. Fast niemand konnte sich dem entziehen, Nicht nur die christlichsoziale Landeshauptfrau der Steiermark hopste wie eine Sechsjährige im Dirndl und sang den "Stoakogler": "Steirermen san very good, very, very good for Hollywood", auch Alfred Gusenbauer, der als Juso noch von "Yankee-Jauche" gesprochen hatte, wenn es um Coca Cola ging, huldigte der nationalen Eintracht und klatschte mit im Austro-Chor: "Wer dafür keine Bewunderung aufbringt, dem ist nicht zu helfen", sagte der SPÖ-Chef. Und sein Klubchef Josef Cap meinte, Arnie vertrete in sozialen Angelegenheiten auch sozialdemokratische Ideale. Wir sind wie die Krone schlagzeilte: "Stolz auf Arnold".

Ein Land im Siegesrausch. So ähnlich könnte man Österreich beschreiben, nach diesem triumphalen Triumph, den uns unser Arnie da an der Westküste Amerikas beschert hat. Wir haben einen Landeshauptmann in Übersee. Unserem Selbstwertgefühl tut das genauso gut wie unseren Geschäften. Die heimische Wirtschaft weiß: Schwarzenegger ist unbezahlbare Werbung. "Join Arnold! Steirische Kürbiskerne machen es möglich!", heißt es in einer Anzeige in der Kronen-Zeitung.

Österreich ist wieder wer. Niemand verwechselt uns mehr mit Australia. Die Waldheim-Geschichte ist vergessen, und auch die Sanktionen der EU sind Schnee von gestern. Der Sieg Arnold Schwarzeneggers war zweifellos das größte nationale Ereignis der letzten Jahre. Schwarzenegger, das ist der österreichische Nestentschmutzer. Ein kulturindustrieller Turboreiniger, Marke wisch und weg.

Schwarzenegger ist freilich nicht, wie manche meinen, Österreichs Rache am freien Westen, er ist, was ja viel schlimmer ist, der freie Westen pur, der als Großösterreich all seine Gstanzln spielt. Styria and California stehen prototypisch für das abendländische Gesamtreich, wo die Leuchten erstrahlen und die Lichter nie ausgehen. Zumindest letztere werden hierzulande von der STEWAG (Steirische Elektrizitätswerke AG) noch relativ ordentlich - das heißt, ohne Stromausfälle - garantiert. Dass der selbsternannte Aufräumer, der ja selbstverständlich ein Anhänger des Wirtschaftsliberalismus Milton Friedmans ist, nun als erstes gleich zu Papa Staat läuft, um Freund Bush um Geld für den maroden Teilstaat anzupumpen, sagt alles. Aber fällt so was noch auf?

Nur Hitler und Riefenstahl dürfen in diesem Stück nicht positiv genannt werden, doch wer genau schaut, sieht und weiß, wie sie in diesem Spektakel spuken. Niemand sage Arnolds Inszenierung habe nichts von alledem und Hollywood sei ganz anderes, nämlich ein antifaschistischer Schutzwall. Dass die Leute ihm so zujubeln wie Hitler in Nürnberg hatte sich der junge Arnold dereinst gewünscht. Nun, einen Hauch davon wird er nach dem Sieg schon gespürt haben. Moderne Führer nennen das "Leadership".

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