Leere Adern

Verkorkste Liebesgeschichte In Anke Stellings und Robby Dannenbergs Roman "nimm mich mit" können Ost und West mit ihrer neuen Freiheit wenig anfangen
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Wie viel Geschichte braucht man zum Leben? "Inzwischen ist sie abhängig von dem, was einmal war. Das ertrage ich nicht." Eine Plattenbau-Siedlung irgendwo in Leipzig. Es muss zu Beginn des Jahres 1999 sein. Die 24jährige Miriam besucht kurz nach Sylvester ihre Mutter. Sie hat einen neuen Freund. Viel zu sagen haben sich die beiden Frauen nicht. Mit der neuen Zeit, die nach der Wende begonnen hat, kann die alte Frau nichts anfangen. Mit der alten aber auch nicht. Sie will sich nicht an das erinnern, was gewesen ist. Sie will nur noch in Ruhe gelassen werden. Manchmal wiegt die Geschichte zu schwer, um damit weiter zu leben. Gerade deswegen lebt sie viel stärker im Banne ihres früheren Lebens als sie selbst es sich vielleicht wünscht.
Erinnerungsresistenz und Erinne