Leidenschaft "Abrechnung"

POLEN Die Gerichte bleiben mit Fällen aus der staatssozialistischen Ära noch auf Jahre versorgt
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Was in Deutschland unter der Rubrik "Vergangenheitsbewältigung" abgehandelt wird, beschäftigt Polen seit über 150 Jahren regelmäßig und könnte vom Wesen des Vorgangs her "Abrechnung mit der Vergangenheit" genannt werden, eine stets patriotisch gefärbte Suche nach Schuldigen für nationale Niederlagen, nach Verrätern an der Sache Polens und nach politischen Verbrechern - eine Tradition der Leidenschaft. Jede Generation nach den verlorenen Freiheitskämpfen des 19. Jahrhunderts bereicherte diese Kontinuität mit eigenen Doktrinen: die "Warschauer Schule" ebenso wie die nach Krakau benannte. Im 20. Jahrhundert setzten das die "Aktivisten" wie "Passivisten" bis zu den um Marschall Pilsudski (*) gescharten "Sozialisten" fort. Alle bedienten si