Lesen ist nicht alles

eBooks Amazon bringt den Kindle raus. Die Konkurrenz setzt auf multifunktionale Lesegeräte

Egal wie gut oder schlecht das Produkt ist, Fakt ist, dass Menschen nicht mehr lesen. 40 Prozent der US-Amerikaner lesen ein Buch oder weniger im Jahr. Das ganze Konzept ist von vornherein fehlerhaft, weil niemand mehr liest.“ Drastisch kanzelte Steve Jobs, Apple-Chef und IT-Prophet, im letzten Jahr Amazons Lesegerät „Kindle“ ab. Unverdrossen brachte am Montag der Internet-Versandhändler das eBook-Gerät international auf den Markt. Direkte Konkurrenz muss Amazon von Steve Jobs nicht befürchten. Die Konkurrenten, Apple und Microsoft, entwickeln multifunktionale Lösungen, die en passant auch als eReader funktionieren: Zwischen Laptop und Handy sollen die tastaturlosen Tablets Büro und Alltag weiter digitalisieren.

Der etwa 300 Euro teure Kindle hat eine Besonderheit: Ein eigener kostenloser Mobilfunkanschluss bietet in 100 Ländern Zugang zum Amazon-Shop. Bezahlt wird nur für den Text. Im Angebot sind bisher 272.000 (fast nur englische) Bücher und einige Zeitungsangebote. Inhalte fremder Anbieter sind für das Kindle gesperrt. Das Lesegeräte verwendet einen Bildschirm mit eInk-Technik. Echte Farbpartikel brauchen nur ein einziges Mal Energie für den Bildaufbau und bleiben dann stehen – der Akku hält wochenlang. Zwar soll der Kontrast annähernd Buchqualität haben, aber das Bild hat nur 16 Graustufen und baut sich in etwa einer Sekunde auf. Für Illustrierte, Bildbände, Videos oder simple Vorgänge wie Zoomen und Scrollen ist es also kaum geeignet.

Seit Mitte des Jahres kursieren erste Bilder von der Konkurrenz aus dem Hause Apple: Deren Tablet sieht aus wie ein DIN-A4 großes iPhone und wird vermutlich auch so bedient. Der Einstieg der Kalifornier in den Markt (erwartet wird Anfang 2010) ist erstaunlich, sie haben das Terrain bislang gemieden. Als ortsunabhängiger Minicomputer zum Surfen, Lesen, Telefonieren und E-Mail schreiben hat es großes Potential. Zum längeren Lesen eignet sich die LCD-Technik nicht. Es wird gemunkelt, dass Apple mit der New York Times kooperiert. Dann kann das Tablet eine direkte Konkurrenz für das Lesegerät Kindle werden.

Von Microsofts Tablet „Courier“ existieren bislang zwei Werbevideos. Es kommt ebenfalls ohne eine eigene Tastatur aus. Erwartet wird das neue Produkt für Mitte 2010. Es besteht aus zwei LCD-Bildschirmen, die durch ein Gelenk verbunden sind. So soll das klassische Notizbuch ins digitale Zeitalter geführt werden. Man kann surfen, Texte mit einem Stift schreiben, Termine und Kontakte ­verwalten und so weiter. Eine Herausforderung für den Hersteller wird die Energieversorgung. Die vorgeführten Funktionen kommen nicht ohne eine leistungsstarke, also wenig sparsame Hardware aus.

Eine Revolution der Medienlandschaft wie durch den MP3-Player muss man von den drei Geräten nicht erwarten. Der eInk-Bildschirm des Kindles eignet sich nur zum Lesen. Schon für PDFs ist das Kindle nicht wirklich brauchbar. Die eInk-Technologie ist ohnehin schon seit 2004 auf dem Markt, bisher aber ohne große Relevanz. Amazon versucht nun, das Gerät mit großem Angebot attraktiv zu machen. Die Shop-Kopplung ist bestechend einfach, der hohe Preis lässt dem analogen Buch aber einen ordentlichen Vorsprung.

Apple und Microsoft folgen dem grundsätzlichen Trend zur Integration von Internet, Office, Musik und Video und können damit einen hohen Preis rechtfertigen. Technologisch aber bieten sie nichts grundsätzlich Neues.

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