Let there be Pop

Musik Auf ihrem neuen „roten Album“ präsentieren sich Tocotronic wie nach einer Ayurveda-Kur auf Bali – schlank, entschlackt und aufgeräumt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 18/2015

Das Schöne an Tocotronic ist zugleich das Schreckliche an Tocotronic. Diese Gruppe hat einen Anspruch an sich selbst und an ihr Publikum, und diesem Anspruch bleibt sie seit über 20 Jahren treu. Das ist schön, weil auf hohem Niveau verlässlich. Und es ist schrecklich, weil jedes neue Album als Referenzgewitter zu einer Exegese herausfordert, wie sie normalerweise eher in akademischen Seminaren gepflegt wird. Wer unter Ausblendung der Texte einfach nur die Musik hören möchte, handelt unterkomplex und wird dem Album nicht gerecht.

Ideal wäre es, könnte man beim Mitwippen ein mitgeliefertes Reclam-Heftchen mit den kommentierten Lyrics studieren. In den Fußnoten tauchten dann Theoretiker wie Roland Barthes oder Pierre Bourdieu auf, der Genuss wä